Passionskonzert mit musikalischen Raritäten

Losheim. Das schier unerschöpflich erscheinende Kantatenwerk Johann Sebastian Bachs für den liturgischen Gottesdienst beinhaltet erstaunlicherweise lediglich zwölf Solokantaten. Wiederum nur drei davon wurden für Bariton komponiert, darunter "Der Friede sei mit dir", die in dem Konzert erklingen wird

Losheim. Das schier unerschöpflich erscheinende Kantatenwerk Johann Sebastian Bachs für den liturgischen Gottesdienst beinhaltet erstaunlicherweise lediglich zwölf Solokantaten. Wiederum nur drei davon wurden für Bariton komponiert, darunter "Der Friede sei mit dir", die in dem Konzert erklingen wird. Eröffnet wird die Kantate BWV 158 mit einem nur vom Cembalo begleiteten Rezitativ, das mehrfach auf den einleitenden Ostergruß "Der Friede sei mit dir" zurückkommt. Darauf folgt das Herzstück der gesamten Kantate, eine besonders kunstvoll gestaltete Arie.Darin kombiniert Bach die koloraturreiche Bariton-Stimme des Liedes "Welt, ade, ich bin dein müde" mit dem cantus firmus des Chor-Soprans.Über das vom Continuo gestützte Stimmgefüge erklingt in reichen Figurationen eine Solovioline, deren Stimmführung tiefere Klangregionen fast völlig vermeidet, woraus man schließt, dass diese Partie auch für Querflöte konzipiert gewesen sein könnte. Nach einem weiteren Rezitativ endet die Kantate mit dem Schlusschoral "Hier ist das rechte Osterlamm", der fünften Strophe des Luther-Liedes "Christ lag in Todesbanden". Georg Christian Schemelli war Zeitgenosse Bachs und veröffentlichte 1736 in Leipzig sein "Musicalisches Gesangbuch", an dem auch Bach mitarbeitete. Es enthält 954 geistliche Lieder, von denen jedoch nur 69 mit Noten versehen sind. Sieben Gesänge sind zu hören, teils vom Solo-Bass, teils von der Evangelischen Kantorei, jeweils mit Begleitung der Continuo-Gruppe.Weiterer Programmpunkt: Partita über den Choral "Sei gegrüßt, Jesu gütig" für Orgel solo. Diese Partita zählt zu Bachs Meisterwerken der Virtuosität. Der Choral stammt von dem lutherischen Pastor Christian Peymann (1607 - 1662) aus Pankritz in Böhmen. Wolfgang Fortners (1907 - 1987) geistliche Abendmusik "Herr, bleibe bei uns" wurde in der "Stunde Null" komponiert und uraufgeführt. Die Kantate ist geprägt von den inneren und äußeren Zerstörungen am Ende des Zweiten Weltkrieges. Damals brach eine Welt zusammen, in Schutt und Asche gingen Ideale unter, Hoffnungen mussten begraben werden und das nicht nur ideell, sondern sehr konkret.Die Texte aus dem Alten und Neuen Testament, die Fortner zugrunde legte, beklagen zum einen die Vergänglichkeit des Menschen und seiner Werke, bekräftigen aber zum anderen die Ergebung in den Willen Gottes und das Vertrauen der Seele auf Gottes Trost und Frieden. Die Aussage und die expressive Tonsprache der Kantate hat auch nach über 60 Jahren nichts von ihrer Aktualität verloren.Eintritt: zehn Euro, ermäßigt sieben Euro. Schüler frei.

Auf einen BlickDie Mitwirkenden: Die Solisten des Abends sind Alexander Lauer, Bariton (Foto: SZ), und Christian von Blohn, Orgel. Die Evangelische Kantorei St. Ingbert und ein Instrumentalensemble sind die weiteren Mitwirkenden unter der Leitung von Helmut Haag. red

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