Erdgas Nur noch eine Erdgas-Tankstelle im Kreis

Losheim am See · Ausgebremst: Zu wenige Autofahrer setzen im Grünen Kreis auf Erdgas. Deshalb musste die Losheimer TWL-Tankstelle schließen.

 Halter von Erdgas-Fahrzeugen im Landkreis Merzig-Wadern müssen künftig zum Tanken nach Merzig fahren.

Halter von Erdgas-Fahrzeugen im Landkreis Merzig-Wadern müssen künftig zum Tanken nach Merzig fahren.

Foto: picture alliance / dpa/Arne Dedert

Mit 800 Kilogramm Erdgas haben die Technischen Werke der Gemeinde Losheim im Jahr 2014 die Anschaffung eines Erdgasfahrzeugs gefördert. Gleichzeitig sollte mit der Aktion die Erdgas-Tankstelle der Gemeinde beworben werden. An der TWL-Tankstelle in Losheim konnten Halter von Erdgas-Autos den dafür benötigten Kraftstoff CNG (Compressed Natural Gas) erwerben.

Nun, drei Jahre später, ist der Traum einer umweltfreundlichen Tankstelle geplatzt. Die Erdgas-Tankstelle in Losheim, die neben nur einer einer weiteren Tankstellen im gesamten Landkreis, Erdgas verkaufte, musste schließen. „Wir bedauern die Schließung sehr“, gibt Geschäftsführer Josef Theil bekannt. „Erdgas ist ökologisch wirklich sehr sinnvoll, aber die Tankstelle hier in Losheim weiter zu betreiben lohnt sich aus wirtschaftlicher Sicht leider nicht.“ Erdgas anzubieten, sei mit einem hohen Aufwand verbunden, berichtet Theil weiter. Durch ständige Wartungen und Überprüfungen entsteht ein enormer Kostenblock, der gedeckt werden muss. „Seit 2005 haben wir immer wieder Geld investiert, um die Tankstelle am Laufen zu halten. Leider hat es nicht gefruchtet. Ganz im Gegenteil: Es ging rapide bergab“, sagt der TWL-Geschäftsführer.

Für Kunden, die sich auf das Förderangebot der Stadtwerke eingelassen haben, hat sich das Anschaffen eines Erdgas-Autos dennoch gelohnt. Erdgas ist im Vergleich zu anderen Kraftstoffen günstiger und ökologischer. Ein Erdgas-Motor stößt zudem kaum Feinstaub und nur wenig Stickoxid aus. Stickoxide und Feinstaub sind vor allem bei den umstrittenen Dieselmotoren ein Problem, da sie nachweislich gesundheitsschädlich sind.

Haben im Jahr 2014 noch zwölf Stadtwerke der Gemeinden im Saarland den Kauf von Erdgas-Autos mit entsprechenden Prämien gefördert, darunter auch Merzig und Losheim, waren es im letzten Jahr nur noch fünf. Im Saarland gibt es laut des Wirtschaftsministeriums 758 Autos mit Erdgasantrieb (Stand 1. Januar 2017), nur 49 davon sind im Grünen Kreis zugelassen. Seit 2017 gibt es keine Förderung mehr für Erdgas-Autos in der Region.

„Die Sache kam einfach nicht so richtig ins Rollen“, sagt Josef Theil, Geschäftsführer der Technischen Werke Losheim, über den Rückkang von Erdgas-Fahrzeugen. Seiner Meinung nach haben auch die Hersteller viel zu wenig zum einem möglichen Erfolg beigetragen, denn es werden kaum „attraktive“ Fahrzeuge mit einem Erdgastank angeboten. „Mit attraktiv meine ich zum Beispiel Autos, wie den VW-Golf, also Massenfahrzeuge“, so Theil. Auch sei die Pflege der Fahrzeuge den Kunden nicht leicht gemacht worden: Erdgas-Autos können nur von Werkstätten repariert werden, die speziell geschulte Kfz-Mechaniker haben.

Die Stadt Merzig, momentan die letzte Anlaufstelle für Kunden mit Erdgas-Fahrzeugen, hat schon im Jahr 2015 die Förderung eingestellt. „Wir haben Erdgas nicht mehr beworben, weil sich die politische Lage geändert hat“, erklärt der Geschäftsführer der Stadtwerke Merzig, Daniel Barth. „Erdgas war zunächst bis 2017 steuervergünstigt. Der Bundestag hat nun kurzfristig diese Vergünstigung weiter bis 2026 verlängert. Danach soll stufenweise abgebaut werden“, so der Leiter der Merziger Stadtwerke. Da man nicht wisse, was danach auf die Kunden zukomme, rät Daniel Barth vom Kauf eines Erdgas-Fahrzeugs ab.

In Merzig nimmt die Nachfrage nach Erdgas ab. „Wir verkaufen hier um die 45 000 Kilogramm Erdgas pro Jahr. Seit den letzten fünf bis sechs Jahren nimmt diese Zahl stetig ab“, berichtet Daniel Barth. Er sieht, ebenfalls wie Josef Theil, das Problem in der Vermarktung des Kraftstoffes: „Eine Marktdurchdringung ist leider nicht gelungen. Die Automobilindustrie und auch die Politik haben das Thema einfach nicht genug gepusht.“ Ebenso weist der Stadtwerke-Leiter auch auf den Mehraufwand hin, die Erdgas-Tankstellen mit sich bringen, wie zum Beispiel aufwändige und kostspielige Wartungen. Die Vorteile eines Erdgas-Autos sieht Daniel Barth dennoch: „Erdgas ist sehr sehr sauber und emitiert viel weniger CO2.“

Warum jedoch immer mehr Stadtwerke, die Anschaffung eines Erdgas-Autos nicht mehr fördern, erklärt Doris Seinsoth, Leiterin der Technischen Werke Saarwellingen,  vom Intiativkreis „Das Saarland gibt Gas“: „Mit Erdgas zu fahren ist sinnvoll und rechnet sich wirtschaftlich. Warum sollte man also etwas fördern, was sich für den Verbraucher sowie lohnt? Anfangs wurde die Anschaffung gefördert, um das Thema bekannt zu machen.“ Den mangelnden Erfolg begründet sie ebenfalls mit unzureichender Vermarktung der Autohersteller sowie der Politiker. Weiterhin berichtet die Vorsitzende der Initiative, dass sie zurzeit einen Umbruch beobachtet: „Es ist spürbar, dass gerade im Moment Erdgas bei den Leuten ankommt, denn mittlerweile sind die Fahrzeuge ausgereifter. Man merkt keinen Unterschied zu Benzinern, nur dass hinten nichts rauskommt und das Auto viel leiser ist und zudem noch umweltfreundlich.“ Doris Seinsoth hofft, dass nicht noch mehr Erdgas-Tankstellen geschlossen werden müssen.

Trotz der Schließung der TWL-Tankstelle in Losheim gibt es für Erdgas-Kunden immerhin noch die Möglichkeit Benzin zu tanken, denn die meisten Autos haben Tanks für beides.

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