Bericht über Auslandsjahr in den USA Von Chicago ging’s gleich weiter nach Orlando

Statt im heimischen Losheim verbringt die 16-jährige Schülerin Nina Terwort fast ein Jahr lang in den USA. Ihr zehntes Schuljahr absolviert sie nämlich im Bundesstaat Indiana in einer familiären Highschool. Von dort berichtet sie in der SZ regelmäßig über ihre Eindrücke.

 Ninas Gastbruder Carson (Mitte), ihre Gastschwester Hailey (rechts) und Nina genießen den Sonnenschein am Strand in Florida. Von ihrer Gastfamilie, bei der sie seit acht Monaten lebt, gerät die junge Losheimerin ins Schwärmen. Das Thema Abreise versuche – man so gut es geht – aufzuschieben.

Ninas Gastbruder Carson (Mitte), ihre Gastschwester Hailey (rechts) und Nina genießen den Sonnenschein am Strand in Florida. Von ihrer Gastfamilie, bei der sie seit acht Monaten lebt, gerät die junge Losheimerin ins Schwärmen. Das Thema Abreise versuche – man so gut es geht – aufzuschieben.

Foto: Nina Terwort

Der März war definitiv bisher einer der aufregendsten Monate hier in Amerika. Nachdem ich im Februar mit ein bisschen (harmlosem) Heimweh zu tun hatte, ging es für mich Anfang März im Rahmen eines Schulausfluges nach Chicago. Allein schon die sechsstündige Fahrt – in Minibussen mit 24 Schülern – war ein Vergnügen und purer Spaß. Nach unserer Ankunft besuchten wir einige Kunst-, Geschichts-, und Physikmuseen. Außerdem ein Unternehmen names „Fermi Lab“, in dem Physiker aus aller Welt zusammen kommen und an wissenschaftlichen Recherchen arbeiten, Versuche vollziehen oder an neuer Technologie herumtüfteln. In der Stadt gibt es ein großes Wissenschaftsmuseum, in dem wir eine Menge zu gucken, lernen und mitmachen hatten. Wir sind unter anderem durch eine Mine gefahren, konnten einen eigenen Minitornado auslösen oder einen kleinen Heißluftballon in die Luft bringen. Auf dem Programm stand zudem noch der Besuch eines Aquariums, mit Unmengen an außergewöhnlichen Fischarten und einer tollen Show mit Delphinen.

Später dann machten wir Bilder an der berühmte „Bohnen“-Skulptur und in einer Glasbox 1400 Fuß (rund 450 Meter) über dem Boden auf dem berühmten Willistower. Chicago ist unter anderem für seine „Deep-Dish-Pizzen“ bekannt. Die konnten wir uns selbstverständlich auch nicht entgehen lassen. Dabei handelt es sich um eine Pizza, die so hoch ist und so aussieht wie ein Kuchen. Der Trip nach Chicago war ein voller Erfolg, und dementsprechend waren wir auch alle traurig, als es dann nach fünf Tagen wieder auf den Weg nach Hause ging.

Jedoch standen für uns alle die Frühlingsferien schon direkt vor der Tür. Nur zwei Wochen später habe ich also meine Handschuhe, Mütze, und Stiefel ausgetauscht gegen Bikini, Flip-Flops und Sonnenbrille. Auch hier zeigt sich nochmal, wie viel Glück ich wirklich mit meiner Gastfamilie habe, die mich für die Ferien nach Florida mitnahm! Auch die 14-stündige Fahrt vom zentralen Indiana zum Strand in der Nähe von Orlando verging aufgrund enormer Vorfreude fast wie im Flug. Dort angekommen, stand neben Shopping und Strand auch ein Besuch im Museum an.

Im Gegensatz zu Chicago habe ich in Florida die Stunden am Strand besonders genossen. Auch hier fällt mir wieder etwas auf, das ich vorher noch gar nicht so bemerkt hatte: Weil mein Gastvater früher für die amerikanische Marine gearbeitet hatte und somit ein Veteran ist, bekommen wir in so gut wie jedem Geschäft einen Rabatt. Als wir unter anderem Eintritt für einen privaten Strandbereich bezahlen wollten, bekam er eine lebenslange Freikarte, die für mehrere Locations in ganz Amerika gilt.

Ich finde das einfach bewundernswert und toll, den Menschen auf diese Weise zu danken und seinen Respekt auszudrücken. Ich lebe jetzt seit acht vollen Monaten bei einer anderen Familie, und beim gemeinsamen Familienurlaub fühlte ich mich somit auch nicht fehl am Platz. Man kennt nun schon die gegenseitigen Angewohnheiten, Präferenzen, Lieblingssänger, Lieblingsessen, Freunde, und meine Gasteltern und deren Kinder sind einfach so viel mehr als nur Leute, bei denen ich wohne. Vor allem meine 18-jährige Gastschwester Hailey, mit der ich mir im Urlaub auch ein Zimmer geteilt habe, ist für mich eine neu gewonnene Freundin.

Und auch neben Hailey habe ich viele wirklich enge Freundschaften hier geschlossen, und wir versuchen alle das Thema Abreise – so gut es geht – aufzuschieben. Nach meiner wirklich einzigartigen Cheerleadingzeit beginnt nach den Ferien die Tennissaison, die ich auch kaum erwarten kann. Meine Cheerleadingzeit endete mit einem perfekten Abschluss, bei dem ich eine Auszeichnung für „outstanding performance“ bekommen habe. Ich will mir noch gar nicht ausmalen, wie sehr ich die wöchentlichen Busfahrten und Football- und Basketballspiele mit meinen Mädels vermissen werde.

Auch wenn in der Tennissaison, anders als daheim, keine Lippenstifte oder Make-up-Taschen im Bus herumfliegen und ich auf die vertrauten und anspruchsvollen Tennisstunden mit meinem heimischen Trainer und Motivator Johannes Jakoby verzichten muss, hört es sich nach einer vielversprechenden Zeit an. Generell finde ich besonders großen Gefallen an den Sportangeboten des amerikanischen Schulsystems. Nicht nur die Tatsache, wie viele Sportarten einem zur Auswahl stehen, sondern auch die dazu gehörige Organisation gefallen mir. Man hat sein Training ganz einfach und zeitsparend direkt nach Schulschluss. Zudem werden für die Auswärtsspiele Busse organisiert. Nicht nur die Spieler haben somit Spaß bei der gemeinsamen Busfahrt, es spart auch Zeit und vor allem Aufwand und macht jeden einzelnen unabhängig von den Eltern.

 Nina Terwort vor der Skyline von Chicago: Den Trip in die drittgrößte Stadt der Vereinigten Staaten, zudem eine der wichtigsten Handelsmetropolen, nennt sie einen vollen Erfolg.

Nina Terwort vor der Skyline von Chicago: Den Trip in die drittgrößte Stadt der Vereinigten Staaten, zudem eine der wichtigsten Handelsmetropolen, nennt sie einen vollen Erfolg.

Foto: Nina Terwort
 „Unsere Schulgruppe bei der berühmten Bohne“, schreibt Nina Terwort zu diesem Bild, das an einem der Wahrzeichen Chicagos entstand: der Skulptur „Cloud Gate“ des britischen Künstlers Anish Kapoor, die das zentrale Kunstwerk des AT&T-Platzes im Millennium Park von Chicago darstellt und aufgrund ihrer Form bald den Spitznamen „The Bean“ („die Bohne“) bekam. 

„Unsere Schulgruppe bei der berühmten Bohne“, schreibt Nina Terwort zu diesem Bild, das an einem der Wahrzeichen Chicagos entstand: der Skulptur „Cloud Gate“ des britischen Künstlers Anish Kapoor, die das zentrale Kunstwerk des AT&T-Platzes im Millennium Park von Chicago darstellt und aufgrund ihrer Form bald den Spitznamen „The Bean“ („die Bohne“) bekam. 

Foto: Nina Terwort
  Nina Terwort lässt sich in luftiger Höhe in einer Glasbox im rund 450 Meter hohen Willistower in Chicago für einen außergewöhnlichen Schnappschuss ablichten.

 Nina Terwort lässt sich in luftiger Höhe in einer Glasbox im rund 450 Meter hohen Willistower in Chicago für einen außergewöhnlichen Schnappschuss ablichten.

Foto: Nina Terwort
 Nina Terwort (links) und ihre Gastschwester Hailey lassen sich beim Osterurlaub in Orlando/Florida einen Drink schmecken.

Nina Terwort (links) und ihre Gastschwester Hailey lassen sich beim Osterurlaub in Orlando/Florida einen Drink schmecken.

Foto: Nina Terwort

Für meine Gastschwester stehen zur Zeit einige Collegevorbereitungen an, und es ist auch immer wieder interessant, die verschiedenen Alltagsgespräche zu verfolgen. Neben dem Wetter und dem Wohlbefinden werden Themen wie College, Stipendien und Prom wirklich so gut wie immer aufgegriffen. Es ist einfach eine andere Kultur mit ihren Vor- und Nachteilen, die ich nun kennen und lieben gelernt habe.

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