Scheunenmuseum Wahlen Scheune wird zur Schatztruhe für Antikes

Das Ehepaar Gabi und Ernst-Rudolf Hein hat in Wahlen ein sehenswertes privates Scheunenmuseum eingerichtet.

 Viele historische, teils über 100 Jahre alte, Waagen sind zu sehen.

Viele historische, teils über 100 Jahre alte, Waagen sind zu sehen.

Foto: Dieter Lorig

Im Losheimer Ortsteil Wahlen gibt es ein nostalgisches Kleinod. Es ist eine private Museumsscheune in einem über 100 Jahre alten Bauernhaus. Gabi und Ernst-Rudolf Hein haben das Gebäude vor einigen Jahren gekauft, stilgerecht restauriert und darin auf eigene Kosten ein kleines Heimatmuseum eingerichtet.

Wer die nostalgisch illuminierbaren Ausstellungsräume erstmals betritt, fühlt sich sofort zurückversetzt in eine längst vergangene, bäuerliche Arbeits- und Lebenswelt. In dem früheren Scheunentrakt präsentiert das Ehepaar auf einer Fläche von 80 Quadratmeter viele bäuerliche Arbeitsgeräte aus den letzten 300 Jahren. Ein Großteil der Gerätschaften ist schon lange in Vergessenheit geraten. Zudem beherbergt der frühere Stallbereich eine riesige Sammlung unterschiedlicher alter Werkzeuge.

In den Jahren ihrer Nutzung erleichterten sie das teils schwere Arbeitsleben von damals. An anderer Stelle dürfte eine solche Vielfalt spezieller Exponate kaum noch zu sehen sein. Aber auch kuriose Stücke zählen zum Inventar, wie beispielsweise ein Maulkorb für Kühe und ein beleuchteter Nachttopf. Die Exponate hat Ernst-Rudolf Hein über Jahre zusammengetragen. „Viele der Handwerkszeuge haben uns die Geschwister Marianne, Hedwig und Hubert Nalbach aus Diefflen sowie andere Spender geschenkt, wofür wir sehr dankbar sind“, erzählt der Rentner. Die neuesten Ausstellungsstücke des Wahlener Scheunenmuseums sind Arbeitsgeräte, die Winzer und Küfer früher benutzt haben.

Ob Rebscheren, Spundlochbohrer, Weinheber, Korkenzieher oder Nuthobel zum Herstellen von Deckeln und Bodennuten eines Fasses, die Ausstellung der Familie Hein versetzt jeden Betrachter auch in längst vergangene Zeiten der Weinherstellung. „Diese Objekte habe ich aus dem Nachlass meines verstorbenen Onkels Josef Meyer aus Wehlen an der Mosel bei Bernkastel bekommen“, sagt Ernst-Rudolf Hein sichtlich stolz.

Dessen Onkel war 50 Jahre Verwalter eines Weingutes. Die Scheune des alten Bauernhauses, von den Eigentümern auch liebevoll „Gudd Stubb“ genannt, ist teilweise mit altem Mobiliar aus der Zeit um 1880 eingerichtet. Passend dazu gibt es diverse historische Küchengeräte zu sehen, wie beispielsweise Zentrifugen, Buttermaschinen und über 100 Jahre alte Waffeleisen. „Die Balken- und Dezimalwaagen sind schon über 100 Jahre alt“, erläutert Hein.

Der gerät immer wieder ins Schwärmen, wenn er davon erzählt, wie einfallsreich und kreativ die Menschen vor allem in Notzeiten waren, um den kargen bäuerlichen Alltag bewältigen zu können. „Unsere Vorfahren mussten viele mechanische Werkzeuge selbst herstellen oder anpassen, Baumärkte gab es damals natürlich noch nicht“, erzählt Hein schmunzelnd. Er sei besonders fasziniert von den alten handbetriebenen Bohrmaschinen mit Vorschub und deren Präzision.

So wundert es kaum, dass der Museumsinhaber seinen Besuchern mit viel Enthusiasmus die Funktionsweise dieser Arbeitsgeräte erklärt. „Eine der hier ausgestellten Handbohrmaschinen stammt aus der Zeit um 1850 und ist sogar für einen Transmissionsantrieb geeignet“, erzählt Hein. Auch die Funktionsweise der ausgestellten Rüben-, Schrot- sowie einer Getreidemühle, einer Leimpresse für die Schuhherstellung sowie eines handbetriebenen Strohschneiders, kann der Museumsinhaber bis ins kleinste technische Detail erläutern. Nudel-, Fleisch- und Schälmaschinen zählen ebenfalls zum Inventar des Scheunenmuseums wie auch Lohelöffel, die für die Rohstoffgewinnung benutzt wurden, um Leder herzustellen. Ältestes Teil in der Museumsscheune ist ein schwerer Amboss.

„Dieses Arbeitsgerät habe ich von einem freundlichen Menschen aus Bedersdorf erhalten, es dürfte um 1740 geschmiedet worden sein“, erzählt Hein.

Über drei Jahre hat der frühere Produkt- und Prozessentwickler nach seinem Eintritt in den Ruhestand gebraucht, um das Museum gemeinsam mit seiner Gattin einzurichten. „Damit dokumentieren wir, wie früher gelebt und gearbeitet wurde, tragen aber auch dazu bei, dass dies nicht in Vergessenheit gerät“, sagt Hein. Das alte Bauernhaus, in dem seit 2014 das Scheunenmuseum beherbergt ist, hatte der Wahlener Johann Helfen 1911 erbaut. Heute gewährt Familie Hein interessierten Besucher von Anfang April bis Ende Oktober nach telefonischer Terminabsprache gerne einen Einblick in ihr Museum.

Das urige und nostalgische Ambiente des Wahlener Scheunenmuseums eignet sich auch für kleinere gesellige Veranstaltungen von Vereinen oder Privatpersonen. Für den Ort und darüber hinaus ist das restaurierte Bauernhaus eine visuelle und kulturelle Bereicherung.

 Tafeln mit lustigen Sprüchen sollen die Besucher des  Scheunenmuseums zum Schmunzeln bringen.  Foto: Dieter Lorig

Tafeln mit lustigen Sprüchen sollen die Besucher des Scheunenmuseums zum Schmunzeln bringen. Foto: Dieter Lorig

Foto: Dieter Lorig
 Ernst-Rudolf Hein zeigt ein Haustürschloss aus dem Jahr 1780.

Ernst-Rudolf Hein zeigt ein Haustürschloss aus dem Jahr 1780.

Foto: Dieter Lorig
 Im Wahlener Scheunenmuseum können Werkzeuge und handbetriebene  Maschinen bestaunt werden aus einer längst vergangenen Arbeitswelt.  Foto: Dieter Lorig

Im Wahlener Scheunenmuseum können Werkzeuge und handbetriebene Maschinen bestaunt werden aus einer längst vergangenen Arbeitswelt. Foto: Dieter Lorig

Foto: Dieter Lorig
 Das Haus am Katzenborn im Losheimer Ortsteil Wahlen wurde von 2011 bis 2014 originalgetreu restauriert. Im früheren Scheunen- und Stalltrakt befindet sich heute ein privates Museum mit historischen Werkzeugen und bäuerlichen Arbeitsgeräten sowie alten Möbeln.

Das Haus am Katzenborn im Losheimer Ortsteil Wahlen wurde von 2011 bis 2014 originalgetreu restauriert. Im früheren Scheunen- und Stalltrakt befindet sich heute ein privates Museum mit historischen Werkzeugen und bäuerlichen Arbeitsgeräten sowie alten Möbeln.

Foto: Dieter Lorig
 Etwa 90 Jahre alt ist diese Rübenmühle. 

Etwa 90 Jahre alt ist diese Rübenmühle. 

Foto: Dieter Lorig
 Gudd Stubb nennen Gabi und Ernst-Rudolf Hein ihre Museumsscheune, in der sie historische Werkzeuge, bäuerliche Arbeitsgeräte und Möbel zusammengetragen haben. 

Gudd Stubb nennen Gabi und Ernst-Rudolf Hein ihre Museumsscheune, in der sie historische Werkzeuge, bäuerliche Arbeitsgeräte und Möbel zusammengetragen haben. 

Foto: Dieter Lorig
 Museumseigentümer Ernst-Rudolf Hein an einer Standbohrmaschine mit automatischem Vorschub aus dem Jahr 1850. Die voll funktionsfähige Maschine ist vorbereitet für die Aufnahme von Pyramidenstumpfbohrern.

Museumseigentümer Ernst-Rudolf Hein an einer Standbohrmaschine mit automatischem Vorschub aus dem Jahr 1850. Die voll funktionsfähige Maschine ist vorbereitet für die Aufnahme von Pyramidenstumpfbohrern.

Foto: Dieter Lorig
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