Peter-Dewes-Gemeinschaftsschule Keine Spenden für die Naturwissenschaften

Losheim am See · Die Enttäuschung ist groß bei den Losheimer Gemeinschaftsschülern. Sie suchten Sponsoren für Unterrichts-Materialien. Doch in Bildung wollte niemand investieren.

 Ein Lehrer schreibt im Physik-Unterricht in der Staudinger Ganztagesschule in Freiburg Formeln an die Tafel. Statt reiner Theorie wünschen sich Schüler der Losheimer Peter-Dewes-Gesamtschule Geräte, um die Praxis zu erforschen.

Ein Lehrer schreibt im Physik-Unterricht in der Staudinger Ganztagesschule in Freiburg Formeln an die Tafel. Statt reiner Theorie wünschen sich Schüler der Losheimer Peter-Dewes-Gesamtschule Geräte, um die Praxis zu erforschen.

Foto: picture-alliance/ dpa/Patrick Seeger

„Ich würde den Versuch ja machen, aber leider haben wir die Materialien dafür nicht da.“ Diesen Satz bekommen die Schüler der Oberstufe an der Peter-Dewes-Gemeinschaftsschule öfter zu hören, wie die Zwölftklässlerinnen Franziska Mohm und Ella Hackethal erzählen. „Der Unterricht in Physik, Bio und Chemie besteht fast nur aus Aufschreiben. Wir würden uns mehr Praxis, Forschung wünschen“, sagt Mohm. Viele Experimente würden nur theoretisch durchgeführt, also indem die Schüler aufschreiben, wie der Versuch in der Praxis abläuft.

Um diesen Zustand zu verbessern, haben Hackethal und Mohm mit ihren Mitschülern Luisa Lang, Katherina Hufnagel und Jan Hand eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Das Ziel: Geld für die naturwissenschaftliche Sammlung ihrer Schule zu sammeln, damit sich die Schule mehr große Geräte wie eine Wellenmaschine zulegen kann. So könnten zumindest künftige Schülergenerationen mehr praktische Experimente im Chemie-, Biologie- und Physikunterricht durchführen, hofften die fünf. Die Idee für die Aktion kam im Seminar Projektmanagement zustande, in dem die Schüler eigenständig Projekte organisieren und durchführen sollen.

Ein halbes Jahr später ist Ella Hackethal und Franziska Mohm die Enttäuschung regelrecht anzusehen. Über 40 Firmen haben sie im vergangenen Winter angeschrieben, darunter Apotheken, Chemie-Konzerne, regionale Unternehmen wie Kohlpharma, oder die Stahl-Holding-Saar, jedoch nur Absagen oder gar keine Antwort bekommen. Die einzigen Spendenzusagen kamen von zwei Banken. Das überraschte die Zwölftklässler. Eigentlich sei doch gerade der naturwissenschaftliche Bereich bekannt für den Fachkräftemangel. „Alle sagen: ‚Bildung ist uns wichtig; wir wollen darin investieren.’ Aber wenn es dann die Möglichkeit gibt, passiert nichts“, fasst Mohm die Gedanken der Projektgruppe zusammen.

Die Gründe der Firmen, die absagten, ähneln sich: „Wir bekommen viele Spendenanfragen und können nicht alle begleiten“, oder „Wir unterstützen nur lokale Projekte“ zählten zu den häufigsten Antworten, sagen die Schüler. Ratiopharm und die Komage Gellner Maschinenfabrik gehören zu den Firmen, die nicht auf die Spendenanfrage geantwortet haben. Auf SZ-Anfrage bei Ratiopharm sagt eine Sprecherin, sie wisse nichts von der Anfrage. Der Konzern unterstütze aber ohnehin nur regionale Projekte, also im Raum Ulm. Bei der Komage weiß man ebenfalls nichts von der Anfrage. Sind die Anschreiben der Schüler untergegangen?

Ulrich Schwindt leitet das Projektmanagement-Seminar an der Peter-Dewes-Gemeinschaftsschule. Dass die Anfragen der Schülergruppe erfolglos blieben, kann er nicht nachvollziehen. Er erinnert sich an keine Projektgruppe, die so wenig Rücklauf erhielt. „Für mich kam das überraschend“, sagt Schwindt. „Andere Projektgruppen hatten keine Probleme, Spenden zu sammeln. Da kamen teilweise einige tausend Euro zusammen. Nur wenn es um Bildung geht, scheint es keine Bereitschaft zu geben, etwas beizusteuern.“

Der Landkreis Merzig-Wadern ist Träger der Schulen im Grünen Kreis. Wie Sylvie Rauch als Landkreis-Vertreterin auf SZ-Anfrage mitteilt, erhalten die Schulen jährlich zwei Budgets, das sogenannte Verwaltungsbudget und das Budget für Investitionen.

„Der Landkreis stattet die Naturwissenschaften an unserer Schule hervorragend aus – auch im Vergleich mit anderen Schulen“, sagt Gerd Bermann, der Schulleiter der Peter-Dewes-Gemeinschaftsschule. Das Vorhaben der Schüler habe er von Anfang an kritisch gesehen. „Es ist ja klar, dass Firmen anders auf Spendenaufrufe reagieren, wenn es zum Beispiel um wohltätige Zwecke geht, und nicht die Schule selbst, sondern viele andere in der Gesellschaft davon profitieren.“

Nach Angaben von Sylvie Rauch können die Schulen selbst bestimmen, wozu sie die Gelder des Landkreises verwenden möchten und diese auch über mehrere Jahre ansparen. Wenn eine größere Anschaffung geplant ist, können Schulen zudem sogenannte Sondermittel beantragen. So bleibt für künftige Oberstufenschüler die Hoffnung, auf diesem Weg an zusätzliche Versuchsgeräte zu kommen.

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