Interview mit Alfons Traut „Fast alle wichtigen Entscheidungen einstimmig getroffen“

Losheim am See · Der Sozialdemokrat aus Losheim, der sich im Gemeinde- und Kreistag engagierte, sieht Veränderungen in der Politik durch Social Media.

 Alfons Traut

Alfons Traut

Foto: Alfons Traut/SPD

Was hat Sie bewogen, nicht mehr zu kandidieren und Ihr Amt zur Verfügung zu stellen?

ALFONS TRAUT Nach über 28 Jahren im Kreistag Merzig-Wadern, darunter die meiste Zeit als stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender, ist es an der Zeit, einer jüngeren Mannschaft den Vortritt zu lassen und mein Mandat, das ich gerne wahrgenommen habe, aufzugeben. Da ich auch seit fünf Amtsperioden im Gemeinderat Losheim am See als SPD-Fraktionsvorsitzender tätig bin und bald 70 werde, war es allerhöchste Zeit, dieser zwar schönen und erfüllenden Arbeit, gleichzeitig aber auch einer zeitlich und persönlich belastenden Aufgabe adieu zu sagen.

Wie lange haben Sie sich politisch engagiert?

TRAUT Seit 1991 bin ich Mitglied der SPD-Kreistagsfraktion und ich wurde 1994 erstmals in den Gemeinderat von Losheim am See gewählt. Sowohl in der Kreistagsfraktion als auch in der SPD Gemeinderatsfraktion durfte ich von Beginn an in verantwortlicher Position meinen Mann stehen und an der politischen Gestaltung unseres Gemeinwesens mitwirken. Das tat ich sehr gerne und hatte das große Glück, in Losheim mit Lothar Christ als Bürgermeister zusammenzuarbeiten und unsere Gemeinde gemeinsam mit vielen anderen zu einer der attraktivsten Kommunen des Saarlandes entwickeln zu dürfen.

Was bezeichnen Sie als größten Erfolg in Ihrer politischen Karriere?

TRAUT Im Kreistag waren zweifellos die ersten Jahre am turbulentesten und politisch sehr erfolgreich. In meiner ersten Amtszeit mit einer absoluten SPD-Mehrheit ragen drei politische Entscheidungen heraus, die zum Teil gegen den erbitterten Widerstand der CDU erreicht wurden und bis heute Bestand haben: Die Fusion der einst selbständigen Sparkassen Merzig und Wadern zur leistungsfähigsten und erfolgreichsten Bank im Landkreis Merzig-Wadern. Die Übertragung des ehemaligen kommunalen Kreiskrankenhauses an den heutigen freien Träger SHG. Und die Umwandlung der vierstufigen Realschule Losheim in eine Gesamtschule, die sich in der Folgezeit zu einem Erfolgsmodell entwickelte. In den letzten Jahren spielte der Ausbau und die Modernisierung unserer Kindertagesstätten sowie der Schulen eine herausragende Rolle und im Prinzip wurden fast alle wichtigen Entscheidungen einstimmig getroffen.

Im Gemeinderat Losheim am See war meine erste Abstimmung in der konstituierenden Sitzung die Abwahl des äußerst umstrittenen, von CDU und Grünen getragenen Bürgermeisters Reinhard Reis mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit. Kurz darauf folgte die Urwahl des Bürgermeisters Lothar Christ (SPD). Damit begann eine aus meiner Sicht äußerst erfolgreiche und zukunftsorientierte Zusammenarbeit zum Wohle der Gemeinde Losheim am See. Die Entwicklung Losheims zu einer der führenden Tourismusgemeinden im Saarland, mit einer modernen und funktionstüchtigen Infrastruktur, mit einem familienfreundlichen Profil, einer schlagkräftigen kundenorientierten Verwaltung und das bei gesunden öffentlichen Finanzen und vieles mehr, das alles ist das Verdienst der engagierten Arbeit von Lothar Christ und der vielen Beschlüsse und zukunftsorientierten Entscheidungen des Gemeinderates, der – trotz gelegentlicher Auseinandersetzungen in der Sache – in der Regel am Gemeinwohl orientiert und meist einstimmig entschied.

Was bezeichnen Sie als größte Niederlage?

TRAUT Für mich ist das Ergebnis der jüngsten Bürgermeisterwahl mit der knappen Niederlage unseres Kandidaten Björn Kondak eine schmerzliche, bittere Erfahrung und auch eine unverdiente Niederlage für die Parteien SPD und CDU, die sich beide in der Vergangenheit für die positive Entwicklung unserer Gemeinde eingesetzt haben. Trotzdem hoffe ich, dass es auch in nächster Zeit unter dem neuen Bürgermeister zu einer Politik kommen wird, die mit Augenmaß, am Gemeinwohl und an der Zukunft orientiert, alle Bevölkerungsschichten berücksichtigend und die mit Empathie und Herz für die Schwachen und Benachteiligten gekennzeichnet sein wird.

Wie hat sich die politische Arbeit im Laufe der Jahre verändert?

TRAUT In Zeiten von ‚Social media’ ändert sich nicht nur die große Politik (Trump in USA, Strache in Österreich, Salvini in Italien etc.), auch im überschaubaren Bereich der Kommunalpolitik werden digitale Elemente eine immer stärker werdende Bedeutung erlangen. Das gilt es zu berücksichtigen und in die politischen Überlegungen mit einzubeziehen. Wichtig und entscheidend für das weitere Gelingen unserer freiheitlichen demokratischen Ordnung und für das friedliche Zusammenleben in unserer Gesellschaft, aber auch unter den Völkern Europas und der Welt, wird sein, wie weit es uns allen gelingt, die Jugend für diese Überzeugungen zu gewinnen. Nur wenn sich junge Menschen für Freiheit begeistern, für sich und die Gemeinschaft Verantwortung übernehmen und bereit sind, sich gesellschaftlich zu engagieren, braucht es einem um die Zukunft nicht bange zu sein.

Welchen Rat geben Sie Ihrem Nachfolger mit auf den Weg?

TRAUT Jede Zeit braucht auf die Fragen zu ihrer Zukunft ihre eigenen Antworten. Ich bin mir sicher, dass auch die zukünftig im Kreistag und Gemeinderat Verantwortlichen sich dieser Aufgabe stellen und bemüht sein werden, ausschließlich im Interesse der Menschen, die sie gewählt haben, zu handeln. Der gesunde Menschenverstand und politisch verantwortliches und nachhaltiges Handeln sollten dabei ihre Richtschnur sein.

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