Auch im Kreis Merzig-Wadern Regional-Initiative „Ebbes von Hei!“ will Erzeuger vor Ort stärken

Losheim · Die Initiative „Ebbes von Hei!“ setzt sich für eine stärkere Regionalisierung der Ernährungswirtschaft nach Corona ein.

 In der derzeitigen Krise verlieren Milchviehbetriebe ihren internationalen Absatzmarkt.

In der derzeitigen Krise verlieren Milchviehbetriebe ihren internationalen Absatzmarkt.

Foto: dpa/Lino Mirgeler

Die Regionalvermarktungs-Initiative „Ebbes von hei!“ spricht sich für die Stärkung regionaler Lebensmittel-Erzeugung und einen Ausbau regional verankerter und dezentraler Wirtschaftskreisläufe auf dem Gebiet der Lebensmittelversorgung aus. Dies erklärte die Initiative, in der sich Erzeugerbetriebe und Gastronomen aus der Region Saar-Hunsrück, darunter zahlreiche Firmen aus unserem Kreis, zusammengeschlossen haben.

„Ist unsere Ernährung in Krisenzeiten gesichert?“, fragten sich derzeit viele Verbraucher – nach Überzeugung von „Ebbes von hei!“ zu Recht. Die Corona-Pandemie zeige, wie verletzlich die globalisierte Weltwirtschaft ist. „Nicht nur im Medizinbereich – auch auf den globalen Lebensmittelmärkten geht es turbulent zu. Immer mehr Länder verhängen Exportstopps oder versuchen, große Mengen Reis, Weizen und andere Grundnahrungsmittel aufzukaufen und einzulagern“, heißt es in der Erklärung der Initiative. Sie zeigt anhand von Zahlen des Statistischen Bundesamtes auf, wie extrem der deutsche Markt bei Lebensmitteln von Im- und Exporten abhängt: Insgesamt hat sich der weltweite Warenexport in den letzten 40 Jahren verzehnfacht, etwa ein Viertel der in Deutschland erzeugten landwirtschaftlichen Produkte geht in den Export. Die Folgen zum Beispiel für die Milchindustrie: Während der Absatz im Lebensmittelhandel steigt, verlieren die großen Molkereien und Milchviehbetriebe in der aktuellen Krise ihren internationalen Absatzmarkt und somit ihre Wirtschaftlichkeit, die auf diesen Großstrukturen basiert.

Aus Sicht der Regionalinitiative sind dezentrale Strukturen in der Lebensmittelgrundversorgung wichtige Stabilitätsfaktoren nicht nur in Krisenzeiten. Die seit Jahren von der Politik begünstigte Exportorientierung und die damit einhergehende Schwächung regionaler Wirtschaftskreisläufe zeige im Zeichen von Corona indes ein Marktversagen. „Laut Agrarmarkt-Informationsgesellschaft werden rund zwei Drittel des in Deutschland verzehrten Gemüses importiert“, erklärt die Initiative. Auch hier verlasse man sich auf den Weltmarkt, anstatt regionale Strukturen mit regionaler Wertschöpfung voranzutreiben. Die unverzichtbare „Luftbrücke“ für osteuropäische Erntehelfer zeige die problematischen Großstrukturen im Obst- und Gemüseanbau in Deutschland.

Eine Versorgung überwiegend über regionale Wirtschaftskreisläufe – und das weltweit – könnte nach Überzeugung der „Ebbes von hei!“-Verantwortlichen Regionen unabhängiger machen und durch lokale Wertschöpfung auch kleinere und mittlere Erzeuger vor Ort stärken und zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. Daher fordert auch der Bundesverband der Regionalbewegungen von der Politik, Regionalisierungsstrategien gemeinsam mit allen Akteuren voranzutreiben.

„Der Erhalt und Aufbau regionaler Wirtschaftskreisläufe für eine hohe Wertschöpfung in den Regionen und eine größtmögliche Unabhängigkeit von globalen Handelsstrukturen sind Voraussetzung für eine zukunftsträchtige Daseinsvorsorge. Bund und Länder müssen die Rahmenbedingungen schaffen um in den Regionen und Kommunen ein Umsteuern zu ermöglichen“, betont die Initiative in ihrer Erklärung.

Die bisherige, von der Bundesregierung unterstützte Landwirtschaftsförderung der EU bedeute Förderung per Fläche und unterstütze damit vor allem landwirtschaftliche Großbetriebe und die Lebensmittelindustrie. „Eine Umstellung auf stärkere Förderung von naturnaher Bewirtschaftung und kleinerer Erzeuger wird von vielen gefordert und sollte mit der nächsten Förderperiode der EU ab 2021 kommen“, bekräftigt die Initiative.

„Ebbes von Hei!“ unterstützt nach eigenem Bekunden auch die Forderung der bundesweiten Regionalbewegungen, ein zusätzliches „Bundesprogramm Regionale Wertschöpfung“ aufzulegen. Das solle nicht nur Lippenbekenntnis sein, sondern mit entsprechenden Finanzmitteln ausgestattet werden. Denn, so schließt die Erklärung der Initiative: „Unsere Ziele, die Steigerung regionaler Produktion, die Schaffung regionaler Arbeitsplätze und Klimaschutz durch naturnahe Landwirtschaft, wären dadurch schneller umgesetzt.“

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