Vortrag Erzeugergemeinschaft Landwirte wehren sich gegen Polarisierung

Merzig · Erzeuger-Gemeinschaft Qualitätsgetreide Saar-Hochwald diskutierte auf Versammlung über Klimawandel und Artenschutz.

 Dank bienenfreundlichem Pflanzenschutz freuen sich auch im Hochwaldkreis Landwirte darüber, über ihren Äckern gelegentlich wieder die Feldlerchen zwitschern zu hören.

Dank bienenfreundlichem Pflanzenschutz freuen sich auch im Hochwaldkreis Landwirte darüber, über ihren Äckern gelegentlich wieder die Feldlerchen zwitschern zu hören.

Foto: a-n

Deutsche Bauern reagieren gerade vielerorts ihren Frust über die vielfach verweigerte öffentliche Akzeptanz ihrer täglichen Arbeit mit Trecker-Demos ab. Sie vereint aktuell der oft gehörte Vorwurf, sie leisteten mit ihrer unverzichtbaren Lebensmittelproduktion dem Klimawandel Vorschub. Dass sie sich mit diesem Thema aber in ihren eigenen Reihen durchaus auch selbstkritisch auseinandersetzen und die richtigen Schlüsse suchen, das offenbarte sich jetzt bei einer Versammlung der Erzeugergemeinschaft Qualitätsgetreide Saargau-Hochwald im Hotel Römer in Merzig. Als Vorsitzender begrüßte Alfons Wender dort neben vielen Mitgliedern auch Christian Feld (Landwirtschaftskammer Saarland) und Franziska Nicke (Umweltministerium), die über aktuelle Entwicklungen beim Pflanzenschutz sowie über den Klimawandel referierten.

Der Landwirt wehrte sich dann vehement gegen den nicht gerade selten zu hörenden Vorwurf, die Bauern seien mitschuldig am Klimawandel. „Das ist dummes Zeug – wer außer uns sollte denn die Menschen mit Lebensmitteln versorgen?“ Wender distanzierte sich allerdings auch von „schwarzen Schafen“ seiner Zunft, die es leider auch bei den Landwirten gebe, bevor er das Wort dem Referenten Feld überließ, der seine Zuhörer über den aktuellen Stand beim Pflanzenschutz informierte.

Der Pflanzenbauberater der Landwirtschaftskammer vermittelte einen Überblick über die im Jahr 2020 zulässigen Mittel, mit denen die Bauern ihre Feldfrüchte gegen Pilzbefall und Krankheiten sowie gegen schädliche Insekten schützen können. Dabei kam auch die praktische Handhabung zum Zuge, wie zum Beispiel Pflanzenschutzmittel, deren Zulassung inzwischen abgelaufen ist, ordnungsgemäß entsorgt werden können.

Sofort meldete sich ein Mitglied zu Wort, das stolz davon berichtete, dass sich auf seinen unter anderem mit bienenunschädlichen Insektiziden behandelten Äckern wieder Feldlerchen und Rebhühner wohlfühlen, die er auf mit Kupferlösungen und Backpulver behandelten Bio-Flächen meistens vermisse. „Aber wir werden bei der Feldarbeit von schlecht informierten Spaziergängern als Chemiespritzer beschimpft!“ Während ihm seine Kollegen zustimmten, mahnte Wender: „Wir haben ja grundsätzlich nichts gegen die Bios, müssen aber durch bessere Aufklärung unbedingt von der Polarisierung zwischen konventionellem und Bio-Ackerbau wegkommen.“

Damit übernahm Franziska Nicke das Wort und stellte klar: „Eins steht fest – der Klimawandel hat längst auch das Saarland erreicht.“ Mit Wetterdaten unter anderem der Messstation in Weiskirchen dokumentierte sie, dass es auch im Kreis Merzig-Wadern in den letzten Jahrzehnten unter dem Strich trockener und wärmer geworden sei. Dadurch hätten sich zwangsläufig auch Vegetationsphasen verschoben. Verhängnisvoll werde dies für die Bauern, wenn Hitze und Trockenheit zusammen für zum Teil dramatische Ernteverluste verantwortlich werden. Außerdem kämen mit dem Klimawandel auch neue Schädlingsarten an die Saar. Andererseits könnten frühere Blühzeiten Feldfrüchte vor dem Sommerhitze-Stress schützen. Aus diesen veränderten Vegetationsphasen resultieren aber – so Nicke – Probleme, die nur von der Politik ausgeräumt werden können. Konkret bezog sie sich dabei unter anderem auf die Düngeverordnung. „Wenn wir mit unseren landwirtschaftlichen Arbeiten nicht standort- und wetterbedingt reagieren dürfen, weil gesetzliche Fristen eingehalten werden müssen, dann kann der Klimawandel die Bauern noch zusätzlich bei der Lebensmittelproduktion schädigen.“ Die Referentin fasste abschließend zusammen: „Wir müssen dem Klima ein Schnippchen schlagen. Der Klimawandel ist da – jetzt muss jeder landwirtschaftliche Betrieb auch im Hochwaldkreis daraus die richtigen Schlüsse ziehen.“

 Alfons Wender (rechts) bedankte sich mit Präsenten bei den Referenten Franziska Nicke und Christian Feld für ihre interessanten Vorträge bei der Erzeugergemeinschaft Qualitätsgetreide Saargau-Hochwald.

Alfons Wender (rechts) bedankte sich mit Präsenten bei den Referenten Franziska Nicke und Christian Feld für ihre interessanten Vorträge bei der Erzeugergemeinschaft Qualitätsgetreide Saargau-Hochwald.

Foto: a-n

Nach langanhaltendem Beifall für dieses Referat nahm Wender die Politik in die Pflicht: „Sowohl die Bundesregierung als insbesondere auch die EU müssen uns Landwirte mit an die aktuelle Situation – und damit meine ich nicht nur den Klimawandel – angepassten Rahmenbedingungen in die Lage versetzen, unserem Selbstverständnis entsprechend weiterhin die nachhaltige Lebensmittelversorgung der Bevölkerung sowohl ökologisch als auch ökonomisch sicherzustellen.“ Anschließend stritt die große Runde noch lange über die vielen zukunftsträchtigen Wege, die ihrer Meinung nach eingeschlagen werden könnten.

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