Nach der Flucht Ein neues Leben im Saarland

Losheim · Aref Sadeghi stammt aus Afghanistan, er floh über den Iran und die Türkei nach Deutschland. Hier begann vor kurzem eine Lehre in Losheim.

 Markus Schulligen (Firmenchef, links) und Aref Sadeghi (Lehrling) unterzeichneten den Ausbildungsvertrag als Kfz-Mechatroniker.

Markus Schulligen (Firmenchef, links) und Aref Sadeghi (Lehrling) unterzeichneten den Ausbildungsvertrag als Kfz-Mechatroniker.

Foto: Dieter Ackermann

22 Jahre ist Aref Sadeghi erst alt. Aber seinen Lebenslauf diktierten bislang der bereits jahrzehntelange Krieg in seiner afghanischen Heimat, seine abenteuerliche Flucht vom Iran über die Türkei und weiter über die Balkanroute und schließlich der Start in ein völlig neues Leben, was in der Summe oft für ein langes Leben reichen würde. Inzwischen ist der sympathische, großgewachsene Mann angekommen. Wir unterhielten uns mit ihm an seinem neuen Ausbildungsplatz, der M. Schulligen GmbH in Losheim am See, wo er am 16. August eine Lehre zum Kfz-Mechatroniker begonnen hat.

„Vor drei Jahren flüchtete ich mit meinem jüngeren Bruder vor dem Krieg, der unsere Heimat Afghanistan seit Jahrzehnten nicht zur Ruhe kommen lässt.“ Sadeghi wuchs im Westen des Landes, in der nach Kabul zweitgrößten Stadt Herat auf. Von dort ging es zunächst nach Maschhad, der heiligen Stadt im Osten des Iran. Dort bot sich den Brüdern bei einem Zwischenaufenthalt schon mal die Gelegenheit, die englische Sprache sowie die lateinische Schrift zu erlernen, nachdem sie zuvor nur Paschto und Farsi (Amtssprachen in Afghanistan und Iran) gesprochen hatten.

„Von dort aus schafften wir 2015 mit viel Glück den schwierigen und gefährlichen Weg über die Balkanroute bis nach Deutschland, wo wir als Asylbewerber schließlich in einer großen Sammelunterkunft im saarländischen Lebach untergebracht wurden.“ Der 22-Jährige möchte im Gespräch mit der SZ keine weiteren Details über die offensichtlich emotional aufrührende Flucht preisgeben. Offenbar reichten den deutschen Behörden in der Zwischenzeit seine Auskünfte über die individuellen Fluchtgründe völlig aus, um ihn bereits als Asylbewerber anzuerkennen.

Seit einigen Monaten ist er in der Umgebung von Losheim am See zu Hause. Die deutsche Sprache beherrscht er bereits besser als das im Iran erlernte Englisch. Und auch über seine berufliche Zukunft im Saarland ist sich Sadeghi schon völlig im Klaren. Nachdem er in der Zwischenzeit bereits einige Praktika in verschiedenen Unternehmen absolviert hatte, erkundigte er sich bei Markus Schulligen vom gleichnamigen Bosch-Service in Losheim, Saarbrücker Straße 227, ob er dort vielleicht eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker antreten könne.

Markus Schulligen zur SZ: „Nachdem sich der junge Mann bei uns bereits als Praktikant gut eingefügt hatte und wir seit mehr als einem halben Jahrhundert jährlich mindestens einen Lehrling einstellen, fiel es mir leicht, ihm einen Ausbildungsvertrag anzubieten.“ Seit einigen Tagen erst trägt Sadeghi das rote Arbeitstrikot seines Unternehmens, aber der Chef ist bereits voll des Lobes über die uneingeschränkte Bereitschaft seines neuen Lehrlings, sich mit seiner freundlichen und zugleich wissbegierigen Art uneingeschränkt in das Firmenteam zu integrieren.

Auf die Frage der SZ, ob er sich vorstellen könne, noch einmal in seine alte Heimat am Hindukusch zurückzukehren, schüttelt der junge Mann nach kurzem Nachdenken den Kopf: „Gestern erst habe ich im Radio wieder von einem neuen Bombenanschlag in Herat erfahren. Wie könnte mich da etwas in meine vom Krieg heimgesuchte Heimat zurückziehen?“ Der 22-Jährige versichert stattdessen dankbar, sich in seiner neuen Heimat im Saarland – „von dem ich in Herat noch nie etwas gehört hatte“ – rundum wohlzufühlen. „Ich weiß die hiesige Sicherheit, das geordnete Leben und die liebenswürdige Art der Saarländer vielleicht besser zu schätzen als mancher meiner deutschen Nachbarn.“

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