Ein Bauwagen für die Seelsorge

Losheim am See · Einen „Ort des Zuhörens“ bietet die Pfarreingemeinschaft Losheim am Stausee an. Wer immer will, findet in dem Bauwagen bis Ende August jeden Tag einen Menschen, der zuhört, dem man von seinen Nöten und Sorgen erzählen kann. (wir berichteten bereits).

 „Wir müssen dorthin gehen, wo die Menschen sind“: Das Gesprächsangebot der Pfarreingemeinschaft Losheim wird angenommen. Foto: Hans Georg Schneider/Bistum

„Wir müssen dorthin gehen, wo die Menschen sind“: Das Gesprächsangebot der Pfarreingemeinschaft Losheim wird angenommen. Foto: Hans Georg Schneider/Bistum

Foto: Hans Georg Schneider/Bistum

Leuchtend orange präsentiert sich die neue "Kirche" in der Pfarreiengemeinschaft Losheim am See . Direkt am Stausee, direkt neben der Touristen-Information, direkt am Hauptzugang zu den touristischen Attraktionen steht seit Beginn des Sommers ein schlichter Bauwagen. Davor ein gelber Sonnenschirm, Stühle und ein kleiner Campingtisch. Ein Aufstellplakat auf dem Zuweg zum See informiert, was hier los ist. Einen "Ort des Zuhörens" bietet die Pfarreingemeinschaft mitten im Grünen an. Wer immer will, findet hier jeden Tag bis Ende August täglich um 10, 12 und 14 sowie 16 Uhr einen Menschen, der zuhört, dem man von seinen Nöten und Sorgen erzählen kann, sagt Diakon Wolfgang Drehmann. "Wir wollen hier eine Gesprächsmöglichkeit anbieten, die Menschen in ihrem Alltag oft nicht finden. Nöte und Sorgen werden allzuoft übergangen."

Fast 20 Mitglieder der acht Pfarreien rund um den See haben sich für das neue Angebot gemeldet und vorbereitet: Kaufleute, Sozialarbeiter, Hausfrauen, Mediziner, Seelsorger. Seit Anfang Juni läuft die "Seelsorge im Bauwagen", und es gibt erste Erfahrungen. Wenn das Wetter gut ist, Bewohner aus der Umgebung am See spazieren gehen und die Touristen in größerer Zahl kommen, dann suchen zwei bis drei Personen am Tag das Gespräch am oder im Bauwagen, berichtet Gemeindereferentin Barbara Jung.

Oft rede man zunächst über das ungewöhnliche Angebot, aber dann kämen doch die "Lebensthemen" dran. Eine Frau, deren Mann gerade verstorben war, erzählt von ihren Schwierigkeiten und den neuen Problemen, berichtet Jung.

Eine Ehe, die einen der Partner unglücklich macht, war bei Mitarbeiterin Adele Rauber-Drehmann das Thema. "Es war wichtig, dass die Person darüber reden konnte", sagt sie. Einsamkeit, Trauer, Suchtprobleme, Depression, Probleme in der Familie und mit der Erziehung, Krankheit, Ängste, benennen die Team-Mitglieder Anja Hanowski, Barbara Jung, Aloysius Fehr, Adele Rauber-Drehmann und Wolfgang Drehmann weitere Themen. Auch Glaubensprobleme kommen zur Sprache.

Wichtig ist das Zuhören, sagt Drehmann, aber wann immer möglich, empfehle man auch das Aufsuchen einer Fachberatung oder Behandlung. Alle haben sich für ihre Rolle als Zuhörer vorbereitet und zum Schweigen verpflichtet, betont Drehmann, der lange Jahre die Lebensberatung des Bistums in Trier geleitet hat.

Das Angebot hat sich herumgesprochen und wird auch von Einheimischen genutzt. "Sonntags wird die Kirche immer leerer und der Stausee wird voller. Dort treffen sich die Menschen", fasst Drehmann Erfahrungen in den Gemeinden zusammen. "Wenn wir also eine Botschaft verkünden wollen, müssen wir dorthin gehen, wo die Leute sind", erklärt er ein wichtiges Motiv für das Bauwagen-Angebot. Ganz bewusst sieht man dieses Angebot als Kirchesein an. "Wir sind Kirche an diesem Ort der Welt", sagt Adele Rauber-Drehmann.

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