Losheim Karl-Heinz Land mahnt, Kontrolle zu behalten

Losheim · Kölner Autor stellte auf der Bildungskonferenz sein Buch „Erde 5.0“ vor und rief dazu auf, sich der digitalen Welt nicht länger zu verschließen.

 Karl-Heinz Land referierte über die rasante Entwicklung der digitalen Technik und die Folgen für uns.

Karl-Heinz Land referierte über die rasante Entwicklung der digitalen Technik und die Folgen für uns.

Foto: leis/Tina Leistenschneider

Zeitungen lesen wir auf dem Tablet, und das Bahnticket kommt direkt aufs Handy: In unserem Alltag erleben wir immer mehr Digitalisierung, doch welchen Einfluss hat sie auf unsere Arbeitswelt und unser Lernen? Wie sieht Digitalisierung in den Schulen aus? Reicht modernste Technik, oder braucht es andere Kompetenzen, um die Kinder für die digitale Zukunft fit zu machen?

Mit diesen Fragen beschäftigte sich die dritte regionale Bildungskonferenz der Bildungsregion Merzig-Wadern am Donnerstag im Losheimer Saalbau. Unter dem Titel „Erde 5.0: Die Zukunft provozieren“ referierte der Kölner Autor und Investor Karl-Heinz Land über die rasante Entwicklung der Technik und über die Auswirkungen für die Zukunft. Seine Thesen? „Alles, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert. Alles, was vernetzt werden kann, wird vernetzt.“ Und „Alles, was automatisiert werden kann, wird automatisiert“, prophezeit Land und vermutet: „Die Digitalisierung wird diesmal in den Büros stattfinden – nicht in der Fabrik“. Eine Auswirkung auf die Arbeitswelt lässt sich jetzt bereits absehen: Bestand die Arbeitszeit vor fast 70 Jahren noch aus einer 40-Stunden-Woche, reduziert sie sich aktuell auf 35 Stunden und soll 2030 bei 24 Stunden liegen. Dadurch, und durch die Automatisierung von Medizin, Verwaltung und Lehre, bleibe mehr Zeit für den persönlichen Kontakt, prophezeite Land: „Der Mensch wird wieder im Fokus stehen“.

War früher zudem Wohlstand dort angesiedelt, wo Handel betrieben wurde, wird auch das sich nach den Ausführungen von Land ändern: „Das Internet wird zur Infrastruktur unseres Wohlstandes“, behauptete  Land, „Teilen wird das neue Haben“.

So verwandeln sich physische Produkte in einer digitalisierten und vernetzten Welt in Software und Apps. Ein Beispiel: Ein Smartphone vereint heute Musikanlagen, Bankfilialen, Navigationsgeräte, Kameras und Einzelhandelsgeschäfte und sammelt überdies zahlreiche Daten über den Nutzer – über Interessen und Gesundheit, die ausgetauscht werden können. „Daten werden Leben retten“, sagte Land, denn eine Smartwatch sammele Informationen über den gesundheitlichen Zustand eines Menschen und wird – so prognostizierte er – auch irgendwann in der Lage sein, einen Herzinfarkt frühzeitig zu erkennen.

Mit Blick auf die Schulen ermöglichen E-Learning und moderne Lernkonzepte nach Ansicht von Land kleinere Klassen, Gruppenarbeit und kreative Fähigkeiten können besser gefördert werden, nach dem Konzept der Montessori-Schulen, die Kinder als die „Baumeister ihrer selbst“ verstehen.

Ebenfalls liege in der Bildung dann durch die Digitalisierung der Fokus auf dem kritischen Hinterfragen, auf Teamfähigkeit und auf der Persönlichkeit der Menschen. Um das zu erreichen, müssen Schulen die Voraussetzungen schaffen: Die digitale Infrastruktur ausbauen, geeignetes Lehrmaterial und aktuelle Technologien zur Verfügung stellen, das Internet ausbauen und kompetente Lehrkräfte einstellen. Zeitgleich müssen Anreize für Lehrer geschaffen und Bildung neu gedacht werden.

„Mit Blick auf die zukünftigen Anforderungen der Wirtschaft und des digitalen Lebens mehr Kollaboration, weniger Konkurrenz und Kreativität sowie Selbstständigkeit stärker fördern“, forderte Land. Was Schulen in Zeiten der Digitalisierung tun können? „Ein Verständnis dafür entwickeln, was morgen gebraucht wird.“

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