Niederlosheim Wo das Dorfradio auf Rumpelstilzchen trifft

Niederlosheim · Bei der Niederlosheimer Kappensitzung steppte der Bär. Ausgelassen feierten die Narren am Samstag ihre Stars.

 Beim KV Niederlosheim ght man auch mal in die Luft. Für das aparte Funkenmariechen Amy Weber ist dies kein Problem.

Beim KV Niederlosheim ght man auch mal in die Luft. Für das aparte Funkenmariechen Amy Weber ist dies kein Problem.

Foto: Werner Krewer

Eine märchenhafte Session gibt es in diesem Jahr bei dem Niederlosheimer Karnevalsverein „Mir gen os net“. Wolf und Rotkäppchen eröffnen die Sitzungen und das Prinzenpaar sieht nicht nur märchenhaft aus, sondern es hält sogar zwei Sklaven, die ihnen als Hofnarren zur Seite stehen sollen.

Verwandlungen sind in der Märchenwelt überall anzutreffen. Ein besonders reizvolles Beispiel dafür gaben zwei kleine Mädchen, die als altes Ehepaar auf die Bühne kamen, wo sie sehr lebensecht über den kaputten Fernseher schimpften. Aus lauter Langeweile wegen der fehlenden Abendunterhaltung warfen sie alle Zeichen des Alters ab und legten einen flotten Tanz aufs Parkett. All das hatten sie sich selber ausgedacht und bekamen dafür eine wohlverdiente Rakete.

„Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstielzchen heiß...“: Mit wilden Sprüngen kam das Märchenwesen auf die Bühne gewirbelt, aber es hatte dieses Mal kein Interesse an dem Kind der Königin. Statt dessen übte es tiefgründige Kritik an der Gesellschaft. Ob Dieselskandal, ÖPNV oder Gesundheitswesen – kein Thema war ihm zu heikel und es machte auch vor den zuständigen Politikern nicht Halt.

Die Darbietungen der kleinen und großen Tänzerinnen waren wieder eine reine Augenweide. Schon die Allerjüngsten zeigten, dass es in Niederlosheim viele Talente gibt und dazu ein sehr fähiges Team von Trainerinnen, die diese Begabungen fördern und immer wieder neue Choreographien kreieren. Vier Funkenmariechen präsentierten bei Soloauftritten und einem Medley ihre Kunst. Die Garden und Showtanzgruppen entführten das Publikum in ferne Länder und in das Reich der Trolle. Es war wirklich märchenhaft und wunderschön.

Kein Märchen, sondern eine traurige Tatsache ist es, dass kranke Männer viel heftiger leiden als kranke Frauen. Thorsten Hoffmann, der stimmgewaltige Sänger aus Bergen, gab dies unumwunden zu und hatte ein sehr nettes Lied über den „Männerschnupfen“ mitgebracht. Das Publikum jubelte ihm zu, und es gelang ihm auch dieses Mal wieder, die ohnehin schon tolle Stimmung noch weiter anzuheizen.

Zu lachen gab es reichlich. Uschi und Claudia schossen ihre Pointen ab, das Dorfradio wusste mehr über das Niederlosheimer Leben als den Einwohnern lieb war, es gab eine Märchenstunde und einen lästigen Nachbarn. Die KV-Sängerinnen räumten mit Klischees auf. Sogar der Sitzungspräsident der Scheidener Narren war von seinem Olymp herabgestiegen und hatte eine zünftige Rede mitgebracht.

Nach dem großen Finale war die Bühne für alle frei, die Lust zum Tanzen hatten, und das fröhliche Treiben dauerte bis in die frühen Morgenstunden.

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