Gedenken an Widerstandskämpfer Zur Erinnerung an einen Gegner der Nazis aus dem Grünen Kreis

Saarhölzbach/Besseringen · Vor 80 Jahren, am 3. März 1941, starb der saarländische Kommunist Mathias Reinert im KZ Sachsenhausen bei Oranienburg, nördlich von Berlin. Die offizielle Todesursache war „Herz- und Kreislaufschwäche infolge von Lungentuberkulose.“ Bis heute erinnert im Landkreis Merzig Wadern außer einer Gedenktafel im B-Werk in Besseringen kaum etwas an ihn, kritisiert die Aktion Dritte Welt Saar in Losheim.

 Die Broschüre der Aktion Dritte Welt Saar für den Landkreis Merzig-Wadern wird derzeit überarbeitet und neu aufgelegt. Sie ist ab April erhältlich.

Die Broschüre der Aktion Dritte Welt Saar für den Landkreis Merzig-Wadern wird derzeit überarbeitet und neu aufgelegt. Sie ist ab April erhältlich.

Foto: Aktion Dritte Welt Saar

„Ich bin dafür, zukünftig an Mathias Reinert und andere Menschen zu erinnern, die sich der NS-Barbarei entgegenstellten und für die noch keine Gedenkorte bestehen“, erklärt Gertrud Selzer vom Vorstand der Aktion Dritte Welt Saar.

Das Schicksal von Reinert wird in einer Publikation der Aktion Dritte Welt Saar thematisiert, in der es um Orte des NS-Terrors und Widerstandes im Landkreis Merzig-Wadern geht und die in Kürze komplett überarbeitet wieder neu aufgelegt wird.

Mathias Reinert wurde nach den Ausführungen der Aktion Dritte Welt Saar 1901 in Saarhölzbach geboren und lebte später unter anderem in Besseringen. Anfang August 1933 wurde er beim Schmuggeln von Broschüren gegen die Nazi-Diktatur von Rissenthal nach Rimlingen festgenommen. Das Saargebiet stand als Folge des Ersten Weltkrieges bis 1935 unter dem Mandat des Völkerbundes, dem Vorgänger der UN. Die Grenze verlief seinerzeit zwischen Bachem im Saargebiet und Rimlingen im Deutschen Reich. Rimlingen bot sich als Grenzdorf zwischen 1933 und 1935 als Ort des Schmuggelns von Flugblättern und Aufklärungsmaterial ins Deutsche Reich an, wozu wiederum Rissenthal gehörte.

 Gertrud Selzer

Gertrud Selzer

Foto: Manfred Müller

Die Organisation des Schmuggelversuchs, an dem Mathias Reinert beteiligt war, lag nach Darstellung der Aktion Dritte Welt Saar beim Merziger KPD-Vorsitzenden Karl Brand und dem Sturmtrupp Engels des Merziger Rotfrontkämpfer-Bundes unter der Leitung des Kommunisten Max Bärwolf, der von der Ruhr an die Saar geflüchtet war. „Nachdem bereits im Juli ein Schmuggelversuch gescheitert war, machten sich Anfang August 1933 nachts fünf Schmuggler mit illegalen Zeitschriften auf den Weg“, teilt der Verein in Losheim mit. Weil sie einen Verräter in ihren Reihen hatten, wurden sie von Zollbeamten aus Losheim in einem Hinterhalt empfangen. Der durch Schüsse gedeckte Rückzug über die Grenze zurück misslang. Mathias Reinert und seine Mitschmuggler Josef Görgen, Nikolaus Lauer und Max Bärwolf wurden noch in der gleichen Nacht nach Trier zur Gestapo gebracht. Am 12. Oktober 1934 erging vom Oberlandesgericht Hamm das Urteil: Reinert sowie Görgen und Lauer erhielten wegen „Vorbereitung zum Hochverrat in Tateinheit mit Mordversuch” sieben Jahre Zuchthaus; Bärwolf zwölf Jahre.

Mathias Reinert kam in das KZ Sachsenhausen. Er wurde nur 39 Jahre alt. „Im Grunde genommen bieten sich Besseringen, Saarhölzbach und Rissenthal/Rimlingen für ein öffentliches Gedenken an den Nazi-Gegner Mathias Reinert an“, befindet Gertrud Selzer abschließend.

Die Aktion Dritte Welt Saar hat vier regionalhistorische Publikationen zu Orten des NS-Terrors und Widerstandes in den Landkreisen Merzig-Wadern, Saarlouis, St. Wendel und Saarpfalz-Kreis erstellt. Alle Publikationen werden kostenlos abgegeben. Die Publikation zum Landkreis Merzig-Wadern erscheint als komplett überarbeitete Neuauflage im April. Interessierte können sich vormerken lassen bei der Aktion Dritte Welt Saar, Weiskirchener Straße 24, 66679 Losheim am See, Tel. (0 68 72) 99 30 56, E-Mail: mail@a3wsaar.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort