Losheim Wandern auf den Spuren der alten Könige

Losheim/Nyanza · Der Losheimer Achim Laub leistet Pionierarbeit beim Aufbau des Wandertourismus in dem ostafrikanischen Staat Ruanda. Kürzlich wurden dort die ersten beiden Premium-Wanderwege eröffnet. Hier berichtet Laub über seinen Einsatz in Ostafrika.

 Viel Grün, weites Land und blauer Himmel: Impressionen vom „Heavens‘ Trail“ in Ruanda, der noch in diesem Jahr als dann dritter Premiumweg des Landes eröffnet werden soll.

Viel Grün, weites Land und blauer Himmel: Impressionen vom „Heavens‘ Trail“ in Ruanda, der noch in diesem Jahr als dann dritter Premiumweg des Landes eröffnet werden soll.

Foto: Achim Laub

Anfang Dezember wurden in Ruanda die ersten touristischen Premium-Wanderwege durch Rosemarie Mbabazi, die Ministerin für Tourismus und Kultur des ostafrikanischen Landes, feierlich eröffnet. Vor über 400 Gästen, darunter Vertretern von Politik, Wirtschaft, Reiseagenturen und deutschen Institutionen in Ruanda, betonten alle Redner den hohen Stellenwert dieses neuen Angebots für die Entwicklung des Tourismus in Ruanda. Das kleine ostafrikanische Land gehörte von 1871 bis 1918 zur damaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika. In die weltweiten Schlagzeilen kam Ruanda im Jahr 1994, als innerhalb weniger Wochen in einem grausamen Genozid mehr als 900 000 Angehörige der Bevölkerungsgruppe der Batutsis ermordet wurden.

In den folgenden Jahren gelangen sowohl eine Aufarbeitung dieser Verbrechen als auch ein bemerkenswerter wirtschaftlicher Aufschwung, der bis heute anhält. Ruanda ist zwar, insbesondere im ländlichen Bereich, noch arm, aber eine Aufbruchstimmung ist angesichts der allgemeinen Entwicklung unübersehbar. Auch die Zahl der Touristen steigt nicht nur aufgrund des Gorilla-Tourismus stetig an. Die touristische Infrastruktur entwickelt sich gut, das Land ist sicher, sauber (Plastiktüten sind seit Jahren verboten) und die Entfernungen zwischen den touristischen Zielen sind überschaubar. Ruanda ist aufgrund seines ganzjährig günstigen Klimas mit Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad in einer sehr grünen gebirgigen Landschaft in einer Durchschnittshöhe von über 1500 Metern optimal zum Wandern geeignet. Deshalb formulierte man im Jahr 2018 gegenüber dem Partnerland Rheinland-Pfalz den Wunsch nach deutscher Unterstützung für den Ausbau zertifizierter Wanderwege die für Touristen aus Europa geeignet sind.

In diesem Zusammenhang schlug man Achim Laub als Experten für die Planung und Umsetzung solcher Wege in Ruanda vor. Über die in Bonn ansässige Organisation „Senior Experten Service“ (SES), die weltweit ehrenamtlich Experten in sinnvolle Entwicklungsprojekte entsendet, wurde das Projekt konkret und Achim Laub absolvierte zwischen dem 16. Februar und dem 4. März 2019 seinen ersten Einsatz. Robert Masozera, der Direktor der Museen in Ruanda, entwickelte die Idee, diese Museumslandschaft mit hochwertigen Wanderwegen noch besser für den Tourismus zu erschließen und so die bisher recht kurze Aufenthaltsdauer der Gäste zu erhöhen.

Laubs Auftrag bestand darin, zusammen mit den lokalen Mitarbeitern der ruandischen Museumsorganisation in der 100 Kilometer südlich der Hauptstadt Kigali gelegenen Kleinstadt Nyanza touristische Wanderwege zu entwickeln. Nyanza war bis zum Jahr 1950 die Hauptstadt des Königreichs Ruanda. Es gibt dort mehrere ehemalige Königspaläste, ein Mausoleum, in dem die letzten Könige begraben sind, sowie eine interessante Museumslandschaft, in der die royale Geschichte Ruandas anschaulich vermittelt wird.

 Teeplantagen im Nyungwe-Nationalpark – die Aufnahme illustriert auch schön, warum Ruanda auch das „Land der 1000 Hügel“ genannt wird.

Teeplantagen im Nyungwe-Nationalpark – die Aufnahme illustriert auch schön, warum Ruanda auch das „Land der 1000 Hügel“ genannt wird.

Foto: Achim Laub

Nyanza liegt im Süden Ruandas in einer sehr grünen, hügeligen, landwirtschaftlich geprägten, aber zugleich dicht besiedelten Region. Die Gegend ist geprägt von unzähligen sehr kleinen Gehöften, wo jeweils eine Familie Ackerbau (vor allem Bananen, Gemüse) und Viehzucht (vor allem Ziegen und Hühner) hauptsächlich zum Eigenbedarf betreibt.

 Das Foto zeigt Arbeiten an der Gestaltung und Ausschilderung des Royal Trails.

Das Foto zeigt Arbeiten an der Gestaltung und Ausschilderung des Royal Trails.

Foto: Achim Laub
 Klaus Erber vom Deutschen Wanderinstitut hat die beiden Premium-Wanderwege in Ruanda zertifiziert, hier ist er bei der Begutachtung des Royal Trails zu sehen.

Klaus Erber vom Deutschen Wanderinstitut hat die beiden Premium-Wanderwege in Ruanda zertifiziert, hier ist er bei der Begutachtung des Royal Trails zu sehen.

Foto: Achim Laub

Innerhalb kurzer Zeit wurden im Frühjahr detaillierte Streckenführungen für drei Premiumwege gefunden. Mit aktiver Unterstützung des Teams der „National Museums of Ruanda“ und der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) wurden beim nächsten Einsatz vom 16. November bis zum 5. Dezember die ersten Wege fertiggestellt und anschließend von Klaus Erber, dem Vorsitzenden des Deutschen Wanderinstitut, als Premiumwege mit Spitzenergebnissen zertifiziert. Alle Wege sind nach den Ausführungen von Laub wie die Premiumwege in Europa „unverlaufbar“ beschildert und mit Portaltafeln, Ruhebänken und Wegweisern ausgestattet. Insgesamt wurden 300 Pfosten mit Markierungsschildern gesetzt. Auch die dauerhafte Qualitätssicherung ist durch den regelmäßigen Einsatz von zwei dafür zuständigen Mitarbeitern garantiert

 Zur feierlichen Eröffnung des Royal-Trails haben die ruandische Ministerin für Kultur und Tourismus, Rosemarie Mbabazi (3.v.l.), sowie der Leiter der Museen in Ruanda, Robert Maszera (4.v.l.) zusammen mit anderen örtlichen Repräsentanten symbolisch das Band durchschnitten.

Zur feierlichen Eröffnung des Royal-Trails haben die ruandische Ministerin für Kultur und Tourismus, Rosemarie Mbabazi (3.v.l.), sowie der Leiter der Museen in Ruanda, Robert Maszera (4.v.l.) zusammen mit anderen örtlichen Repräsentanten symbolisch das Band durchschnitten.

Foto: Achim Laub
 Ministerin Rosemarie Mbabazi (sitzend, 2.v.r.), Robert Masozera (sitzend, r.), Klaus Erber (stehend, r.), Achim Laub (3.v.l., im blauen Polohemd) und weitere Gäste bei der Rast im Rahmen der Eröffnungswanderung.

Ministerin Rosemarie Mbabazi (sitzend, 2.v.r.), Robert Masozera (sitzend, r.), Klaus Erber (stehend, r.), Achim Laub (3.v.l., im blauen Polohemd) und weitere Gäste bei der Rast im Rahmen der Eröffnungswanderung.

Foto: Achim Laub

Der elf Kilometer lange „Royal-Trail“ ist mit einer perfekten Anbindung aller royalen Einrichtungen und einer abwechslungsreichen Streckenführung der Leitweg. Der neun Kilometer lange „Big-View-Trail“ führt auf einen Berg, der eine Rundumsicht auf das halbe Land bietet. Beide Wege starten und enden an den beiden großen Hotels in Nyanza und bieten Gastronomie an den Wegen.

Der besondere und einmalige Reiz der Wege besteht darin, dass die Wanderer neben attraktiver Natur und Kultur ein authentisches ländliches Leben und Arbeiten ohne die sonst üblichen touristischen Inszenierungen erleben können.

Im nächsten Schritt werden im Juli 2020 der 16 Kilometer lange „Gatagara-Trail“ und der sieben Kilometer lange „Heaven’s Trail“ fertiggestellt und zertifiziert. Beide Wege ergänzen perfekt das Angebot der ersten Wege. Nyanza wird dann als erste Region in Afrika über ein touristisch hochattraktives Angebot an Premiumwegen verfügen. Zusammen mit dem zwei Autostunden entfernten Nyungwe-Nationalpark mit seinen ausgedehnten ursprünglichen Regenwäldern und 13 Wanderrouten ist so ein Angebot für einen erlebnisreichen Wanderurlaub vorhanden. Darüber hinaus lohnt sich ein Besuch des Volcanoes-Nationalparks mit seinen Gorillas und dem Haus von Dian Fossey (Drehort des Films „Gorillas im Nebel“) sowie des Akagera-Nationalparks mit seiner reichhaltigen Tierwelt.

Infos über Nyanza erteilt gerne Achim Laub: achim-laub@gmx.de. Informationen über die Premiumwege findet man unter www.wanderinstitut.de und www.museum.gv.rw, der Homepage der Museen, sowie unter www.rwandatourism.com.

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