Losheim Die Bergwelt als Metapher fürs Leben

Losheim · Extrembergsteiger Thomas Huber erzählte beim 29. Sparkassenforum in Losheim vom Auf und Ab, vom Scheitern und von neuem Mut.

 Beim Forum von links: Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Frank Jakobs, Bergsteiger Thomas Huber, der Moderator des Abends, Roman Bonnaire vom SR, Sparkassenvorstand Wolfgang Fritz.

Beim Forum von links: Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Frank Jakobs, Bergsteiger Thomas Huber, der Moderator des Abends, Roman Bonnaire vom SR, Sparkassenvorstand Wolfgang Fritz.

Foto: Sparkasse/Manfred Müller

„Hoch hinaus ist einfach“ – so bewirbt die Sparkasse Merzig-Wadern derzeit die Ausbildung in ihrer Bank. Hoch hinaus wollte und will auch der Gast, den die Bank für ihr 29. Forum in die Eisenbahnhalle nach Losheim eingeladen hatte: Thomas Huber, weltbekannter Extrembergsteiger aus Bayern. Er und sein zwei Jahre jüngerer Bruder Alexander wurden als „die Huberbuam“ bekannt und brachen im Bergsteigen und im Speedklettern – dem Erklimmen einer Bergwand in möglichst kurzer Zeit – zahlreiche Rekorde.

Frank Jakobs, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Merzig-Wadern freute sich, dass so viele Gäste zum Forum gekommen waren. „Insgesamt ergaben alle Foren ein ebenso buntes wie einheitliches Bild: In den Referenten spiegelten sich das gesellschaftliche Leben und die unterschiedlichen Interessen des jeweiligen Zeitgeistes wider“, sagte Jakobs.

Von Auf und Ab, Erfolg und Scheitern, Leidenschaft, Mut und Zweifel sollte der gestandene Alpinist Thomas Huber Kunden und Mitarbeitern der Sparkasse erzählen. Dabei schien es gleich zu Beginn ein Verständigungsproblem zu geben: „Ins Saarland komme ich nicht oft“, meinte Huber, als er die Bühne in der Losheimer Eisenbahnhalle betrat. „Aber Ihr könnt mich schon alle verstehen?“ Amüsiertes Lachen folgte der Frage des Bergsteigers, dessen schwerer bayerischer Dialekt jedes seiner Worte tränkte. „Ich hoffe, das klappt schon, denn ich kann leider kein Hochdeutsch“, gab Huber zu. Klettern kann er dafür umso besser, wie er sagte, die Bergwelt, das ist seine Welt. „Ich bin von Beruf Bergsteiger, und ich hatte das unwahrscheinliche Glück, meinen Traum zum Beruf zu machen“, gestand Huber, „und eins kann ich euch sagen, das ist besser als jeder Lottogewinn.“

„Wir waren immer schon energiegeladen als Kinder“, erinnerte sich der gebürtige Bayer, „darum dachte sich unser Vater, der auch Bergsteiger war, wenn er uns mitnimmt zum Klettern, werden wir zwei vielleicht ein wenig ruhiger.“ Das Erklimmen des ersten Gipfels beschrieb Huber als einen enorm stolzen Moment. „Ab diesem Moment leuchteten unsere Augen nur noch für die Berge. Wir wollten an nichts anderes mehr denken, aber unser Vater sagte, wir können machen, was wir wollen, aber zuerst müssen wir die Schule abschließen.“ Und Thomas Huber Senior wusste, wie er die Jungen motivieren musste: „Er hat einfach gesagt, wenn Ihr gute Noten bekommt, dann machen wir einen Kletterurlaub. Da haben wir natürlich gebüffelt wie wahnsinnig. Obwohl Deutsch nicht unser Lieblingsfach war“, gab Huber schmunzelnd zu. Es reichte bei beiden für ein Abitur und sie begannen jeder ein Studium in München. „Aber im Kopf waren wir nicht beim Studieren, sondern wir waren immer am Felsen“, erzählte Huber, „und wir konnten für die Kletter-Touren in den Semesterferien auch schon erste Sponsoren an Land ziehen.“

Gegen Ende des Studiums stellte sich für die beiden die Frage, ob sie ein normales, sicheres Leben führen oder das Abenteuer suchen wollten. 1997 bestiegen die Huberbuam zusammen mit befreundeten Bergsteigern  den Latok II, eine von vier Felsformationen im Nordosten Pakistans. „Wenn man so einen Berg besteigt, dann lebt man zwei Wochen in der Wand, schläft in Zelten, die nur an Seilen hängen“, erzählte Huber. Die Kletterer überwanden dabei die 1000 Meter hohe, steile Westwand des Berges. „Wir haben diesen Erfolg mit nach Hause genommen“, freute sich Huber, „und danach hatten wir bereits erste Vorträge und Sponsoren-Verträge. Wir merkten: Mit dem, was wir tun, können wir nachhaltig Geld verdienen.“ So entschieden sie sich für die Welt der Berge: „Wir trafen genau im richtigen Moment genau die richtige Entscheidung. Man muss bedenken, so eine Expedition in die Berge braucht rund zwei Monate Zeit. Wer hat die schon im Berufsleben?“, fragte er ins Publikum. Nervöses Lachen und Gemurmel beantworteten ihm die Frage. „Geld haben Sie alle genug wahrscheinlich, aber wir haben schon damals gemerkt, am Ende fehlt es einem immer an Zeit.“

Der jüngste Erfolg des bayerischen Buam: das Besteigen der Westwand des Cerro Kishtwar, einem Berg im Westhimalaya in Indien. Mit den Schweizer Bergsteigern Stephan Siegrist und Julian Zanker wagte sich Thomas Huber an die bislang unbestiegene Wand. „Es ist eine Südwest-Wand, das heißt, man hat nur am Abend Sonne“, erläuterte Huber. Seiner Darstellung nach hatten die Bergsteiger mit Temperaturen um minus 20 Grad zu kämpfen. Nach zwei Tagen waren die Kletterer nicht so weit, wie erhofft, erinnerte sich Huber, „und ich spürte, dass ich Angst vorm Scheitern hatte, ich wusste, ich brauche ein Erfolgserlebnis.“ Dennoch half es nichts, das Team musste aufgrund mangelnder Vorräte absteigen. So schnell wie möglich kehrten sie zum nächsten Basislager zurück und füllten ihre Vorräte auf. Sie starteten sofort wieder einen neuen Versuch und schafften es innerhalb von sechs Tagen auf den Gipfel. „Es war eine unfassbare Erleichterung, verriet Huber, „ich stand wieder oben und ich war unendlich dankbar für diesen Moment.“

 Beim 29. Sparkassenforum erzählte Thomas Huber von seinem Leben in der Bergwelt.

Beim 29. Sparkassenforum erzählte Thomas Huber von seinem Leben in der Bergwelt.

Foto: Sparkasse/Manfred Müller

Nach dem kurzweiligen Vortrag stellte sich Thomas Huber Fragen von SR-Sportchef Roman Bonnaire.

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