Die SZ am 22. November 1963 Bier, Bäume und Gedenken der Toten

Merzig-Wadern · Es gibt Tage, die Geschichte schrieben – sei es, weil an ihnen erstmals Menschen auf dem Mond landeten, sei es, weil Deutschland völlig unerwartet erstmals Fußballweltmeister wurde, weil der Eiserne Vorhang fiel oder sei es wegen schlimmer Naturkatastrophen oder Terrorattentate. Doch was hat sich an diesen geschichtsträchtigen Tagen bei uns in der Region getan? Womit hat sich unsere Zeitung an diesen historischen Terminen beschäftigt? Wir haben im Archiv geblättert und nehmen Sie mit auf eine kleine Zeitungs-Reise in die Vergangenheit.

 Die Lokalausgabe der Saarbrücker Zeitung für Merzig-Wadern am 22. November 1963.

Die Lokalausgabe der Saarbrücker Zeitung für Merzig-Wadern am 22. November 1963.

Foto: Jakob Kulick

Der 22. November 1963 ist in die Geschichtsbücher eingegangen als der Tag, an dem US-Präsident John F. Kennedy (1917-1963) ermordet wurde (siehe Infobox). Der gewaltsame Tod des charismatischen Politikers löste seinerzeit bei vielen Menschen tiefe Trauer aus. Im Landkreis Merzig-Wadern wurde an diesem ominösen Novembertag ebenfalls um die Toten getrauert.

Der Artikel „Den Toten zur Ehre und zum Gedenken“ berichtete über die Einweihung des Kriegerehrenmals in Konfeld. Die Gedenkveranstaltung stieß in der Gemeinde auf großes Interesse, wie die SZ-Lokalausgabe „Anzeiger für Merzig und Wadern“ zu berichten wusste: „Eine sehr große Zahl von Konfelder Bürgern nahm – trotz des ausgesprochen unfreundlichen Wetters – an der Feierstunde teil“. Die Schuljugend unterstrich „mit sehr einprägsamen, nachdenklichen Gedichtvorträgen“ den traurigen Anlass der Zusammenkunft. Hierzu passend war das Opfer der Toten und der Sinn ihres Sterbens das beherrschende Motiv in der Ansprache des Herz-Jesu-Paters Delahaye. Das gemeinsame Singen des Liedes vom guten Kameraden war der emotionale Schlusspunkt der Veranstaltung.

Sehr viel fröhlicher ging es da in der Saarfürst-Brauerei in Merzig zu. Der Artikel „Bier: Malz, Hopfen, Wasser und Hefe“ beschäftigte sich mit einem Besuch luxemburgischer Gastwirte in der Kreisstadt. Nach einer Führung durch die Brauerei wurde die grenzüberschreitende Kontaktpflege bei einem Umtrunk im Haus Sonnenwald in Besseringen vertieft. Der „Anzeiger für Merzig und Wadern“ berichtete hinterher über zufriedene Besucher aus dem Großherzogtum: „Sie waren erfreut über das, was man ihnen in Merzig zeigte und wie offen man alle Fragen beantwortete.“

Aus dem Artikel geht ebenso hervor, dass die Gäste anscheinend Gefallen am Saarfürst-Bier gefunden hatten. „Und allen hat es geschmeckt, das Merziger Bier, das haben sie immer wieder bestätigt“, hieß es in dem Text an diesem Tag. Natürlich hatte der Besuch der Gastwirte einen ernsthaften Hintergrund. Damals stand die Frage im Raum, welche Auswirkungen die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) – eine Vorläuferin der Europäischen Union (EU) – auf den Berufsstand haben würde.

Wenn heute über Maßnahmen diskutiert wird, mit deren Hilfe man den Klimawandel bekämpfen kann, dann wird häufig die Aufforstung der Wälder genannt. Dem „Anzeiger für Merzig und Wadern“ vom 22. November 1963 kann man entnehmen, dass die Thematik der Aufforstung schon damals auf der Agenda stand – wenn auch andere Motive dahinter steckten. So kann man im Artikel „Waldbesitz der Stadt wächst weiter“ lesen, dass „das Forstamt im Auftrag des Stadtrats insbesondere die Aufforstungsmaßnahmen weitergeführt und damit die Voraussetzungen für eine gute Rendite in späteren Jahrzehnten geschaffen“ habe.

Derweil tagte in Bietzen der Gemeinderat. Dem Artikel „Bauprojekte 1964 im Planungsstadium“ ist zu entnehmen, dass die Gemeinde von einem Haushaltsüberschuss in Höhe von 3366 DM ausging. Für das Jahr 1964 waren laut Artikel Kanalisationsarbeiten in Bietzen geplant. Die Kanalbenutzungsgebühren sollten indes gleich bleiben.

Der Tourismus ist eine der wirtschaftlichen Säulen des Landkreises Merzig-Wadern. Der Artikel „Verkehrsverein will Fremde ansprechen“ zeigt, dass schon im Jahr 1963 ein Bewusstsein für das touristische Potenzial der Saarschleife bestand. So beschloss der Fremdenverkehrsverein bei einer Arbeitstagung im Gasthof „Zur Post“, dass er gezielt Menschen aus Industrieregionen wie dem Ruhrgebiet ansprechen wolle. Heutzutage lockt die Deutschland-Rallye Touristen in den Grünen Kreis. In der Ausgabe vom 22. November 1963 berichtete die SZ-Lokalausgabe von den Anfängen des Rallye-Sports in der Region. Der Artikel „Sechs Kontrollpunkte waren anzufahren“ befasste sich mit der ersten Nachtorientierungsfahrt des Motor-Sport-Clubs Brotdorf. Es wurde herausgestellt, dass es nicht darauf ankam, Höchstgeschwindigkeiten zu erreichen. Vielmehr sei die „Findigkeit des Fahrers ausschlaggebend“ gewesen. Der Gesamtsieg ging an Manfred Wagner in seinem Peugeot 404.

Alle Teile der Serie „Zurückgeblättert“ finden sich im Internet:

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