Konzert in Merziger Stadthalle Frank Sinatra ist tot, Tom Gaebel lebt

Merzig · Frank Sinatra ist tot, Tom Gaebel lebt. Das Glück des westfälischen Sängers muss man erstmal haben: rein zufällig fast genau die Stimmfarbe wie das eigene Idol zu besitzen.

Das stellte Gaebel einmal mehr unter Beweis bei seinem Gastspiel in der Merziger Stadthalle. Das Konzert beginnt mit dem feurigen Rock-Klassiker „Eye of the Tiger“, in eine nicht weniger mitreißende Swing-Version verwandelt. Gaebel erscheint ganz als der coole Crooner mit einem Weinglas in der Hand. Auch das hat er sich bei Sinatra, Dean Martin und all’ den andern ausgeliehen: Dieses überbordende Selbstbewusstsein, das Beherrschen des Publikums, die coolen Sprüche, die lässige Souveränität. Die 450 Zuschauer animiert er erst zum Mitpfeifen, dann lädt er sie dazu ein, doch mal „deutsch“ zu klatschen, nämlich brav auf den ersten und dritten Schlag des Taktes. 

Bei dem Bert-Kaempfert-Song L-O-V-E schnappt sich Gaebel die Posaune und absolviert einen kurzen Schlagabtausch mit dem Posaunisten seiner Band. Das hat er sogar Sinatra voraus: Gaebel spielt mehrere Instrumente. Auch das Theremin zählt dazu, dieses schon vor fast 100 Jahren erfundene elektronische Instrument, das Handbewegungen in Töne umsetzt. Die Titelmelodie der in den Achtzigern gezeigten Zeichentrick-Serie Captain Future wird auf einem solchen Apparat gespielt – Gaebel macht’s vor. Für Ennio Morricones noch bekanntere Filmmusik zu „Zwei glorreiche Halunken“ holt er die Okarina hervor. Dann geht es wieder zurück in die Hochzeit von Sinatra und Co., in der auch viel südamerikanische Musik Konjunktur hatte. Erst lässt er den Mambo hochleben („Papa Loves Mambo“), dann singt er ein ganzes Bossa nova-Medley. Am Ende erhebt sich Gaebel für den langen Beifall. Verdient.

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