Er sagt nicht: Glaubende haben keine Angst. Jesus beschönigt nichts. Er sagt sehr nüchtern: Die Welt ist kein Schlaraffenland - auch nicht für den, der glaubt. Es muss einen Ort geben, an dem ich meine Ängste aussprechen darf. Und diesen Ort bietet Jesus. So sagt er: "Aber, seid getrost." Dieses "Aber" weist die Angst in ihre Schranken. Es hebt die Angst nicht auf, weist sie aber in Schranken. "Seid getrost" heißt "Lasst euch nicht verrückt machen, habt Mut zur Zukunft!" Lasst euch nicht verunsichern von Gruppen oder Parteien, die mit euren Ängsten spielen und Hass schüren! Jesus gibt einen Grund für diesen Mut zur Zukunft: "Ich habe die Welt überwunden."

"Welt", das heißt: "Wie du mir, so ich dir!" "Welt", das heißt: "Ich komme zuerst!" Genau diese Welt hat Jesus überwunden, ja genau genommen besiegt, indem er auf Gott hinweist: Wir sind nicht alleine und ausgeliefert. Wir müssen uns nicht gegen das Fremde abschotten. Das tun nur Menschen, die schwach sind. Mit Jesus kommt eine neue Kraft in die Welt, die zerstörerische Strukturen überwindet. Da muss eben keiner auf dem beharren, was er hat, sondern kann teilen, ohne Angst haben zu müssen, dass er etwas verliert. Jesus überwindet die Welt, in der Menschen andere abwerten, um ihren eigenen Selbstwert etwas anzuheben. Jesus überwindet die Welt, in der anderen die Schuld für die eigene schwierige Lage gegeben wird. Er übernimmt selbst die Schuld der anderen, der Welt. Stellvertretend. Das ist das Zentrum seines Redens und Tuns. Und das gibt uns Trost gegen alle Angst. "Seid getrost!": Wenn eine Mutter ihr weinendes Kind tröstet, blutet vielleicht das Knie weiter, es tut auch weh, und doch kann das Kind vielleicht unter Tränen lächeln. Es bleibt in dieser Welt, es hat Schmerzen und wohl auch Angst. Und doch ist etwas anders geworden: Es weiß sich getragen - und darum getröstet.