Kolumne Wort zum Alltag „Einfach nur leben und mich entfalten“
Als ich letztens gefragt wurde, was ich mir für dieses neue Jahr vorgenommen habe, meinte ich: Ich will einfach nur leben, mich lebendig fühlen, mich entfalten. Hintergrund ist, dass im letzten Jahr eine Freundin, die mir sehr nahe stand, gestorben ist.
Das hätte genauso gut ich sein können.
Aber was bedeutet das – einfach nur leben, mich entfalten? Das könnte heißen: egoistisch und rücksichtslos meinen eigenen Interessen nachgehen. Wenn mich allerdings etwas begeistert und erfüllt, möchte ich es mit anderen teilen. Ich muss davon erzählen und am schönsten ist es, wenn meine Freude darüber andere anstecken oder sie sogar motivieren kann mitzumachen. Leben, sich entfalten – das sollte allen Menschen möglich sein. Die freie Entfaltung endet nur da, wo sie andere zu sehr einschränkt und behindert.
Es braucht Mut, Neues auszuprobieren, neue Wege zu gehen und offen zu sein für neue Eindrücke, neue Menschen, neue Erfahrungen. Manchmal reicht schon eine andere Blickrichtung auf etwas Altbekanntes, um daran neue Seiten zu entdecken. Von meiner Freundin habe ich gelernt, auch die kleinen Dinge im Leben zu schätzen, zu genießen, dankbar zu sein für das, was möglich ist und es auch umzusetzen.
Einfach leben, sich entfalten, das ist unsere Bestimmung: Leben in Fülle ist uns verheißen. Gott will, dass wir das Leben haben, und es in Fülle haben, so heißt es im Johannesevangelium (10,10).
Für manche mag das zynisch klingen angesichts der Probleme, die zu bewältigen sind, der vielen Not, der großen Ungerechtigkeit, dem Hass und der Gewalt überall. Meiner Freundin ist es gelungen, mit ihrem immer mehr eingeschränkten Leben Frieden zu schließen. Vielleicht braucht es diesen inneren Frieden, um wirklich leben und sich entfalten zu können. Und vielleicht kann daraus Leben, Entfaltung und Frieden für alle erwachsen.