Kolumne Apropos Überraschung in der Warteschlange

Samstags den Wocheneinkauf zu erledigen, bereitet unserer Autorin keine Freude. Doch ausgerechnet in einem kritischen Moment wurde sie von ihren Mitmenschen überrascht.

Foto: SZ/Robby Lorenz

Der Wocheneinkauf am Samstag nötigt mir manchmal mehr Nerven ab, als eine ganze Arbeitswoche. Auf einen anderen Tag kann ich aber selten ausweichen. Also versuche ich, möglichst vor zwölf Uhr alles erledigt zu haben – denn spätestens dann stapeln sich Einkaufswagen zwischen den Regalen. Menschen trotten in Rotten vor sich hin, blockieren die komplette Gangbreite und grübeln, was sie überhaupt brauchen. Je mehr Menschen, desto genervter die Minen. Mit meinem Zettel in der Hand laufe ich im Slalom den gewohnten Weg und versuche, möglichst flott alles einzusammeln, was ich benötige.

Letzten Samstag, im ersten Geschäft war ich schon fertig, brauchte ich aus dem zweiten nur einen einzigen Artikel. Nahm noch zwei Joghurts und, weil sie gerade im Angebot waren, eine Packung Lakritzschnecken mit. Und stellte auf dem Weg zur Kasse fest, dass alle Gänge blockiert waren. Von Wartenden. Am Morgen hatte es einen Stromausfall gegeben, und das Kassensystem funktionierte nur sporadisch. Mir brach der Schweiß aus. Wenn sich all der Wocheneinkauf-am-Samstag-Frust nun in dieser Warteschlange entladen würden...

Doch: Niemand zeterte, quängelte oder drängelte. Die Frau vor mir wusste nicht, ob sie genug Bargeld dabei hat, und eine Bekannte bot Hilfe an. Ich kam ins Plaudern, unterhielt mich über Pläne fürs Wochenende. Jemand sprach der Kassiererin, die sich seit Stunden mit dem fehlerhaften System herumplagte, tröstende Worte zu. Gut 20 Minuten stand ich an, um meine vier Artikel zu bezahlen. Aber die Erfahrung, dass wir in einer solchen Situation noch so lieb zueinander sein können, war mir jede Minute wert.