Kolumne Apropos Der Klimawandel als Elefant im Raum

Dass der menschengemachte Klimawandel im Bewusstsein der Bevölkerung angekommen sei, ist ein gerne benutzter Allgemeinplatz. Aber stimmt das auch wirklich? SZ-Autor Dirk Ley ist sich da nicht so sicher.

Dirk Ley

Dirk Ley

Foto: SZ/Lorenz, Robby

Auf dem Weg zur Arbeit läuft wie immer das Radio. Die Moderatorin kündigt einen Beitrag zum Wassermangel in Italien an. Ich höre genauer hin. Schließlich sind Beiträge über die Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels wichtiger denn je.

Die Sprecherin berichtet, dass Italien zu einem ungewöhnlich frühen Zeitpunkt unter einer Dürre leide. Vor allem der Norden des Landes weise einen bedenklich niedrigen Wasserstand auf. Mit Blick auf den Sommer löse das große Bedenken aus. Das Wort Klimawandel nimmt die Sprecherin zu meiner Verwunderung zwar nicht in den Mund. Aber kein Grund zur Sorge, der Beitrag ist ja noch nicht vorbei.

Als nächstes erfahren wir, dass die italienische Regierung den Ernst der Lage erkannt und einen Sonderkommissar für das Dürreproblem ernannt habe. Das ist ja gut zu wissen, aber die Rolle des Klimawandels bleibt im Beitrag weiterhin unerwähnt. Ich bleibe dennoch optimistisch: Was nicht ist, kann ja noch werden.

Nun kommen Umweltschützer zu Wort. Meine Zuversicht steigt, dass der Faktor Klimawandel zur Sprache kommt. Wenn nicht jetzt, wann dann? Nicht jetzt, denn das Wort Klimawandel bleibt auch weiterhin unausgesprochen. Und dann ist der Beitrag vorbei.

Im englischen Sprachraum gibt es den Begriff des Elefanten im Raum. Dabei handelt es sich um ein Problem, dass allgemein bekannt ist, aber nicht ausgesprochen wird. Fragt sich bloß, wie lange es noch den Elefanten im Raum gibt. Die Rüsseltiere leiden nämlich auch massiv unter der Dürre.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort