Kolumne Apropos Merziger Metalltor-Mysterien

Was ein massives Metalltor mit menschlicher Kommunikation (und was diese negativ beeinflussen kann) zu tun hat, das hat unser Autor am eigenen Leib erlebt. Und zwar in unmittelbarer Nähe zu seinem Arbeitsplatz.

Kolumne Apropos von Christian Beckinger
Foto: Robby Lorenz

Es ist jetzt ziemlich genau zwei Jahrzehnte her, dass ich auf meinen aktuellen Arbeitsplatz in der Merziger Lokalredaktion der SZ gekommen bin. Diese befindet sich in einem Gebäude mitten in der Fußgängerzone, also im Herzen der Innenstadt von Merzig. Charakteristisch für diese Innenstadt sind zahlreiche schmale Gässchen, sogenannte Brandgassen. Die wurden in früheren Zeiten angelegt, um im Fall von Bränden ein Überspringen des Feuers von einem Haus aufs nächste zu erschweren. Direkt neben einer solchen Brandgasse befindet sich der Redaktionssitz. Jene namenlose Brandgasse, die von unserem Eingang hinterm Haus in Richtung Fußgängerzone führt, ist an beiden Enden mit einem schweren Metalltor versehen. Mehr als zehn Jahre lang bin ich immer, wenn ich aus dem Büro in die Innenstadt wollte, ein Stück an der Straße entlang vorbeigegangen und durch eine benachbarte Brandgasse in die Fußgängerzone gelangt. Bis irgendwann mal ein Kollege, der im Zuge seines Volontariats für einige Monate in unserer Redaktion weilte, mich fragte, warum wir denn eigentlich nicht durch die direkt benachbarte Gasse gingen – das Tor dort sei doch offen? Tatsächlich war ich (und nicht ich allein!) der Meinung gewesen, dieses Tor sei verschlossen. War es aber nicht. Und ist es bis heute nicht.

Warum ich Ihnen das erzähle? Weil diese Begebenheit ganz schön illustriert, wie schnell sich falsche Einschätzungen oder Schlussfolgerungen festsetzen können. Weil keiner der damaligen Kollegen in der Redaktion mich darauf hinwies, dass dieses Tor sehr wohl offen ist (weil sie entweder nie in die Innenstadt gingen oder einen anderen Weg dafür nutzten), kam ich auch nie auf die Idee, danach zu fragen. Und so stand für mich fest, dass diese Tore für uns unpassierbar sind – weil sie eben diesen Eindruck erweckten. Darum habe ich über Jahre immer einen kleinen, gleichwohl unnötigen Umweg gemacht. Den hätte ich mir sparen können, wenn ich einfach mal danach gefragt hätte. Wieder was gelernt fürs Leben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort