Gedanken zum Alltag Die Sache mit dem „systemrelevant“

Normalerweise hätte es am letzten Sonntag begonnen: die Feier der Erstkommunion in einigen unserer Gemeinden, auch am nächsten und am übernächsten Sonntag das große Fest der Gemeinschaft mit Jesus!

Leider – aus verständlichen Gründen – verschoben. Schade für viele Familien. Ist aber nachzuholen. Feiern im kleinsten Familienkreis? Nein, systemrelevant ist die Gemeinschaft! Mit denen, die Freunde von Jesus sind, mit der Gemeinde. Und die Feier im kleinsten Familienkreis – auch das passt eigentlich nicht wirklich. Systemrelevant: Jeder aus der Familie soll mitfeiern können!

Dieses Wörtchen „systemrelevant“ erinnert mich immer wieder daran, was für eine Gemeinschaft, für unser Zusammenleben wichtig, was wesentlich ist. Wir werden daran erinnert, weil unser gesellschaftliches System in einer Krise steckt. Als wichtig für unser gesellschaftliches  Miteinander werden jetzt auch Menschen entdeckt, die bisher irgendwie ein „Schattendasein“ führten: Menschen, die in der Pflege tätig sind. Leute, die Regale mit Lebensmitteln füllen. Arbeiter, die unseren Müll entsorgen. Kassiererinnen, die für einen reibungslosen Einkauf sorgen. Erzieherinnen, die für Kinder Anlaufpunkt sind. Sie können diese Liste sicherlich weiter führen: alles systemrelevante Berufe! Und wie kostbar und wertvoll diese Menschen sind: In der Krise wird es uns bewusst.

Ich lese, dass das Wort Krise, das aus dem Griechischen stammt, auch Wendepunkt bedeutet. Ich spüre, dass im Umgang miteinander, tatsächlich irgendwie ein Wendepunkt einsetzt. Abstand halten bedeutet auch, dass ich viel achtsamer mit dem umgehe, der mir begegnet. Mir es anzutun, einen Mundschutz zu tragen, heißt den anderen schützen. Sich ohne Murren in einer Schlange vor dem Baumarkt einzureihen zeigt Wertschätzung den anderen gegenüber. Es ist irgendwie systemrelevant geworden, dem anderen mit offenen Augen wahrzunehmen. Und mit dem anderen achtsam umzugehen! Wenn das nicht ein Wendepunkt ist!

Natürlich wünsche ich uns, dass wir heil und gesund aus der Krise herauskommen. Natürlich wünsche ich, dass unsere Erstkommunionkinder bald ihr Fest feiern können. Ich wünsche uns aber auch in und nach der Krise diese systemrelevante Wertschätzung füreinander im Kleinen zu bewahren!

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