Bauprojekt Junge Ingenieure helfen im Ostkongo

Merzig/Bugarula · Im Kongo startet die Hochschulgruppe Engineers Without Borders ein Bauprojekt. Mit dabei: Nicolas Kawerau aus Merzig.

 Zusammen mit Vertretern der Dorfgemeinschaft ermitteln die Engineers Without Borders den Stromverbrauch.

Zusammen mit Vertretern der Dorfgemeinschaft ermitteln die Engineers Without Borders den Stromverbrauch.

Foto: Nicolas Kawerau

Im Norden der Insel Idjwi im Ostkongo soll die lokale Stromzufuhr verbessert werden. Das ist das Ziel eines Projekts namens „Hydroélectricité Kivu“ der Engineers Without Borders des Karlsruhers Institut für Technologie. Die Hochschulgruppe möchte gemeinsam mit ECP, einer Organisation, die Schulen koordiniert, und der kongolesischen Entwicklungsorganisation Prolasa die bestehenden Stromleitungen erweitern und das Wasserkraftwerk auf der Insel zukunftssicher machen. Derzeit läuft eine Vorbereitungsreise, bevor dann Ende des Jahres die eigentlichen Bauarbeiten beginnen sollen. Mit dabei: Nicolas Kawerau, der ursprünglich aus Merzig stammt. Afrika ist für den Maschinenbau-Studenten dabei kein neues Terrain. Der 23-Jährige hat bereits ein Jahr in Kenia verbracht, über das er von 2012 bis 2013 in einer Reihe in der Saarbrücker Zeitung berichtete.

Jetzt geht es für ihn also in den Kongo – zunächst zusammen mit drei weiteren Mitgliedern von Engineers Without Borders. Neben ihm schauen sich zwei Elektrotechnikingenieure sowie eine Bauingenieurin die Situation vor Ort an. „Wir wollen konkret abklären, was gemacht wird und wie der Zeitplan sein soll“, erläutert er. Zu klären sind vor allem logistische Fragen, also was der Projektpartner leisten kann, was bereits vorhanden ist und wo die Komponenten beschafft werden können. „Wir machen dem Projektpartner keine Vorgaben, sondern gehen offen an die Sache heran“, betont Kawerau. Gemeinsam wird besprochen, was für die Region sinnvoll ist. Engineers Without Borders liefere dann die technische Expertise für die Umsetzung.

Bislang sieht die Situation folgendermaßen aus, beschreibt er: „Die Insel hat keinen Anschluss durch den nationalen Stromversorger.“ Es gibt nur dezentrale Stromerzeuger durch private Initiativen. Ein Wasserkraftwerk sorge derzeit dafür, dass die Organisation Prolasa mit Elektrizität versorgt werde. Im ersten Teil der Bauphase soll zunächst die circa einen Kilometer lange Leitung, die derzeit vom Kraftwerk zu den örtlichen Einrichtungen von Prolasa führt, optimiert werden. Hierzu wollen die Ingenieure die jetzige Niederspannungsleitung auf Mittelspannung erweitern, um die Stromverluste gering zu halten. Prolasa betreibt vor Ort unter anderem ein medizinisches Versorgungszentrum sowie mehrere Produktionsstätten. Dort werden beispielsweise Säfte und Sonnenblumenöl hergestellt.

In der zweiten Phase soll die Leitung weitergeführt werden, um auch die Gemeinschaft im Ort Bugarula mit Strom zu versorgen. Vor allem sollen öffentliche Gebäude und Betriebe davon profitieren, erläutert Kawerau weiter. Im dritten Schritt soll dann das Kraftwerk verändert werden, sodass es noch 30 bis 40 Jahre Bestand haben kann.

Um das Projekt zu finanzieren, sind die Engineers Without Borders auf Spenden angewiesen. Allein für die erste Phase rechnet Kawerau damit, dass etwa 40 000 Euro benötigt werden. Hierzu sei es möglich, über die Internetseite der Hochschulgruppe Geld zu spenden – oder weitere Expertise. Derzeit arbeiten etwa 35 Personen an dem Projekt im Ostkongo mit. Die Gruppe vereint dabei nicht nur Ingenieure, sondern beispielsweise auch Menschen aus der Medizin und Geisteswissenschaft.

Engineers Without Borders gibt es insgesamt schon seit Dezember 2004. Die Idee zum aktuellen Projekt sei durch Kontakte eines Projektmitarbeiters in den Ostkongo entstanden, erläutert Kawerau. Seit Oktober 2015 laufen die Planungen. Schnell kam die Idee auf, etwas in Richtung Wasserkraft zu unternehmen. „Im Ostkongo gibt es sehr viele Regenfälle, außerdem gibt es sehr viele Hügel und Flüsse“, erklärt Kawerau. Bei einer ersten Reise hat sich das Projektteam mehrere Standorte angeschaut und sich schließlich für den auf der Insel Idjwi entschieden.

Dass es für ihn nach seinem langen Aufenthalt in Kenia nun erneut nach Afrika geht, sei allerdings Zufall, sagt Kawerau, auch wenn er sich den Ländern dort „emotional verbunden“ fühlt. „Dass ich im Projekt aktiv bin, hat damit zu tun, dass mir der Ansatz gut gefallen hat“, beschreibt er seine Motivation. Denn es gehe in erster Linie um interkulturellen Austausch, erläutert Projektinitiator Willy Kästner. „Mit den Teammitgliedern finden regelmäßig Workshops statt, die sich mit fremden Kulturen auseinandersetzen“, erklärt er. Dort gehe es unter anderem darum, seine eigenen Standpunkte und Handlungen kritisch zu hinterfragen.

 Das Team plant bereits seit Herbst 2015 das Projekt im Ostkongo.

Das Team plant bereits seit Herbst 2015 das Projekt im Ostkongo.

Foto: Fabian Oswald
 Das Team inspiziert den rund 500 Meter langen Kanals auf Idjwi.

Das Team inspiziert den rund 500 Meter langen Kanals auf Idjwi.

Foto: Nicolas Kawerau
 Nicolas Kawerau.

Nicolas Kawerau.

Foto: Fabian Oswald
 Das Team reiste vorab zu mehreren potenziellen Standorten.

Das Team reiste vorab zu mehreren potenziellen Standorten.

Foto: Nicolas Kawerau

Für Kawerau sei wichtig, dass man als Mensch eine stärkere Beziehung zu seiner Umwelt und zu seinen Mitmenschen entwickele. „Ein einzelnes Kraftwerk wird keine große Veränderung herbeiführen“, räumt er ein. Aber der kulturelle Austausch könne zu mehr Verständnis führen und den Eine-Welt-Gedanken weiter vorantreiben. Und für die Menschen vor Ort macht es gewiss einen Unterschied.

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