Merzig-Wadern Hohe Vermittlungsquote bei Jobcenter

Merzig-Wadern · Im vergangenen Jahr haben die Mitarbeiter 1064 Menschen in Beschäftigung, Selbstständigkeit oder Ausbildung gebracht.

 Das Jobcenter in Merzig, das im früheren Fellenbergstift untergebracht ist.

Das Jobcenter in Merzig, das im früheren Fellenbergstift untergebracht ist.

Foto: Christian Beckinger

Es sind Zahlen, auf die Daniela Schlegel-Friedrich, Markus Görgen und Frank Ruschel durchaus stolz sind: „Im Jahr 2018 haben wir 1064 Menschen in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, Selbstständigkeit oder Ausbildung integriert“, sagt Görgen, Geschäftsführer des Jobcenters Merzig-Wadern, im Gespräch mit der SZ. Dieses wird vom Landkreis und der Agentur für Arbeit im Saarland gemeinsam betrieben (siehe Info). Diese 1064 Vermittlungen in den so genannten ersten Arbeitsmarkt bedeuten nach den Worten von Görgen und Ruschel, der für die Agentur für Arbeit beim Jobcenter in führender Position tätig ist, eine Steigerung von 5,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr, und das bei einer deutlich zurückgehenden Zahl an hilfebedürftigen Menschen: Knapp 1300 Arbeitslose (von insgesamt rund 2300 im Landkreis) werden vom Jobcenter betreut, das sind rund zehn Prozent weniger als im Vorjahr. Besonders erfreut die Verantwortlichen die gute Erfolgsquote ihrer Vermittlungstätigkeit bei der Personengruppe der Flüchtlinge: Im Verlauf des Jahres 2018 konnten 329 Geflüchtete in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung integriert werden. „Das sind rund 60 Prozent mehr als im Vorjahr, da haben die Kollegen in der entsprechenden Abteilung gute Arbeit geleistet“, betont Markus Görgen.

Wenn er und Frank Ruschel von den Menschen reden, die vom Jobcenter betreut werden, ist stets von „Kunden“ die Rede. Die beiden verstehen ihre Einrichtung als Dienstleister, der arbeitslosen Menschen – und beim Jobcenter sind das eben Arbeitslose in schwierigen Umständen, also Langzeitarbeitslose oder Bezieher der Grundsicherung (landläufig als Hartz IV bekannt). Gute Vermittlungsquoten erzielt das Jobcenter nach den Worten seiner beiden Geschäftsführer auch bei der Personengruppe der jungen Menschen unter 24 Jahren. Markus Görgen: „Wir konnten die Zahl der Jugendlichen, die sich für eine Ausbildung interessieren, im Vergleich zum Vorjahr verdoppeln.“ Auch die Zahl der daraus resultierenden Ausbildungsverhältnisse konnte in gleichem Maße gesteigert werden. Dafür arbeite das Jobcenter eng mit Sozialarbeitern, Schoolworkern oder Jobcoaches zusammen, die beim Landkreis oder im Auftrag des Landkreises tätig sind. Görgen: „Die Gewinnung von Bewerbern ist ein wichtiger Schritt angesichts zahlreicher offener Lehrstellen im Landkreis.“ Frank Ruschel ergänzt: „Wir nutzen die Kontaktmöglichkeiten des Landkreises, zum Beispiel die Jugendcafés, um potenzielle Teilnehmer für eine intensive Beratung und Betreuung zu finden.“ Das Jobcenter habe dafür in Zusammenarbeit mit einem Träger auch ein spezielles Förderzentrum für Jugendliche in Saarlouis etabliert. Denn, so Ruschel: „Mitunter ist es sinnvoll, die Jugendlichen über einen begrenzten Zeitraum aus ihrem gewohnten Umfeld herauszuholen.“ Die Kunst bestehe darin, einen Bewerber für einen Ausbildungsplatz oder eine Arbeitsstelle so fit zu bekommen, dass er seinen potenziellen Arbeitgeber überzeuge, sagt Ruschel. Das geschiehe sehr oft über Einzelcoachings, die nach seinen Worten klar die häufigste Aktivierungsmaßnahme seien.

Auch habe es sich ausgezahlt, dass das Jobcenter ein Intensiv-Team neu gegründet habe, das sich um jene Kunden mit guten Vermittlungsperspektiven gezielt gekümmert und diese durch die Erstellung von Bewerbungsunterlagen, die Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche und direkte Arbeitgeberkontakte unterstützt habe.

All diese Vermittlungsbemühungen haben dazu geführt, dass der Landkreis Merzig-Wadern in Sachen Arbeitsmarkt „richtig gut dasteht“, wie es Jürgen Haßdenteufel, Vorsitzender der Geschäftsführung bei der Agentur für Arbeit im Saarland, formuliert. Die Arbeitslosenquote sei stabil hinter dem Kreis St. Wendel die zweitniedrigste im Land, im Verlauf des Jahres 2018 sank sie zeitweise auf unter 4,0 Prozent. „das heißt, wir haben fast Vollbeschäftigung.“ Zu dieser guten Entwicklung habe insbesondere die Vermittlungstätigkeit des Jobcenters mitgetragen, denn bei dem von ihm betreuten Personenkreis sei die Zahl der Arbeitslosen im Jahresverlauf um 13 Prozent zurückgegangen, während der Durchschnittswert für den gesamten Landkreis zehn Prozent betrug. Auch bei der Langzeitarbeitslosigkeit habe sich vieles positiv entwickelt, betont Haßdenteufel: „Wir haben auf diesem Gebiet im Landkreis einen Rückgang um 15 Prozent“ – das ist deutlich mehr als im Landesschnitt. Aus Sicht von Haßdenteufel hat sich der im Jahr 2006 gefasste Entschluss, das Jobcenter als gemeinsame Einrichtung von Landkreis und Arbeitsagentur zu betreiben, sehr bewährt: „Es sind hier zwar zwei Partner zusammengekommen, die sehr unterschiedliche Profile haben. Aber unsere Ergebnisse zeigen, dass wir hier die richtige Entscheidung getroffen haben.“

Das sieht auch Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich so. Sie hebt insbesondere das große Engagement der Jobcenter-Mitarbeiter für ihre Kunden hervor – und das unter nicht einfachen Umständen: „Die Mitarbeiter im Jobcenter müssen auch leidensfähig sein, das ist eine sehr herausfordernde, nicht immer leichte Arbeit.“

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