Amtsarzt im Interview zum Eichenprozessionsspinner „Grundsätzlich sollten befallene Gebiete gemieden werden“

Merzig-Wadern · Der stellvertretende Amtsarzt des Landkreises Merzig-Wadern, Dr. Gerd Schneider, klärt über die Gefahren durch den Eichenprozessionsspinner auf.

 An mehreren Bäumen im Kreis sieht man derzeit die Raupen des Eichenprozessionsspinners (Symbolfoto) – aber was tun? Ein Amtsarzt erläutert die wichtigsten Informationen im Interview.

An mehreren Bäumen im Kreis sieht man derzeit die Raupen des Eichenprozessionsspinners (Symbolfoto) – aber was tun? Ein Amtsarzt erläutert die wichtigsten Informationen im Interview.

Foto: dpa/Bodo Marks

Welche Gesundheitsgefahren bestehen für den Menschen durch den Eichenprozessionsspinner?

GERD SCHNEIDER Die sehr feinen Brennhaare der Raupe, die ein Eiweißgift enthalten, können beim Menschen allergische Reaktionen hervorrufen. Es kann zu Reizungen der Schleimhäute, der Atemwege und Augen kommen. In sehr seltenen Fällen können Allgemeinsymptome wie Fieber sowie Kreislaufreaktionen ausgelöst werden.

Was sind die Symptome, wenn jemand mit dem Eichenprozessionsspinner in Kontakt kommt?

SCHNEIDER Häufig kommt es nach einem Kontakt mit den Brennhaaren zur Rötung der Haut und teils starkem Juckreiz, der Tage andauern kann (Raupendermatitis). Seltener kommt es zu Reizungen der Schleimhäute der Atemwege (Husten, Bronchitis, Asthma) und Augen (Rötung, Juckreiz, Bindehautentzündung).

Wie lässt sich das Problem bekämpfen?

SCHNEIDER Bekämpfungsmaßnahmen gegen den Eichenprozessionsspinner auf öffentlichen Flächen wie zum Beispiel Parks, Spielplätzen, Kindergärten, Alleen oder daran angrenzenden Waldrändern erfolgen zum Schutz der menschlichen Gesundheit und unterliegen damit dem Biozidrecht. Chemische oder biologische Bekämpfungsmaßnahmen in Waldgebieten, fernab von Siedlungen, zum Zwecke des Gesundheitsschutzes sind nach Ansicht des Umweltbundesamtes jedoch nicht angemessen.

Welche Sicherheitsmaßnahmen sind bei einem Eichenprozessionsspinner-Befall angebracht?

SCHNEIDER Die Kommune sollte den Zugang zu betroffenen Gebieten vorübergehend verbieten. Auch sollten Warntafeln aufgestellt werden, die über zu vermeidenden Kontakt mit Brennhaaren und Verhaltensmaßnahmen bei Kontakt informieren. Die Öffentlichkeit sollte über die Gefahren aufgeklärt werden. Die Nester sollten durch Spezialfirmen entsorgt werden. Grundsätzlich sollten befallene Gebiete gemieden werden. Wer doch in den Wald geht, sollte die Haut an Nacken, Hals, Unterarmen und Beinen schützen. Raupen und Gespinste unter keinen Umständen berühren!

Was kann man tun, wenn jemand in Kontakt mit dem Eichenprozessionsspinner kommt?

SCHNEIDER Besteht der Verdacht, dass jemand mit Raupenhaaren in Kontakt gekommen ist, sollte derjenige sofort die Kleidung wechseln und ein Duschbad mit Haarreinigung nehmen. Sollten Symptome auftreten, suchen Sie sofort einen Arzt auf.

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