Reizvolle Lokalduelle Im Kreis grassiert am Wochenende das Derbyfieber

Merzig-Wadern · Von David Benedyczuk

Borussia Dortmund gegen Schalke 04, Liverpool gegen Everton, River Plate gegen Boca Juniors – Derbys haben im Fußball seit jeher eine große Bedeutung und üben auf die Beteiligten einen besonderen Reiz aus. Das gilt auch im kleineren Rahmen. Im Schatten der Bundestagswahl haben die Fußballfans im Kreis Merzig-Wadern an diesem Wochenende auch die Wahl zwischen etlichen Lokalduellen auf den hiesigen Sportplätzen. Angefangen in der Landesliga, wo an diesem Samstag um 18 Uhr die daheim unbesiegte SG Honzrath-Haustadt den auswärtsstarken SV Losheim empfängt. Tags darauf herrschen bei der SSV Oppen ähnliche Vorzeichen: Die Gastgeber haben ihre drei Heimspiele alle gewonnen. Gegner SV Weiskirchen Konfeld ist auswärts unbesiegt, der Ligavierte holte sieben von 13 Punkten aus den drei Partien in der Fremde.

Eine Klasse tiefer stehen in der Bezirksliga jede Woche mehrere Derbys pro Spieltag an. Am Sonntag kommt es aber zu zwei speziellen Paarungen: Etwa auf dem Bietzerberg, wo die SF Bietzen-Harlingen den benachbarten Aufsteiger SV Menningen (15 Uhr) empfangen. „Ich selbst komme ja aus dem Kreis Saarlouis. Aber für meine Jungs ist das ein besonderes Spiel“, sagt Thorsten Theobald, der Trainer der „Reds“: „Wenn wir auf der einen Hälfte des Platzes unsere Übungen machen, sieht man bis nach Menningen. Das liegt ja quasi nur einen Steinwurf entfernt.“

Zur geografischen Nähe gesellt sich nach sieben Partien eine tabellarische, was die Brisanz nur noch erhöht. Die Gastgeber sind mit acht Zählern Zehnter, direkt vor dem punktgleichen Nachbarn, der am Sonntag mit 0:3 im Derby gegen den SV Schwemlingen-Ballern verlor, während die SF beim FC Reimsbach II immerhin 1:1 spielten. „Gegen eine halbe Verbandsliga-Elf“, wie Theobald sagt. Nach drei Niederlagen binnen einer Woche – zuvor hatte sich Bietzen-Harlingen neben den Ligaschlappen beim SV Merchingen (1:3) und zu Hause gegen Viktoria Orscholz (2:4) mit 1:5 gegen Landesligist SF Hüttersdorf auch aus dem Pokal verabschiedet – freut sich der Trainer, dass sein Team durch das Remis rechtzeitig vor dem Derby „in der Spur zurück“ ist. Für Menningen braucht er es nicht extra zu motivieren: „Die Jungs kennen sich alle untereinander, bei uns ist jeder heiß auf das Derby. Ich muss mal mit den anderen Gegnern reden, ob sie sich nicht Menninger Trikots zulegen wollen“, sagt Theobald lachend. Die personelle Lage treibt ihm dagegen Sorgenfalten auf die Stirn, denn statt Derbyfieber grassierte zuletzt die Grippewelle. „Die halbe Mannschaft ist betroffen. Ich hoffe, dass sich noch einige zurückmelden“, so Theobald. Dann steigen auch die Chancen auf das Erreichen der eigenen Ziel: „Nach dem Bezirksliga-Aufstieg und dem Ligaverbleib wollen wir den nächsten Schritt nach vorne machen. Das Spiel gegen Menningen ist wegweisend. Wir wollen uns einen Puffer nach unten schaffen“, sagt der SF-Trainer.

Letzteres ist dem VfB Tünsdorf bestens geglückt, wenn man bedenkt, dass die Elf von Spielertrainer Kai-Uwe Hahn zuletzt eher weit unten anzutreffen war. Das sieht diesmal anders aus: Mit 15 Punkten ist der VfB Dritter. Am Sonntag gelang mit dem 5:3 bei bis dato unbesiegten Merchingern eine dicke Überraschung. Vor allem dank Neuzugang Charles Haffner (Schwemlingen), der doppelt traf und mit acht Toren ein Drittel der VfB-Treffer erzielt hat. „Rang drei ist ungewohnt, man muss aber relativieren, dass wir, abgesehen von Bachem-Rimlingen (dort verlor man knapp 0:1; Anm. d. Red.) und Merchingen, nur gegen Teams aus dem unteren Drittel gespielt haben“, sagt Hahn. Dennoch geht Tünsdorf mit viel Selbstvertrauen ins mit Spannung erwartete Duell am Sonntag um 15 Uhr mit dem Nachbarn SCV Orscholz: „Der Derbysieg steht an erster Stelle. Da ist es egal, was vorher war“, weiß Hahn um die Bedeutung. Im Vorjahr waren die Gäste klar besser, siegten in Tünsdorf mit 5:2. Doch mit Blick auf die makellose VfB-Heimbilanz von neun Zählern und 12:0 Toren könnte es diesmal anders aussehen.

Ein brisantes Derby steht zeitgleich auch in der Kreisliga Untere Saar an, wo der SV Rissenthal auf dem eigenen Hartplatz den SV Erbringen empfängt. Für Gastestürmer Stefan Müller ist es „natürlich eine besondere Partie. Ich wohne in Rissenthal, bin Mitorganisator des dortigen Dorfpokals und kenne fast alle aus der Mannschaft. Mit den Spielertrainern Thomas und Michael Schäfer habe ich schon in der Jugend zusammengespielt“, erzählt Erbringens Torjäger, der beim jüngsten 5:1 über den FC Fitten seine Tore sieben und acht erzielte. Weil Rissenthal indes mit 1:2 gegen die SF Saarfels verlor, rückte der SVE mit ebenfalls 16 Punkten an den Gegner auf Rang vier heran. Das Derby ist damit auch ein Verfolgerduell - und die Brisanz nur umso höher: „Wenn wir verlieren, hat sich das Thema ‚oben mitspielen’ für uns erledigt“, weiß Müller. Lokalduelle werden im Fußball dagegen immer ein heißes Thema bleiben.

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