Merzig-Wadern Bekommen Reinigungskräfte bald weniger Urlaub?

Merzig-Wadern · Die IG BAU befürchtet, dass die rund 400 Menschen, die im Kreis Merz-Wadern in diesem Bereich arbeiten, derzeit schlechtere Verträge bekommen.

 Die IG BAU sorgt sich um Reinigungskräfte.

Die IG BAU sorgt sich um Reinigungskräfte.

Foto: dpa/Jens Büttner

Weniger Urlaubstage, gestrichene Zuschläge, Arbeit auf Abruf: Einem Großteil der rund 400 Reinigungskräfte im Landkreis Merzig-Wadern könnten ab sofort massive Einbußen drohen. Das befürchtet zumindest die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) – und ruft die betroffenen Beschäftigten dazu auf, Einschnitte dieser Art nicht hinzunehmen. „Aktuell legen viele Chefs ihren Mitarbeitern neue Arbeitsverträge zu deutlich schlechteren Konditionen vor. Die sollte keiner unterschreiben“, warnt Marc Steilen von der IG BAU Saar-Trier.

Sollten diese Arbeitgeber bei dieser Praxis bleiben und die anstehenden Tarifverhandlungen blockieren, dürfte die Reinigungsbranche einen „heißen Sommer“ erleben, kündigt die Gewerkschaft an. „Auch im Kreis Merzig-Wadern könnten dann Schulen, Büros und Krankenhäuser schmutzig bleiben“, sagt Steilen. Die Friedenspflicht zwischen IG BAU und Arbeitgebern sei Ende Juli ausgelaufen.

Wie ist es überhaupt dazu gekommen? Der Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks hat den Rahmentarifvertrag für die Branche zum 31. Juli gekündigt, teilt die IG BAU mit. Bevor Gewerkschaft und Arbeitgeber am 15. August über einen neuen Vertrag verhandeln, sollen nach Beobachtung der Gewerkschaft in der Zwischenzeit die Standards gedrückt werden. „Statt bisher 28 oder 30 Tagen Urlaub sollen Beschäftigte jetzt das gesetzliche Minimum von 20 Tagen hinnehmen. Zuschläge für Überstunden oder besondere Aufgaben wie etwa die OP-Reinigung werden in den neuen Arbeitsverträgen eingekürzt oder ganz gestrichen“, berichtet Steilen. Insbesondere befürchtet die Gewerkschaft, dass Beschäftigte, die bislang feste Arbeitszeiten hatten, künftig auf Abruf arbeiten müssten.

„Das ist ein Schlag ins Gesicht für alle, die ohnehin jeden Euro zweimal umdrehen müssen“, kritisiert die IG BAU. Gerade Frauen seien von den Kürzungen betroffen. Eine Reinigungskraft, die Vollzeit rund 1300 Euro netto verdiene, habe schon jetzt große Schwierigkeiten, eine bezahlbare Wohnung zu finden. „Hinzu kommt: Ein Großteil der Beschäftigten hat nur einen Teilzeit- oder Minijob. Da wird es am Monatsende richtig eng.“

Die IG BAU Saar-Trier ruft jetzt die Reinigungsfirmen in der Region auf, sich in ihrem Arbeitgeberverband für die Rückkehr zu den tariflichen Standards einzusetzen. Davon profitiere am Ende die Branche selbst: Denn bleibe es bei der aktuellen Praxis, dann dürften sich nach Einschätzung der IG BAU viele Beschäftigte nun für einen Arbeitgeber entscheiden, der sich an die bisherigen, attraktiveren Bedingungen halte. Das wiederum werde auch den Wettbewerb der Firmen untereinander verschärfen. „Aber auch die öffentliche Hand ist gefordert: Städte und Kommunen können die Regeln festlegen, nach denen Schulen, Rathäuser und Ämter gereinigt werden. Klar ist: Zu sauberen Gebäuden gehören auch saubere Arbeitsbedingungen“, sagt Steilen.

Die Gewerkschaft kündigt abschließend an: Sollte die schon seit April vergangenen Jahres andauernde Tarifrunde am 15. August erneut keinen Durchbruch bringen, müssen Firmen und Kunden mit Arbeitsniederlegungen auch im Kreis Merzig-Wadern rechnen.

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