Lernpaten Hilfe für junge Menschen durch die Schulzeit

Merzig-Wadern · Landesarbeitsgemeinschaft Pro Ehrenamt bietet auch für den Kreis Merzig-Wadern Kurse für ehrenamtliche Lernpaten an. 

 Hans Joachim Müller, Präsident der Landesarbeitsgemeinschaft Pro Ehrenamt.

Hans Joachim Müller, Präsident der Landesarbeitsgemeinschaft Pro Ehrenamt.

Foto: Matthias Müller/Matthias Müller

Im ganzen Saarland unterstützen sogenannte Lernpaten Kinder und Jugendliche ehrenamtlich auf ihrem Bildungsweg. Im Kreis Merzig-Wadern gibt es bisher erst zwei solcher Helfer. Im August ist eine weitere Qualifizierung geplant. Hans Joachim Müller, Präsident der Landesarbeitsgemeinschaft Pro Ehrenamt, erklärt die Aufgaben der Lernpaten.

Herr Müller, was genau macht ein Lernpate?

Hans Joachim Müller: Der Lernpate unterstützt einen jungen Menschen auf seinem Bildungsweg. Es geht nicht so sehr darum, dass man Hausaufgabenbetreuung oder Nachhilfeunterricht macht. Es geht darum, dass der junge Mensch gestärkt wird, dass die Persönlichkeit geformt wird, dass er so stabil wird, dass er seinen Schulweg alleine gehen kann. Die ehrenamtlichen Lernpaten sollen den Kindern zwei Stunden die Woche unter die Arme greifen. Sie führen Gespräche, machen Spiele oder unternehmen Ausflüge.

Welche Arten von Kindern und Jugendlichen werden betreut?

Müller: Es sind normalerweise Kinder, die benachteiligt sind, die in der Schule Schwierigkeiten haben, die von Noten her nicht so gut sind, die familiäre Probleme haben. Es sind auch viele Kinder aus Migrantenfamilien.

Derzeit gibt es im Saarland 76 Lernpaten, allerdings nur zwei davon im Kreis Merzig-Wadern. Wie erklären Sie sich, dass es hier noch so wenige sind?

Müller: Wir haben die Sache offiziell immer saarlandweit ausgeschrieben. Die ersten zwei Lehrgänge haben wir in Saarbrücken durchgeführt, da kamen Leute überall aus dem Saarland. Dann haben wir das umgestellt und gesagt, wir gehen in Zentren der Landkreise. In Saarlouis waren über 30 Teilnehmer. Danach sind wir nach Neunkirchen, Homburg und Lebach gegangen und haben die Landkreise ein bisschen abgegriffen. Merzig-Wadern und St. Wendel sind noch nicht so stark bedacht. Das liegt aber nicht daran, dass wir das nicht machen wollen. Wir wollten im letzten Jahr in Merzig-Wadern einen Lehrgang anbieten, doch das wurde leider geschoben. Wir haben jetzt einen Lehrgang geplant für die Zeit nach den Sommerferien. Wir schauen dann, wo der Schwerpunkt der Teilnehmer herkommt. Dann können wir gegebenenfalls in diesen Landkreis reingehen.

Wie hoch schätzen Sie den Bedarf an Lernpaten im Kreis Merzig-Wadern ein?

Müller: Kinder, die nicht so erfolgreich auf ihrem Bildungsweg sind, gibt es überall: in Merzig, in Wadern, in Losheim. Wir gehen davon aus, dass wir einen Bedarf von etwa 200 im ganzen Saarland haben. Die müssen wir immer wieder ausbilden.

An welchen Schulen im Kreis Merzig-Wadern sollen Lernpaten eingesetzt werden?

Müller: Wir gehen davon aus, dass die Schulen sich bei uns melden. Der andere Weg ist, dass wir im Laufe des Lehrgangs mit den zukünftigen Lernpaten sprechen und sie fragen, wo sie zum Einsatz kommen wollen. Unser Ziel ist es, dass die Lernpaten relativ wohnortnah eingesetzt werden. Wenn sie eine Grundschule, eine Gemeinschaftsschule oder ein Gymnasium vor Ort haben, sollen sie das benennen. Entweder, sie gehen dann selbst auf die Schule zu oder wir reden mit dem Schulleiter. An die Lernpatenkinder kommen wir dann über die Schulen. Das läuft im Einvernehmen mit der Schule und im Einverständnis mit den Eltern.

Mit welchen Schulen im Kreis Merzig-Wadern arbeiten Sie bis jetzt schon zusammen?

Müller: Mit einer Lernpatin war im Gespräch, dass sie jetzt in der Grundschule Beckingen anfangen soll. Da sind die ersten Kontakte bereits gelaufen. Nach den Sommerferien soll sie dort anfangen. Ein weiterer Lernpate aus dem Kreis ist nicht dort eingesetzt, sondern in Saarlouis. Wir haben darüber gesprochen, auch mal eine Informationsveranstaltung für die Schulen zu machen. Da wollen wir drei Standorte raussuchen: Saarbrücken, den östlichen Teil und dann den westlichen Teil, also Saarlouis oder Merzig.

Was für eine Qualifikation muss ein Lernpate mitbringen?

Müller: Wir sagen: Es gibt überhaupt keine Vorleistung. Alter heißt 18 bis 80. Das kann eine Hausfrau sein, ein pensionierter Bergmann, eine Studentin, ein 18-jähriger Schüler oder jemand, der noch im Berufsleben drinsteht, der sagt, ich würde das ganz gerne machen und versuche, die Ausbildung mitzumachen.

Wie genau sieht die Qualifizierung aus?

 Kinder werden von den Lernpaten unterstützt und gefördert. Zwei Stunden pro Woche sollen sie für ihre kleinen Schützlinge da sein.  

Kinder werden von den Lernpaten unterstützt und gefördert. Zwei Stunden pro Woche sollen sie für ihre kleinen Schützlinge da sein.  

Foto: dpa/Z1022 Patrick Pleul

Müller: Die Qualifizierung umfasst 32 Stunden und dauert mindestens acht Wochen. Es geht zum Beispiel um Gesprächsführung, wie gehe ich mit Kindern und Jugendlichen um. Darüber hinaus müssen die Lernpaten Bescheid wissen über Werte und Normen – wie soll man sich als junger Mensch verhalten, worauf kommt es in unserer Gesellschaft an? Wir gehen auch auf Problemsituationen ein wie bei der deutschen Sprache. Es gibt durchaus Kinder, die der deutschen Sprache nicht so mächtig sind. Ein Hauptanliegen sind Methoden des Lernens. Die meisten Kinder haben das nicht richtig gelernt. Da geben wir ihnen Tipps und die Instrumentarien an die Hand, damit sie in Zukunft ihre Hausaufgaben ohne Probleme alleine bewältigen können. Andererseits ist es natürlich wichtig, dass man unser Bildungssystem kennenlernt, also unsere Schulformen – von der Grundschule bis hin in die Berufsbildungszentren. Der letzte Schwerunkt ist, dass wir ein bisschen auf die Zukunft hinwirken. Vielen Lernpaten ist gar nicht bekannt, welche Berufe und Entwicklungen es gibt. Wir haben mit der HWK und der IHK einen Block, wo wir diese Problematik herausgreifen.

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