Hilfe für Familien steht im ZentrumÜber kleine Anzeichen großen Problemen auf die Spur kommen

Merzig-Wadern. Fundierte Hilfestellung für Familien in Problem- und Krisensituationen zu leisten, das ist Ziel des Netzwerkes für Familien, zu dem sich verschiedene kirchliche Einrichtungen im Kreis Merzig-Wadern vor drei Jahren zusammengeschlossen haben

Merzig-Wadern. Fundierte Hilfestellung für Familien in Problem- und Krisensituationen zu leisten, das ist Ziel des Netzwerkes für Familien, zu dem sich verschiedene kirchliche Einrichtungen im Kreis Merzig-Wadern vor drei Jahren zusammengeschlossen haben.

Hilfe in Konfliktsituationen

Sinn des Netzwerkes soll sein, die Beratungs-, Betreuungs- und Bildungsangebote der Beteiligten besser miteinander zu verknüpfen und so rascher und gezielter bei familiären Konflikten helfen zu können. Denn nicht immer steuern die Betroffenen in Problemsituationen eine Beratungsstelle an, die ihnen helfen könnte - sei es aus Scham, Unwissenheit oder weil sie sich nicht trauen. Dennoch können Mitarbeiter von Einrichtungen, die dem Netzwerk angehören, auf die Problemfälle aufmerksam werden und entsprechende Hilfe weitervermitteln.Wie das aussehen kann, dazu haben die Beteiligten aus dem Netzwerk mehrere Fallbeispiele aus ihrem Arbeitsalltag zusammengestellt. So findet zum Beispiel in einem Kindergarten auf Grund hoher Nachfrage ein Sprachkurs für Mütter mit Migrationshintergrund statt.

Während der Kurszeiten werden die Kinder der Teilnehmerinnen im Kindergarten betreut, auch solche, die diese Einrichtung sonst nicht besuchen. Im Verlaufe des Kurses stellt sich heraus, dass eine Familie große Schwierigkeiten mit der Aufenthaltserlaubnis hat. Durch Vermittlung an den Caritas-Verband können dessen spezialisierte Sachbearbeiter helfen. Über den Kurs und die Gespräche mit anderen Kursteilnehmerinnen kommt auch ein Kontakt der bislang eher isoliert lebenden Familie zur Pfarrgemeinde zustande.

"Es gehört heute zum Berufsbild der Erzieher in den Kindertagesstätten, dass sie neben der pädagogischen Arbeit mit den Kindern auch kompetente Ansprechpartner für die Eltern sind", erklärt Simone Speicher, bis vor kurzem Leiterin der katholischen Kindertagesstätte St. Luzia in Erbringen. Darum sei es für das Personal dieser Einrichtungen wichtig und notwendig, das Gespräch mit den Eltern zu suchen, wenn das Kind in der Kita auffällig werde. So kommen die Kita-Mitarbeiter häufig den zu Grunde liegenden familiären Konflikten auf die Spur und können über die Strukturen des Netzwerkes Hilfe vermitteln.

Durch die Zusammenarbeit im Netzwerk wüssten die einzelnen Kooperationspartner über das Angebot des anderen Bescheid. Dadurch werde die jeweilige Beratungsqualität verbessert. Die Ansprechpartner kennen sich persönlich, Kontakte könnten leichter hergestellt werden. Der Trierer Weihbischof Robert Brahm hat diese Ausrichtung des Netzwerkes im Jahr 2005 so umschrieben: "Betreuung, Bildung und Beratung wollen Hand in Hand gehen, um Familien in ihrem Werden und Wachsen zu fördern und bei der Erfüllung ihrer Aufgaben und der Bewältigung ihrer Probleme zu begleiten und zu stärken."

Kirche nah am Leben

Dies entspreche auch der angestrebten Neuausrichtung der Kirche im Bistum Trier. Diese setze sich zum Ziel, sich den Fragen und Sorgen der Menschen zuzuwenden und sie ernst zu nehmen - ganz im Sinne der Aufgaben für die Kirche, wie sie das Zweite Vatikanische Konzil (1962 bis 1965) formuliert hatte. "Der ganze Mensch steht im Mittelpunkt, wird mit seiner Würde gesehen, sowohl in alltäglichen Bedürfnissen und Fragen als auch in schwierigen Lebenslagen", heißt es hierzu von den Netzwerk-Vertretern. Die Unterstützung und Begleitung in konkreten Lebenssituationen gehöre zum Selbstverständnis des christlichen Glaubens dazu.Merzig-Wadern. Ein Beispiel, das sich tatsächlich so zugetragen hat, soll verdeutlichen, welchen Nutzen die enge Kooperation der verschiedenen Einrichtungen unter dem Dach eines Netzwerkes hat: In einer Kindertagesstätte im Kreis wird ein Junge von den anderen Kindern gemieden, weil er schnell wütend wird und dann um sich schlägt und tritt.

Schulden belasten Familie

Die Erzieherin bittet daraufhin die Mutter zu einem Elterngespräch. In dessen Verlauf erzählt die Frau der Erzieherin, dass die finanzielle Situation der Familie sehr angespannt sei und es dadurch immer wieder auch zu Streitigkeiten mit ihrem Ehepartner komme. Auch die Kinder blieben hiervon nicht verschont und erlebten den Familienalltag als große Belastung. Es erscheint der Erzieherin sinnvoll, der Familie die Unterstützung durch die Lebensberatungsstelle des Bistums in Merzig anzubieten.Diese kommt im Rahmen einer "zugehenden Beratung" regelmäßig zu Sprechstunden in die Räume der Kita. "Die Erfahrung zeigt, dass Eltern sich leichter tun, eine solche Möglichkeit wahrzunehmen, wenn ihnen diese Hilfe in einem vertrauensvollen Gespräch an einem Ort, den sie kennen, nahe gebracht wird", sind die Verantwortlichen des Netzwerkes überzeugt. Im konkreten Fall sei es gelungen, den beiden Eltern des auffällig gewordenen Jungen einen Beratungstermin bei der Lebensratungsstelle zu vermitteln. Die Konsequenz: "Die Familie bekommt nun qualifizierte Unterstützung, was sich auch sehr positiv auf das Verhalten des Jungen auswirkt." cbe

Stichwort

Im "Netzwerk für Familien", das sich in den Dekanaten Merzig und Losheim-Wadern gegründet hat, sind die Katholische Familienbildungsstätte "Haus der Familie" in Merzig, die Erziehungs-, Ehe-, Familien - und Lebensberatungsstelle des Bistums Trier in Merzig, der Caritasverband für die Region Saar-Hochwald, die Dekanate Merzig und Losheim-Wadern sowie die katholischen Kindertageseinrichtungen im Kreis zusammengeschlossen.Kontakt und weitere Informationen: Pastoralreferentin Pascale Jung, Telefon (06872) 994 496, E-Mail: dekanat-losheim@gmx.de oder bei Pastoralreferent Jürgen Burkhardt, Telefon (06861) 774 99, per E-Mail: DekanatmerzigJB@aol.com.cbe

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