Polit-Drama um SHG-Klinik in Merzig Hebammen üben scharfe Kritik nach gescheitertem Rettungsversuch

Merzig · Am Freitag scheiterte der Versuch des Gesundheitsministers, den Klinikträger SHG doch noch zum Weiterbetrieb der Geburtshilfe-Abteilung am Merziger Krankenhaus zu bewegen. Die freiberuflichen Hebammen an der Klinik kritisieren dies scharf.

Daniela Schühler-Hilgert

Daniela Schühler-Hilgert

Foto: Michael Rauch

Auf scharfe Kritik stoßen die Ergebnisse des Gesprächs vom Freitag bei den freiberuflichen Hebammen in der SHG-Klinik Merzig. In einer Mitteilung, die von Sprecherin Daniela Schühler-Hilgert übermittelt wurde, heißt es: „Wir freiberuflichen Hebammen in der SHG Klinik Merzig begrüßen den Rettungsversuch durch das Land ausdrücklich und widersprechen den angeführten Gründen einer Ablehnung energisch.“ Die Hebammen beziehen sich damit auf den Vorschlag von Gesundheitsminister Magnus Jung, wonach das Land jährliche Defizite der Abteilung Gynäkologie/Geburtshilfe bis zu einer Höhe von drei Millionen über die Dauer von vier Jahren übernehmen und damit ein Weiterbetrieb der klinischen Geburtshilfe in Merzig gewährleisten wolle. Die SHG-Führung habe dies mit der Begründung abgelehnt, das Geld würde nicht reichen. „An anderer Stelle wurden mangelnde Perspektivlosigkeit und qualitative Defizite in der Versorgung angeführt“, heißt es von Seiten der Hebammen.

Diese Argumente halten sie für unseriös. Man müsse indes vermuten, „dass hier andere, nicht nachvollziehbare Beweggründe dahinterstecken“, heißt es weiter. Und: „Wer bei einer seit Jahren steigenden Geburtenzahl, zuletzt 550, gepaart mit einem innovativen Konzept eines praktisch hebammengeleiteten Kreißsaales, der gleichzeitig den Schwangeren eine Eins-zu-Eins-Betreuung anbieten kann, von mangelnder Perspektive spricht, der hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt.“ Immer mehr Kliniken, sowohl in Rheinland-Pfalz als auch in Nordrhein-Westfalen, beginnen nach Darstellung der Hebammen die Geburtshilfe umzustellen auf ein Modell, welches in Merzig schon seit Jahren erfolgreich praktiziert werde. „Der Vorwurf, der nicht näher beschriebenen qualitativen Defizite ist nicht gegeben“, halten die Hebammen in ihrer Erklärung fest. Jedenfalls könne die ärztliche Leitung der Geburtshilfe, Gabriele Kirch-Thinnes als Mitglied der saarländischen Fachkommission für Perinatal-Medizin und Geburtshilfe vom saarländischen Qualitätsbüro keine feststellen. Jedoch würde es mit der Schließung zu erhebliche Qualitätseinbußen bei der Versorgung von Schwangeren im Kreis-Merzig-Wadern in Bezug auf die Erreichbarkeit von Geburtskliniken kommen, betonen die Hebammen. „Denn der Schwellenwert von 40 Autominuten (festgelegt durch den gemeinsamen Bundesausschuss aus Kassenärzten, Kliniken und gesetzlichen Krankenkassen) ist in vielen Fällen nicht gegeben.“ Für die Hebammen stelle sich die Frage, ob der Kreis Merzig-Wadern Verhältnisse wie in Schleswig-Holstein bekommen werde. „Dort kam es schon vermehrt zu Geburten auf einem Baumarktparkplatz da auf Grund von Kreißsaalschließungen der Weg für die Schwangeren in eine Geburtsklinik zu weit gewesen ist.“ Die Hebammen fordern die SHG-Geschäftsführung, den Sanierer und die Landrätin in ihrer Erklärung auf, „das Angebot des Landes anzunehmen und die Geburtshilfe im Landkreis Merzig-Wadern zu belassen“.

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