Volksbegehren G 9-Volksbegehren läuft eher schleppend

Merzig-Wadern · Bis zum 3. Januar 2018 hat jeder wahlberechtigte Saarländer die Möglichgkeit, über eine Rückkehr zu G 9 abzustimmen.

 Über die Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums kann man zurzeit im Saarland abstimmen.

Über die Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums kann man zurzeit im Saarland abstimmen.

Foto: dpa/Armin Weigel

Schon seit mehr als 15 Jahren exisitiert das saarländische Turbo-Abitur G 8. Die Versuchskanichen der ersten Jahrgänge drücken schon lange nicht mehr die Schulbank, aber die Frage nach dem Erfolg des Modells beschäftigt noch viele. Die Meinungen gehen dabei stark auseinander.

Die Elterninitiative G 9-jetzt!-Saarland sieht das G 8-Modell ganz klar als eine Überforderung der Schüler und kämpft für eine Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums. Die engagierten Eltern rund um Sprecherin Katja Oltmanns reichten am 27. April dieses Jahres einen Antrag zur Gesetzesänderung des Schulordnungsgesetzes beim Innenministerium ein, in der Hoffnung wieder zum alten System zurückkehren zu können. Ergebnis ist die Zulassung eines Volksbegehrens, welches am 4. Oktober dieses Jahres gestartet ist.

Bis zum 3. Januar nächsten Jahres haben alle wahlberechtigten Einwohner im Saarland die Möglichkeit über eine Rückkerhr zu G 9 abzustimmen. In allen Rathäusern liegen hierfür entsprechende Unterschriftenlisten aus. Benötigt werden rund 55 000 Stimmen. Die Hürde, dass man persönlich in seinem zuständigen Bürgeramt oder Rathaus erscheinen muss, macht es der Elterninitiative nicht leicht.

Auch in den Rathäusern der Region Merzig-Wadern kann seit gut einer Woche abgestimmt werden. Die Beteiligung kann zum jetztigen Zeitpunkt als eher mäßig beschrieben werden. Im Rathaus in Perl wurden in der ersten Woche nur elf Unterschriften verzeichnet, teilte der Beigeordnete der Gemeinde, Ernst Rudolf Ollinger, der SZ mit.

Die Gemeinde Mettlach macht bislang keine Aussage zur Beteiligung. Die Gemeindeverwaltung ließ verlauten, dass man abwarten müsse, was passiert.

Auch in der Gemeinde Losheim am See lief das Volksbegehren nur „schleppend“ an, sagt der Sachbearbeiter Thomas Lang. „Damit die Initiatoren auf fast 55 000 Unterschrfiten kommen, müssten in Losheim mindestens 800 Leute unterschreiben, also 20 pro Tag“, erklärt der zuständige Sachbearbeiter und fügt hinzu, dass noch nie mehr als zehn Wahlberechtigte am Tag im Rathaus erschienen sind. Allerdings gibt er auch zu bedenken, dass die Einwohner in Losheim „vielleicht einfach ein bisschen mehr Anlaufzeit brauchen“.

In Weiskirchen kann man dagegen schon fast von einem Erfolg der Unterschriftenaktion sprechen. „Beim letzten Volksbegehren zum Thema Dispozinsen haben wir in drei Monaten nur drei Unterschriften gesammelt“, berichtet Stefan Kania vom Weiskircher Wahlamt. Dort haben bislang zwölf Personen mit ihrer Unterschrift für eine Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium gestimmt.

Ähnlich ist die Situation im Rathaus Wadern. Dort liegen 22 Unterschriften vor. „Die meisten, die unterschreiben und sich auch wirklich dafür interessieren, sind Mütter mit Kindern, die sich um deren Zukunft sorgen“, verrät Simone Schmitt-Koch, die die Wahlsachbearbeitung der Stadt inne hat. Pro Tag werden hier zwischen einer und zwei Unterschriften für das Volksbegehren gesammelt.

Die Gemeinde Beckingen kommt zurzeit auf 62 Unterschriften. Diese, im Vergleich zu anderen Gemeinden hohe, Resonanz erklärt Anja Herrmann, momentane Vertreterin der Sachbearbeiterin, mit der höheren Anzahl an Unterstützungsberechtigten (12 300).

Pressesprecher Stephan Fandel von der Stadt Merzig gab bekannt, dass „die Resonanz nach der ersten Woche noch Recht überschaubar sei“. Mit 92 Stimmen liegt die Kreisstadt Merzig in der gesamten Region vorne, was aber ebenfalls auf die höhere Zahl an Wahlberechtigten zurückzuführen ist.

Für eine Rückkehr zum G 9-Modell sprechen laut der Elterninitiative einige schwerwiegende Gründe: Zum einen habe das achtjährige Gymnasium keinen Mehrwert erzielt und nachweislich keine Qualitätssteigerung erzielt zum anderen bemängelt die Gruppe die Anzahl der Wochenstunden der Schüler. Durch G 8 hat sich diese um fast vier Stunden pro Woche gesteigert. Hinzu kommen noch Hausaufgaben, die Vorbereitung auf Referate sowie Lernen für Kursarbeiten. Die Elterninitiative vergleicht dieses Pensum mit dem Arbeitstages eines erwachsenen Menschen und sieht die Lebensqualität der Kinder stark beeinträchtigt.

Damit steht die Gruppe hinter dem Volksbegehren nicht alleine. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes forsa haben sich im Saarland 72 Prozent der befragten Eltern für eine Wiedereinführung des Gymnasiums in neun Jahren ausgesprochen. Diese sind nun aufgerufen ihre Stimme beim Volksbegehren zu nutzen. Über den weiteren Gang der Dinge nach Ablauf der Frist am 3. Januar, wird der Landtag entscheiden. Sind ausreichend Stimmen dokumentiert, kommt der Landtag zum Zug und entscheidet sich entweder für oder gegen eine Wiedereinführung. Lehnt der Landtag das Volksbegehren, trotz ausreichender Stimmen ab, kommt es zu einem Volksentscheid.

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