Besonderer Pfingstausflug 24 Autos rollen bei Dreisbach in die Saar – und schwimmen weiter (mit Fotostrecke)
Dreisbach · Die Anwohner staunten am Wochenende nicht schlecht, als mehrere Autofahrer in Dreisbach einfach von der Straße in die Saar abbogen – und in Seelenruhe weiter fuhren. Was war denn da los?
Langsam rollen die Räder von der Rampe in Dreisbach in das braune Wasser der Saar. Keine Angst vor Aquaplaning! Ganz im Gegenteil. Der Autofahrer gibt seinem Hintermann das Kommando: „Runter mit der Schraube“, und schon heult der Motor auf und das Fahrzeug stürmt angetrieben von dem sich immer schneller drehenden Propeller hinter einer weißen Bugwelle hinaus auf die Saar.
Die Passanten am Ufer kommen aus dem Staunen nicht heraus. Ein Schwimmauto nach dem anderen wechselt von der Fahrbahn in die Fluten – und da stauen sich auf der Nohner Straße noch bis weit hinter dem Ortseingang viele dieser Fahrzeuge, von denen die meisten von der Wehrmacht im zweiten Weltkrieg eingesetzt worden sind. Eine ältere Spaziergängerin fragt den SZ-Reporter: „Drehen die hier einen Kriegsfilm, oder nehmen die hier alle nur die falsche Ausfahrt?“
Diese Frage gebe ich gleich an Frank Simon weiter, der mit dem Vorsitzenden der Deutschen Interessengemeinschaft Schwimm- und Geländefahrzeuge (DISG) Thomas Schmittkamp die diesjährige Pfingstausfahrt zur Saarschleife organisiert hat. Die mehr als 200 Mitglieder aus aller Welt dieses im Jahr 1973 gegründeten Vereins beschäftigen sich leidenschaftlich mit dem Sammeln, Restaurieren und Erhalten historischer deutscher und anderer Militärfahrzeuge der Baujahre bis einschließlich 1947.
Frank Simon weiter: „Bei dieser Pfingstausfahrt rund um die traumhafte Saarschleife feiern wir gleichzeitig das 50-jährige Bestehen unseres Vereins und unsere 60. gemeinsame Ausfahrt.“ Für diesen Pfingstsamstag sei zunächst das „Einwassern“ und „Durchschwimmen“ der Saarschleife von Dreisbach bis zur Schleuse in Mettlach geplant, während die alten Militärfahrzeuge ohne Schwimmbefähigung – zwangsläufig – auf dem Landweg Mettlach ansteuern, wo sich alle Teilnehmer später in der Brauerei Mettlach mit einem gemeinsamen Mittagessen stärken wollen.
Wir richten unser Interesse aber zunächst wieder auf das „Einwassern“ in Dreisbach. Von den insgesamt 24 Schwimmwagen auf „großer Fahrt“ stellen die VW’s Typ 166 der einstigen Wehrmacht die größte Anzahl. Der veranstaltende Verein achtet übrigens streng darauf, nur die Erinnerung an die technischen Innovationen der damaligen Zeit wach zu halten. Irgendwelche Nazi-Symbole oder Balkenkreuze sind nirgendwo zu entdecken. Neben wenigen russischen und amerikanischen Modellen richtet auch ein bereits „gewassertes“ Versuchsmodell von NATO-Staaten aus den 80er-Jahren die Scheinwerfer an seinem „Bug“ in Richtung Mettlacher Schleuse aus. Ein großer Hund auf der Rückbank blickt darin immer wieder zurück auf den hinter ihm liegenden Rettungsring. Dem Vierbeiner ist diese wellige Fahrbahn scheinbar doch nicht so ganz geheuer.
Gleich beim Wechsel vom trockenen in den nassen Untergrund fällt plötzlich bei einem der Schwimmwagen der Schraubenantrieb aus. Ist aber kein Problem – wie auf der Straße wird das havarierte Fahrzeug mit einer langen Leine problemlos an den Haken genommen und sicher nach Mettlach abgeschleppt. Überhaupt haben die Organisatoren offensichtlich großen Wert auf Sicherheit gelegt. So umkreisen zwei PS-starke Motorboote der Feuerwehr Mettlach und der Rettungswacht die „Auto-Flotte“ auf ihrem Weg zur Schleuse. Frank Simon kann sich übrigens noch an zwei Pannen bei früheren Ausfahrten erinnern: „Da hatten die Fahrer nach dem Reinigen der Innenräume vergessen, die Abflussstopfen wieder einzudrehen, was ein naheliegendes Problem bedeutete. Diese Pannen waren aber leicht wieder zu reparieren.“
Während die Auto-Flotte langsam in Kiellinie unter dem Baumwipfelpfad von Orscholz unterwegs ist, macht sich der SZ-Reporter mit seinem nicht schwimmfähigen Auto auf den Landweg zur Mettlacher Schleuse. Dabei schießt mir die Frage in den Kopf, ob die Fahrer der Schwimmwagen neben dem normalen Führerschein vielleicht auch noch einen Bootsführerschein mitführen müssen. Später teilt mir Simon dazu mit, dass tatsächlich zumindest einer der Fahrzeuginsassen über dieses amtliche Dokument verfügen muss.
Auf dem Uferwanderweg vor der Schleuse lege ich mich auf die Lauer. Während ein großes Frachtschiff auf seiner Binnenwasserstraße die Schleuse verlässt, entdecke ich tief unterhalb des Baumwipfelpfades die ersten auf mich zukommenden Schwimmwagen. Die starken Wellen des vergleichsweise riesigen Binnenschiffes lassen die „verirrten Knirpse“ wie Korken auf und ab hopsen – aber sie kommen trotzdem in ihrem „Teilzeit-Element“ durchaus voran. Beim nahen Vorbeigleiten leuchtet den offenbar begeisterten Insassen die Begeisterung aus den Gesichtern. Offenbar macht auch eine solche Flussfahrt im propellerbetriebenen Auto Spaß unter strahlender Pfingstsonne! Mitten zwischen ihnen zieht noch ein knallrotes, betagtes Amphicar aus ziviler Produktion die Aufmerksamkeit zwischen den vielen Ex-Militärfahrzeugen die Aufmerksamkeit auf sich.
Ich mache mich dann mit meinem vergleichsweise „unvollkommenen“ Auto auf den Weg zum nächsten SZ-Termin. Abends meldet sich Frank Simon noch mal telefonisch bei mir. Es habe weiterhin keine Pannen mehr gegeben, aber die Teilnehmer dieser Pfingstfahrt über die Saarschleife, die dieses traumhafte Juwel des Saarlandes zum ersten Mal erkundet hatten, seien sich einig: „Das ist ja fantastisch hier – das ist mit Sicherheit nicht die letzte Ausfahrt unserer Teilzeit-Kapitäne zur und auf der Saar gewesen.“