Die SZ am 30./31. Juli 1966 Hoher Besuch aus Los Angeles und Bonn

Merzig-Wadern · Es gibt Tage, die Geschichte schrieben – sei es, weil an ihnen erstmals Menschen auf dem Mond landeten, sei es, weil Deutschland völlig unerwartet erstmals Fußballweltmeister wurde, weil der Eiserne Vorhang fiel oder sei es wegen schlimmer Naturkatastrophen oder Terrorattentate. Doch was hat sich an diesen geschichtsträchtigen Tagen bei uns in der Region getan? Womit hat sich unsere Zeitung an diesen historischen Terminen beschäftigt? Wir haben im Archiv geblättert und nehmen Sie mit auf eine kleine Zeitungs-Reise in die Vergangenheit.

 Die Lokalausgabe der SZ für Merzig-Wadern am Wochenende 30./31. Juli 1966

Die Lokalausgabe der SZ für Merzig-Wadern am Wochenende 30./31. Juli 1966

Foto: Dirk Ley

Das Wochenende vom 30. und 31. Juli 1966 stand ganz im Zeichen des Finales der Fußball-Weltmeisterschaft zwischen Deutschland und England in London (siehe Infokasten). Sportlich ging es auch bei den Saar-Mosel-Turnern zu. Der „Anzeiger für Merzig und Wadern“ berichtete in seiner damaligen Wochenendausgabe darüber, dass die Turntalente beim dritten Österreichischen Bundesturnfest mit tollen Leistungen überzeugten. Dem Artikel „Saar-Mosel-Turner in Innsbruck“ konnte der Leser entnehmen, dass „die Saar-Mosel-Riegen im großen Festzug als Saarländer stark gefeiert wurden und für den STB (Saarländischer Turnerbund) Ehre einlegten“. Zwei junge Turnerinnen aus dem Landkreis Merzig-Wadern wurden namentlich erwähnt. Dabei handelte es sich um die für den TV Beckingen startende Irmgard Kollmann sowie Ingrid Michels aus Mettlach. Kollmann erturnte sich laut Artikel den siebten Platz im Sechskampf der Mädchen.

Der Sport kam bei der Magdalenen-Kirmes in Brotdorf ebenfalls nicht zu kurz. Der Artikel „Buntes Treiben auf der Pützwiese“ berichtete über ein Handballspiel zwischen dem TuS Brotdorf und einer Bundeswehr-Einheit aus Trier-Euren. Das Spiel sei fair und spannend verlaufen. Den Sieg trug laut Artikel der „Gastgeber mit einer zweistelligen Torzahl“  davon. Derweil sorgten 20 Schausteller auf der „Pützwiese“ dafür, dass den Besuchern nicht langweilig wurde. Stargast war indes der in Los Angeles tätige Pater Hubert Adams. Der gebürtige Brotdorfer besuchte zur Magdalenen-Kirmes seine Heimatstadt und predigte über Leben und Werk der heiligen Magdalena.

Adams war nicht der einzige Geistliche, der in dieser Ausgabe im Blickpunkt stand. Im Artikel „Mit Pastor Zech auf Eifelfahrt“ berichtete der gleichnamige Seelsorger über einen Ausflug, den er mit mehreren Frauen aus der Pfarrei Ürzig (Landkreis Bernkastel-Wittlich) unternahm. Auch hier gab es kein Entkommen vor dem WM-Fieber: „Auf der Weiterfahrt, von Prüm ab, erlagen alle der Faszination einer Rundfunkreportage von der Fußball-Weltmeisterschaft.“ Zum Abschluss sangen Zech – ehemals Seelsorger in Konfeld – und seine Mitfahrer das Lied „So ein Tag, so wunderschön wie heute“.

Weniger heiter war das Thema des Artikels „Illegale Wochenendhäuser wurden als Geräteschuppen getarnt“. So seien Wochenendhäuser „ohne Rücksicht auf Natur- und Landschaftsschutz“ wie die Pilze aus dem Boden geschossen. Die Bauherren nutzten laut Artikel Bienenhäuser, Geräteschuppen oder auch Jagdhütten, um von ihren illegalen Aktivitäten abzulenken. Ziel sei es, vollendete Tatsachen zu schaffen. Jedoch habe das Landratsamt Merzig-Wadern diesem Treiben vor kurzem einen Riegel vorgeschoben. In der Formulierung klingt fast schon Schadenfreude mit: „Allerdings sind die Schwarzbauer jetzt beim Landratsamt Merzig an der falschen Adresse, denn in etwa acht Fällen ist bereits der Abbruch illegaler Bauten durch Verwaltungsanordnung oder, wenn nötig, gerichtlich verfügt worden.“ So sei zum Beispiel der Abriss eines Wochenendhäuschens im Salzbachtal in der Nähe von Mettlach-Nohn erzwungen worden.

Einen prominenten Besucher aus Bonn durfte indes der CDU-Kreisvorstand Merzig-Wadern bei seiner Vorstandssitzung begrüßen. Der aus Lockweiler stammende Bundestagsabgeordnete Josef Schmitt schaute vorbei und informierte seine Parteifreunde im Grünen Kreis über die Arbeit im Wirtschaftsausschuss des Bundestages. Laut dem Artikel „MdB Josef Schmitt kam zu Besuch“ teilte er auch einen Seitenhieb in Richtung SPD aus: „Mit Erstaunen konnte man vernehmen, daß die SPD, die im Ruhrgebiet so sehr für die Bergarbeiter zu sorgen behauptet, im Wirtschaftsausschuß  gegen die Subventionen für die Kohle stimmt.“ Schmitt kündigte außerdem an, bei einer Mitgliederversammlung in Merzig über die Notstandsgesetze sprechen zu wollen – ein Thema, über das damals kontrovers diskutiert wurde.

In Lockweiler, der Heimat von Josef Schmitt, war im Sommer 1966 Feierstimmung angesagt. Wie aus dem Artikel „25 Jahre Turnwald-Plastik in Lockweiler“ hervorgeht, wurde im heutigen Waderner Stadtteil ein Firmenjubiläum begangen. Die Turnwald GmbH produzierte schon seit 1941 Plastik-Artikel – die „Lockweiler Plastic Werke GmbH“ setzt diese Tradition bis zum heutigen Tag fort.

Alle Teile der Serie „Zurückgeblättert“, die bisher erschienen sind, finden sich im Internet.

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