Merzig-Wadern Der richtige Schnitt ist eine Frage der Balance

St. Wendel · Den kalten Januar nutzen Obstbauern für den sogenannten Winterschnitt ihrer Bäume.

 Der richtige Schnitt mit der Astschere

Der richtige Schnitt mit der Astschere

Foto: Ackermann

Der Arbeitskalender für die Streuobstwiese sieht nach den Worten von Felix Ackermann vom  Verband der Gartenbauvereine Saarland/Rheinland-Pfalz den Winterschnitt an den Obstbäumen vor. „Im Winter haben Obstbäume keine Blätter, deshalb ist eine gute Übersicht gegeben, und die Bäume können besser geschnitten werden“, sagt der Streuobstkoordinator.

Zudem befinde sich der Obstbaum in einer winterlichen Ruhephase. „In dieser Saftruhe sind alle physiologischen Prozesse im Baum heruntergefahren, und der Baum reagiert nicht auf Schnittverletzungen“, sagt. Ein Schnitt im Winter erhöhe den Wachstumseffekt im Frühjahr. „Die Energie, die in den Wurzeln gespeichert wird und für die im Herbst noch vorhandenen Äste gedacht war, wird nun in die Neubildung und das Wachstum von jungen Trieben gesteckt.“ Je stärker ein Baum geschnitten werde, desto stärker werde er austreiben; je steiler ein Ast stehe, umso stärker wachse er. Soll der Wuchs eines Baumes gebremst werden, so empfiehlt er einen Sommerschnitt. Hier könne man auch besser einschätzen, wie stark geschnitten werden muss.

„Der Baum soll genug durchlüftet werden und trotzdem genug Blätter haben, die Schatten werfen und Sonnenbrand auf den Früchten verhindern. Generell soll durch den Schnitt eine Balance zwischen Fruchtbildung und Triebwachstum geschaffen werden“, rät Ackermann.

Der Obstgehölzschnitt sollte an trockenen, frostfreien Tagen durchgeführt werden. „Bei starkem Frost kann der Baum die frischen Schnittflächen nur schwer schließen. Ist es feucht, bieten sich die Schnittwunden als Eintrittspforte für Krankheitserreger an. Werden nur kleine Äste entfernt, ist das in der Regel unproblematisch.“ Die Schnittwerkzeuge sollten scharf und in einwandfreiem Zustand sein, um Verletzungen vorzubeugen und eine glatte, gut verschließbare Wunde am Ast zu hinterlassen, empfiehlt er.

„Flechten im Obstbaum sind keine Gefahr für den Baum. Die epiphytischen Zusammenschlüsse aus Pilzen und Algen sind eher ein Zeichen für gute Luft und können bedenkenlos am Baum verbleiben.“ Ein starker Bewuchs aus Moosen dagegen sei ein Indikator dafür, dass die Baumkrone zu schlecht belichtet werde. „Durch einen Pflegeschnitt und die Entnahme von innen liegenden Ästen wird die Belichtung und die Durchlüftung verbessert und die feuchtigkeitsspeichernden Moose in Schach gehalten.“

Werden größere Äste entnommen, sollten diese laut Ackermann auf Astring geschnitten werden. „Beim Schnitt ist zu beachten, dass erst ein sogenannter Entlastungsschnitt an der Unterseite des Astes vorgenommen wird, um ein Ausreißen der Rinde zu verhindern.“

Seien kleinere tote Äste im Baum, die nicht bruchgefährdet seien, könnten diese im Baum belassen werden. „Sie bieten verschiedenen Vögeln Sing- und Jagdwarten und dienen vielen Insekten als Unterschlupf. Das Schnittgut, insbesondere größere Äste, können auf der Wiese gestapelt werden und als Nisthilfen dienen.“ So werde die biologische Vielfalt auf der Obstwiese und das ökologische Gleichgewichterhalten.

Wer eine Obstwiese verkaufen, verpachten oder auf der Suche nach einer Obstwiese ist, sollte sich unter
www.gartenbauvereine.de auf der Streuobstbörse informieren. Bei weiteren Fragen steht der Streuobstkoordinator Felix Ackermann zur Verfügung unter E-Mail: ackermann@gartenbauvereine.de, Tel. (0  68  87) 9  03  29  99.

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