Brotdorfer Marienschwestern nehmen Abschied

Brotdorf. Sie waren aus dem Brotdorfer Ortsbild nicht mehr wegzudenken: die Schönstätter Marienschwestern. Nun müssen sie gehen. Die Provinzleitung in Koblenz-Metternich muss die Außenfiliale Brotdorf infolge Nachwuchsmangels auflösen

Brotdorf. Sie waren aus dem Brotdorfer Ortsbild nicht mehr wegzudenken: die Schönstätter Marienschwestern. Nun müssen sie gehen. Die Provinzleitung in Koblenz-Metternich muss die Außenfiliale Brotdorf infolge Nachwuchsmangels auflösen. Nicht nur akuter Priestermangel besteht schon seit Jahren in den Bistümern, auch die geistlichen und klösterlichen Gemeinschaften klagen über fehlenden Nachwuchs. Die beiden Brotdorfer Hermann-Josef Heinz und Hans Rehlinger haben die Chronik zusammengetragen.Die Verträge der Küsterin, der Krankenschwester und der Kindergartenschwester wurden schon vor einigen Jahren nach und nach gekündigt, seit dem Frühjahr 2009 gibt es auch die Stelle der Gemeindereferentin nicht mehr. Von daher war das Schwesternhaus nur noch von Schwestern im Ruhestand bewohnt. Nur Schwester Thea bleibt aufgrund einer Sonderregelung als externe Schwester zukünftig in Brotdorf und bezieht eine Mietwohnung.1934 forderte der damalige Pfarrer Pastor Peter Klein die Schönstätter Marienschwestern zur seelsorglichen Unterstützung für die immer größer werdende Pfarrei an. Zuvor war eine neue Kirche erbaut worden, mit an den Glockenturm angrenzendem Pfarr- und Jugendheim im Obergeschoss und Kindergarten im Erdgeschoss. "Hier warten 80 Kinder, kranke und pflegebedürftige Menschen und die Schule auf sie", schrieb der Pastor in seinem Bittgesuch.Pater Josef Kentenich, Gründer der damals noch relativ jungen Schönstattbewegung, sandte die ersten drei Schwestern aus Vallendar bei Koblenz. Das waren M. Alberta, M. Edeltraud und M. Imelda. Die feierliche Einführung erfolgte im November 1934 in einer Weise, wie sonst nur ein Bischof oder ein neu ernannter Pastor empfangen wurde.Die Schwestern bezogen die ehemalige Zehntscheune, die zum Pfarrhaus gehörte und als Wohnung notdürftig hergerichtet wurde. Diese Situation sollte 25 Jahre andauern, bis man Ende der 50er Jahre erkannte, dass die Wohnräume der Schwestern zu armselig und dürftig sind. Eine Modernisierung durch einen kleinen Anbau erfolgte mit Hilfe der Zivilgemeinde, bis später 1976/77 endlich ein neues Schwesternhaus mit Krankenpflegezimmer in Eigenleistung mit vielen freiwilligen Helfern und den Zuschüssen offizieller Stellen und der tatkräftigen Unterstützung durch einen Förderkreis gebaut werden konnte. Einen dicken Obolus schoss Familie Lauer-Harion zu. Klärchen Harion scheute keine Mühen, unzählige Unternehmen anzuschreiben und um Sachspenden für die Tombola zu ergattern. Mit dieser Aktion unterstützten sie und ihre Familie den Bau des Schwesternhauses. Natürlich halfen viele Brotdorfer mit, um das neue Haus der Schwestern hochzuziehen.Die Geduld und Ausdauer der Schwestern in all den Jahren war bewundernswert, zumal der Neubau eines Kindergartens und Pfarrhauses als vordringlich erkannt werden musste. Umso größer war die Freude, als die Schwestern am Josefstag 1977 Einzug ins neue Heim halten konnten. Die Schwestern wurden durch ihre Aufbauarbeit in Kindergarten, Schule, Kirche und Krankenpflege bald zum Mittelpunkt in der Gemeinde. Vor allem haben sie in schwerster Zeit Freud und Leid mit der Bevölkerung geteilt. Sr. M. Imelda blieb während der Zeiten der Evakuierung in Brotdorf und bildete die so genannte "Zentrale", die Leitstelle für Adressen der in den Bergungsgebieten verstreuten Familien. So ist überliefert, dass Schwester Imelda, für den Kindergarten zuständig, während des Zweiten Weltkrieges ein Versprechen abgelegt hatte: Wenn Brotdorf weitgehend von der Zerstörung verschont bliebe, dem Gottesbild in der Brotdorfer Kirche eine vergoldete Krone zu schenken. Diese Zusage gab sie nicht allein. Auch ihre Mitschwestern und 100 Dorfbewohner, die Vertrauen in sie gefasst hatten, legten ebenfalls dieses Versprechen ab. Wie in der Dorfchronik zu lesen ist, hatten sich die Brotdorfer und die Schwestern im Kindergarten getroffen - bei Kerzenlicht wegen der verordneten Verdunkelung. Gerade war bekannt geworden, dass der Ort evakuiert werden sollte. Von daher trägt Schwester Imelda Brotdorf bis heute in ihrem Herzen. Sie war zweimal in Brotdorf wie auch Sr. M. Adelhild und Sr. M. Agnesita. Diese Schwestern haben viele "geprägt". Sr. Imeldas Gesicht strahlt und ihre Augen beginnen zu leuchten, wenn sie Besuch bekommt und dann über ihre Brotdorfer Zeiten erzählen kann. Diese innige Verbindung erklärt es auch, warum die inzwischen 97-Jährige Sr. M. Imelda bei der Bekanntgabe der Schließung der Brotdorfer Filiale in einer Versammlung im Provinzhaus in Metternich die Hand erhob und rief: "Ich protestiere!"Rund 80 Schwestern haben in den zurückliegenden 75 Jahren ihren Auftrag durch ihr segensreiches Wirken erfüllt. Sieben Brotdorfer Mädchen fanden den Weg in die Gemeinschaft der Schönstätter Marienschwestern. Schwester Sigrada trat 1959 als bislang letzte Brotdorferin in die Gemeinschaft der Schönstätter Marienschwestern ein. Nicht vergessen darf man Sr. Verena. Sie wirkte am längsten in Brotdorf - 35 Jahre, 27 Jahre engagierte sie sich als Krankenschwester und pflegte Kranke zu Hause. Nachdem sie im Ruhestand war, übernahm sie für acht Jahre Küsterdienste in der Pfarrei Maria Magdalena. Anlässlich des 50-jährigen Ortsjubiläums der Marienschwestern 1984 nannte sie der damalige Geschäftsführer der Caritas, Walter Schumacher "die Perle von Brotdorf". Die Ordensfrau, die 1988 von der Provinzleitung zurückberufen wurde, verbrachte ihren Lebensabend im Schönstattzentrum Vallendar. Sie starb 1996 im Alter von 87 Jahren. Zu einem feierlichen Dankamt zum 75-jährigen Ortsjubiläum und offiziellen Verabschiedung fanden sich zahlreiche Pfarrangehörige in der Kirche ein, um ihre Verbundenheit mit "unseren Schwestern" zu bekunden.Die Eucharistie feierte Pfarrer Herbert Cavelius zusammen mit seinem Vorgänger Dechant Stefan Sänger. In der Predigt von Pastor Cavelius wie auch in den Fürbittenkam das Wirken der Schwestern in ihren einzelnen Bereichen zum Ausdruck.Die Provinzoberin Sr. M. Manuela aus Koblenz-Metternich würdigte das Wirken der Marienschwestern in den 75 Jahren und erläuterte die Gründe, die zur Auflösung führten.Den Höhepunkt, unter Gesängen des Kirchenchores, bildete eine letzte Prozession mit einer großen Marienkerze als Dank für 75 Jahre segensreichen Wirkens mit der Geistlichkeit und den Marienschwestern zu dem mit einem Kongregationsbanner geschmückten Marienbild.Im Anschluss daran fand im Magdalenensaal des Pfarrheims ein Abschiedsempfang statt, bei dem die Pfarrangehörigen Gelegenheit hatten, sich von "ihren Schwestern" zu verabschieden. Hermann-Josef Heinz, Großhandelskaufmann im Ruhestand, engagiert sich in der Pfarrei als Küster und im Pfarrgemeinderat. Hans Rehlinger, pensionierter Lehrer, ist Mitautor verschiedener Bücher und Bildbände über Brotdorf. Auch an der Pfarrchronik war er beteiligt. Zudem arbeitet er als Foto-Chronist.</bu_text> "Hier warten 80 Kinder, kranke und pflege- bedürftige Menschen und die Schule auf sie."Der damalige Pastor Peter Klein

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