Britten will die Energie-AutonomieDorfheizung: So funktioniert die Genossenschaft

Britten. Die Idee bei der "Dorfheizung": Etwa die Hälfte der Haushalte in dem 1600 Einwohner zählenden Dorf könnte ihre Wärme-Energie zukünftig über ein Nahwärmenetz beziehen, das durch ein Holzhackschnitzel-Kraftwerk gespeist wird

Britten. Die Idee bei der "Dorfheizung": Etwa die Hälfte der Haushalte in dem 1600 Einwohner zählenden Dorf könnte ihre Wärme-Energie zukünftig über ein Nahwärmenetz beziehen, das durch ein Holzhackschnitzel-Kraftwerk gespeist wird. Dessen Standort könnte auf dem Gelände der inzwischen geschlossenen Grundschule oder auf einer derzeit weitgehend ungenutzten, aber bebauten Gewerbefläche sein.Die Entscheidung hierüber ist nach Angaben der Genossenschaftsvertreter noch offen. Den Rohstoff zum Betrieb einer solchen Anlage gibt es rund um den Ort in Hülle und Fülle, Britten ist umgeben von weitläufigen Waldbeständen. "Die Hälfte der Einwohner in Britten besitzt Wald- oder Ackerland", sagte Willi Schommer, der frisch gewählte Vorsitzende der Genossenschaft, auf dem Infoabend im Gasthaus "Zum Jungenwald", zu dem etwa ein Dutzend Interessierte erschienen waren. Aber die Genossenschaft "Energie-Naturdorf Britten" soll nicht nur jenen Einwohnern offen stehen, die sich an das Nahwärmenetz anschließen. Es kann, betonte Schommer, prinzipiell jeder Anteile an der Genossenschaft erwerben, wobei für einen Anteil nach derzeitigen Planungen einmalig 500 Euro verlangt werden. Jeder Teilhaber soll, unabhängig von der Zahl seiner Anteile, in der Genossenschaftsversammlung eine Stimme haben.Nahwärme statt ÖlkesselEin Anschluss an die Nahwärmeversorgung hätte, wie Schommer darlegte, folgende Vorteile: "Die Leute tauschen ihre alten Ölheizungen gegen eine hochmoderne Nahwärmeversorgung aus. Es entfallen für sie alle Betriebskosten einer konventionellen Heizung, unter anderem die Schornsteinfeger-Gebühr." Mit Nahwärme lasse sich nach seinen Aussagen etwa ein Drittel der ansonsten benötigten Heizenergie einsparen: "Wie groß dann die Ersparnis in Heller und Pfennig ist, hängt vom aktuellen Heizölpreis ab." Nach Berechnungen der Genossenschaft wird in den in Frage kommenden Straßen im Brittener Oberdorf pro Jahr eine Million Liter Heizöl verbrannt - durch die Umstellung auf Nahwärmeversorgung könnte hier auch die Luftbelastung durch Abgase drastisch gesenkt werden. Rund 275 Haushalte gibt es demnach im Oberdorf. Um die Anlage in der derzeit geplanten Größe mit einer Leistung von rund 3000 Kilowatt wirtschaftlich betreiben zu können, bedarf es nach Einschätzung der Genossenschaftler etwa 80 bis 100 Haushalte, die sich an das Nahwärmenetz anschließen lassen. Ein Großabnehmer ist offenbar zum Mitmachen bereit: der Senioren-Wohnstift Myosotis, der allein gut ein Viertel der von der Anlage produzierten Heizenergie benötigen würde. Wie viele Haushalte zum Mitmachen bei der "Dorfheizung" bereit wären, soll nun ermittelt werden.Nach den Vorstellungen der Genossenschaftler soll die erste Stufe des Nahwärmenetzes bereits im Herbst in Betrieb gehen. Es gibt also, auch wegen der Frage möglicher Zuschüsse, einen erheblichen Zeitdruck. Darum sollen künftig jeden Donnerstag ab 19 Uhr Infoabende über das Projekt "Dorfheizung" im Gasthaus "Zum Jungenwald" stattfinden. In dieser Woche wird Klaus Borger, Geschäftsführer d er Forstbetriebsgemeinschaft im Kreis Merzig-Wadern, über das ökologische und ökonomische Potenzial des Waldes rund um Britten sprechen. Britten. Wenn jemand, der Waldflächen besitzt, Genossenschaftler beim "Energie-Naturdorf Britten" wird, so kann er das in seinem Besitz befindliche Holz über die Genossenschaft vermarkten. Sein Waldstück wird auch, wenn er dies wünscht, durch die Genossenschaft bewirtschaftet. Er kann hochwertiges Holz darüber hinaus am Markt verkaufen oder die weniger wertvollen Hölzer, zu Hackschnitzeln verarbeitet, dem geplanten Blockheiz-Kraftwerk andienen - im Gegenzug erhält er dafür von der Genossenschaft einen fixen Bezugspreis. Derjenige, der in Britten lebt, kann sich über die Mitgliedschaft an das geplante Nahwärmenetz anschließen - sofern er im Britter Oberdorf wohnt. Aus technischen Gründen ist, wie es von Seiten der Genossenschaftsvertreter hieß, der Aufbau eines solchen Nahwärmenetzes nur im oberen Ortsteil realistisch machbar. Wegen der schwierigen Topographie und Geologie des Unterdorfes wäre eine Netzerweiterung bis dorthin nur unter sehr großem Aufwand machbar. Jeder Genossenschaftler soll für seine Einlage eine jährliche Dividende erhalten, deren Höhe aber noch nicht beziffert werden konnte. cbeKontakt: Genossenschaft "Energie-Naturdorf Britten":, Willi Schommer, Tel. (06872) 92 09 74, Manfred Schuler, Tel. (06872) 99 41 11, Norbert Brausch, Telefon (06872) 57 97.

HintergrundAuf den einzelnen Haushalt, der sich bei der "Dorfheizung" beteiligt, kämen die Kosten für den Anschluss seines Hauses an das Nahwärmenetz zu, die nach Angaben der Genossenschaftler etwa die Hälfte dessen betragen, was für die komplette Erneuerung einer konventionellen Heizung fällig wird - und zudem mit 1800 Euro vom Staat bezuschusst werden. Auch für das Gesamtprojekt selbst erwarten die Genossenschaftsvertreter staatliche Zuschüsse in beträchtlicher Höhe: Etwa eine Million der geschätzten drei Millionen Investitionen für den Bau des Kraftwerkes sowie des Leitungsnetzes könnten nach ihrer Einschätzung über öffentliche Fördergelder abgedeckt werden. cbe

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