Bildergalerie Erst Milchfläschchen, dann Kalbsbein - Nachwuchs im Merziger Wolfspark

Merzig · Der Wolfspark in Merzig freut sich über den ersten Nachwuchs seit fast zehn Jahren. Die Polarwolf-Welpen gedeihen prächtig - aber dürfen sie auch schon Besuch empfangen?

Erste Bilder vom Wolf-Nachwuchs im Wolfspark Merzig-Wadern
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Nachwuchs im Wolfspark Merzig

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Foto: dpa/Oliver Dietze

Sie sind noch klein, können aber schon richtig gut heulen: Wenn Tatjana Schneider das Gehege der drei Polarwolf-Welpen betritt, strecken die hellgrauen Weibchen ihre Hälse in die Höhe und begrüßen die Wolfsexpertin lautstark mit Fiepsen und mit „Auuuuu...“. Schneider erwidert die Töne, legt sich zu den Welpen und krault sie am Hals und Rücken. Gerade mal sieben Wochen alt sind Anyu, Nova und Yuki. „Am Anfang steht die Bindung der Welpen untereinander und zu mir“, sagt die Leiterin des Wolfsparks Werner Freund im saarländischen Merzig.

Die Freude ist groß, ist es doch der erste Nachwuchs seit fast zehn Jahren. „Den letzten hatten wir 2012 bei den mongolischen Wölfen“, erzählt Schneider, die rund um die Uhr für die Welpen da ist. Anfangs gab es noch alle zwei bis drei Stunden Fläschchen mit Milch. „Das brauchen sie jetzt nicht mehr. Jetzt knabbern sie auch Kalbsbein, Keule oder ein Stück Rinderherz.“

Yuki (japanisch für Schnee) war eine Überraschung. Sie wurde in Merzig im Park geboren - obwohl die Mutter-Wölfin die Pille zur Empfängnisverhütung bekam. Die anderen beiden kamen aus einem Tierpark in Sachsen Mitte Mai dazu. „Sie toben wie verrückt“, erzählt Schneider. Am liebsten morgens zwischen 3.00 und 5.00 Uhr. Yuki hätte auch in ihrem Rudel im Park bleiben können. „Ich habe sie aber rausgeholt, damit sie die Fähigkeiten mit den anderen Geschwistern lernt.“

Fünf bis sechs Monate bleibt der Nachwuchs zusammen, dann soll jedes Tier ein eigenes Gehege bekommen. Insgesamt 19 Wölfe zählt der Park auf einer Fläche von zwölf Hektar. „Unsere Art und Weise ist weltweit etwas Besonderes“, sagt die 52-Jährige. „Bei uns führen die Wölfe ihr eigenes Leben.“ Es gebe „keine Spaziergänge mit Wölfen an der Leine“ oder „Anheulen des Vollmonds um Mitternacht mit 40 Leuten im Park“.

In ihren Gehegen könnten die Tiere auch auf Jagd gehen: Maulwürfe, Eichhörnchen, Waldtauben, Waldhasen und Kaninchen. Aber tote Tiere wie Schafe, Kälber oder Ziegen, die sie oft von Bauern oder Jägern bekäme - die bringe Schneider in die Gehege. „Deshalb ist auch die Vertrauensbasis zu mir so wichtig.“ Sie sei deren „Überlebensperson“, erklärt die Expertin.

Schneider hatte nach dem Tod des Parkgründers Werner Freund 2014 die Leitung des Areals übernommen. So war es von dem Tierforscher geplant gewesen, der seit 1993 mit ihr zusammengearbeitet hatte. Freund, ein gebürtiger Hesse, war mit Beobachtungen über sein Zusammenleben mit den Wölfen seit 1977 rund um den Globus bekanntgeworden. „Wir führen die Arbeit in seinem Sinne fort“, sagt Schneider, die seit mehr als 25 Jahren bei den Wölfen zu Hause ist.

Regelmäßig stimmt die Wolfsexpertin mit den Tieren gemeinsam ein Wolfsgeheul an. „Extra gelernt habe ich es nicht. Ich konnte es direkt.“ Schneider ist bei der Stadt Merzig angestellt, da dieser der Park gehört.

Die Beobachtungen mit den Welpen beschreibt Schneider als „unheimlich spannend“. Man lerne sehr viel dabei. Interessant sei vor allem, wie stark bereits die einzelnen Charaktere ausgeprägt seien. Auch im Dunkeln beobachte sie die Tiere: Die Nächte verbringen sie zusammen in einer eigenen Hütte. „Meistens legen sie sich zu mir, wenn sie ausgespielt haben. Eines liegt am Kopfende, eines an der Bauchhöhle und eines hinten an meinem Rücken.“

Ob die körperliche Nähe nicht gefährlich sei? „Nein, mir ist noch nie etwas passiert.“ Auch die ausgewachsenen Wölfe springen zur Begrüßung an ihr hoch, lecken ihr Gesicht. „Man muss ihnen mit Respekt und Vertrauen begegnen. Und wenn sie von einem weggehen wollen, muss man sie ziehen lassen.“

Noch sind Yuki, Anyu und Nova für Besucher nicht zu sehen. Ab Anfang Juli aber sollen sie abends am Haus vor dem Parkeingang zeitweise in ein Gehege gelassen werden, in das Besucher schauen können. Und ab Oktober - so der Plan - werden die dann weißen Polarwölfinnen ihren festen Platz im zugänglichen Park haben - neben den schwarzen Timberwölfen und den graubraunen europäischen Wölfen.

Der Wolfspark zählt im Jahr normalerweise zwischen 150 000 bis 200 000 Besucher. Im Corona-Jahr 2020 war er im März und April geschlossen. Die übrige Zeit konnten Besucher kommen. „Abstand halten ist hier kein Problem“, sagte sie.

Der Wolfspark sei „das touristische Aushängeschild der Stadt“, sagt der Sprecher Stephan Fandel. Der Nachwuchs jetzt sei etwas ganz Besonderes. Er ging davon aus, dass die jungen Wölfe zusätzliche Besucher anlocken würden - wenn sie dann zu sehen sind. „Wir sind stolz, den Namen "Stadt der Wölfe" zu tragen.“

(dpa)
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