Merzig-Wadern „Beschäftigung erfolgt nach Tarifvertrag“

Merzig-Wadern · Kreisbauernpräsident Peter Hoffmann, auch an der Spitze des Saar-Bauernverbandes, nimmt Stellung zu Vorwürfen in Sachen Saisonarbeiter.

 Apfelernte hat am Bodensee begonnen Eugenia Dorosz (r) aus Polen erntet am Montag (14.09.1998) in Stockach am Bodensee Aepfel. Im Hintergrund sind mehrere Erntehelfer zu sehen. Begonnen wird die Ernte mit der Apfelsorte "Elstar". Pro Tag werden rund zwei Tonnen der roten Fruechte geerntet. dpa COLOR

Apfelernte hat am Bodensee begonnen Eugenia Dorosz (r) aus Polen erntet am Montag (14.09.1998) in Stockach am Bodensee Aepfel. Im Hintergrund sind mehrere Erntehelfer zu sehen. Begonnen wird die Ernte mit der Apfelsorte "Elstar". Pro Tag werden rund zwei Tonnen der roten Fruechte geerntet. dpa COLOR

Foto: dpa/Patrick Seeger

„Das ist mit uns nicht zu vergleichen“, sagt Kreisbauernpräsident Peter Hoffmann mit Blick in die Oberpfalz. Dort ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen sechs seiner Kollegen. Der Vorwurf: Sie sollen Vollzeit-Saisonarbeiter nur als Minijobber angemeldet haben, um Sozialabgaben zu umgehen. Diese Beschuldigung hat nun die Gewerkschaft IG Bau auf den Plan gerufen. Sie bezeichnet den Lohn für Saisonarbeiter als Problembaustelle. Trifft diese Behauptung auf das Saarland zu? Von Peter Hoffmann, seit Anfang März auch Präsident des saarländischen Bauernverbandes, kommt ein klares Nein. „Die meisten Höfe bei uns sind reine kleinere oder mittlere Familienbetriebe. Sollte es mal eng werden, helfen schon mal Angehörige aus“, sagt er. „Daher spielt die Beschäftigung von Saisonarbeitskräften bei uns nur eine zu vernachlässigende Rolle, da Sonderkulturen, im Saarland nur in marginalem Umfang,von sehr wenigen Betrieben angebaut werden.“ Unter Sonderkulturen verstehe man Anbau von Spargel, Kirschen oder Hopfen. Auch der Weinanbau zählt nach seinen Worten dazu. Auch dort werden Saisonkräfte eingesetzt. „Der Weinbau im Saarland spielt zwar eine größere Rolle als die anderer Produktionen, wird aber ebenfalls nur von wenigen, dafür umso erfolgreicheren Betrieben praktiziert. Und die Winzer an der Obermosel greifen auf bewährtes Personal zurück“, sagt der Landwirt aus Perl, der einzigen Gemeinde im Saarland, in der Wein angebaut wird.

Die Beschäftigung der Saisonarbeiter erfolgt laut des Kreisbauernpräsidenten nach dem Tarifvertrag. „Bei Akkord-Arbeit wird die Vergütung nach dem Tariflohn festgesetzt und ist erlaubt, solange der Mindeststundenlohn von 8.50 Euro pro Stunde eingehalten wird. „Übersteigt die Arbeitszeit 10 Stunden pro Tag, kann eine Ausnahmegenehmigung bei der zuständigen Behörde beantragt werden, worauf die saarländischen Betriebe achten.“

 Der Mindestlohn mit all seinen Regelungen habe die saarländische Landwirte einiges an Flexibilität gekostet. Jede Dokumentation und jeder Antrag für mehr Arbeitszeit gehe ins Geld. „Durch das Ausfüllen an Formularen und die notwendigen Schreibarbeiten werden die Arbeitstage nicht kürzer, zumindest nicht für die Betriebsleiter“, verrät er. „Es werden immer mehr Dokumentationen von den Landwirten verlangt, der Umsatz erhöht sich dadurch jedoch nicht.“ Je nach Ausrichtung des Betriebes, könne man sagen, einige Landwirte erstickten in der Bürokratie.

Dass es in der Landwirtschaft mehr Abbrecher an Lehrlingen gibt als in anderen Branchen, wie die Gewerkschaft behauptet, verweist der Landesbauernpräsident ins Reich der Märchen. „Es sind meist Kinder von Landwirten, die eine Ausbildung beginnen, um später einmal den Hof ihrer Eltern zu übernehmen.“ Weil es in der Regel mehr freie Stellen als Azubis gebe, könnten sie sich die Plätze aussuchen. Dass Mitarbeiter, die nicht zur Familie gehören, „pfleglich behandelt werden müssen“, ist nach Worten von Peter Hoffmann eine Selbstverständlichkeit. „Sonst packen sie ihre sieben Sachen und sind ganz schnell weg.“

Natürlich komme es vor, dass junge Leute, die Arbeit in der Landwirtschaft nicht kennen, mit falschen Vorstellungen eine Lehre beginnen, räumt er ein. „Wenn sie dann mit der Realität konfrontiert werden, sind sie frustriert und werfen schnell das Handtuch. Denn anders als in anderen Berufen, in denen es einen freien Samstag oder einen freien Sonntag gibt, ist das in der Landwirtschaft nicht möglich. Kühe müssen auch am Wochenende gefüttert und gemolken werden.“

 Die  Saisonarbeiter  werden im Saarland nach dem Tarifvertrag bezahlt, stellt Bauernpräsident Peter Hoffmann klar.

Die  Saisonarbeiter  werden im Saarland nach dem Tarifvertrag bezahlt, stellt Bauernpräsident Peter Hoffmann klar.

Foto: dpa/A3542 Karl-Josef Hildenbrand
 Peter Hoffmann

Peter Hoffmann

Foto: Michael Rauch

 Ein Wechsel von einem Betrieb in einen anderen heiße keineswegs, dass der Azubi aus Ärger seinen Job hingeschmissen habe. „Die künftigen Hof-Erben wollen in ihrer Lehrzeit so viel wie möglich sehen. Das hat in der Landwirtschaft Tradition.“ Das  habe nichts mit Abbrechen zu tun, wie die Gewerkschaft dies deute, sondern mit dem Wunsch, in der Lehrzeit so viele Erfahrungen wie möglich zu sammeln.

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