Genossenschaft BEG BEG Hochwald zahlt erstmals Dividende aus
Merzig-Wadern · Bürger-Energie-Genossenschaft verzeichnet erfolgreiches Geschäftsjahr 2016. Heute ist Mitgliederversammlung im Losheimer Saalbau.
Es war ein gutes Jahr für die Bürger-Energie-Genossenschaft Hochwald, kurz BEG. Wenn die Verantwortlichen auf der Mitgliederversammlung am heutigen Freitag ab 19 Uhr im Losheimer Saalbau Bilanz ziehen, haben sie eine frohe Kunde für die Mitglieder der Genossenschaft parat: In diesem Jahr kann die BEG erstmals seit ihrer Gründung im Jahr 2012 eine Dividende in Höhe von 2,2 Prozent für ihre Mitglieder auszahlen. Für das Geschäftsjahr 2016 wurde eine Ausschüttung von 142 000 Euro verzeichnet, davon sind fast 130 000 Euro Dividendenzahlungen.
Gegründet im Jahr 2012, hat sich die BEG die Förderung und Erzeugung von regenerativer Energie in der Region zum Ziel gesetzt. Der Genossenschaft war es ein Anliegen, Menschen aus der Region eine Möglichkeit zur Beteiligung an dem Ökostrom, der in unserer Region produziert wird, zu bieten. Damit gemeint sind zum Beispiel Windparks oder Fotovoltaikanlagen. Gestartet mit 20 Mitgliedern, zählt die Genossenschaft aktuell über 600 Menschen, die von der Idee einer Bürgerbeteiligung an erneuerbaren Energien aus der Region begeistert sind. Damit ist sie nach eigenem Bekunden die größte Energiegenossenschaft im Land und der hohe Zuspruch durch die Bevölkerung spricht für sich.
Die Aktivitäten der BEG sind rege und vielfältig: In den vergangenen Jahren realisierte sie einen eigenen Windpark, den Bürgerwindpark Galgenberg bei Losheim, an dem die Genossenschaft Anteile in Höhe von fast 85 Prozent hält. Zudem ist die BEG am Windpark Perl mit 50 Prozent und an der Windenergie Merzig GmbH (Betreiber der Anlagen bei Silwingen sowie Merchingen) mit rund 25 Prozent beteiligt. Konkret bedeutet das Investitionen von über 4,6 Millionen Euro.
Vorstandsmitglied Henry Selzer und Aufsichtsratschef Jürgen Millen liegt es besonders am Herzen, dass die Einwohner der Region auch einen Nutzen aus den regionalen erneuerbaren Energien ziehen können. Daher bieten sie Interessierten zwei verschiedene Anlage-Modelle, sofern sie Mitglied der Genossenschaft sind: Zum einen kann man Anteile an den verschiedenen Projekten erwerben und zum anderen kann man die Genossenschaft mit einem Darlehen unterstützen.
Letztere Option preist vor allem Millen an: „Prinzipiell ist ein Darlehen bei uns wie ein Sparbuch. Man bekommt sein eingelegtes Kapital zurück plus Zinsen.“ Diese liegen bei der BEG allerdings spürbar höher als bei Sparbüchern den Banken.
Mitgliedsanteile sind aber ebenso beliebt, verrät Selzer. Anfangs konnte jedes Mitglied der Genossenschaft drei Anteile im Wert von je 500 Euro erwerben. Zurzeit ist dies wegen der hohen Mitgliederzahl auf einen Anteil limitiert. Jedes Genossenschaftsmitglied kann zudem weitere Anteile in bestimmte Projekte investieren. Der über diese Projekte (wie etwa die Windparks in Perl und Merchingen) gewonnene Strom wird verkauft, die Gewinne fließen in die Genossenschaft zurück und werden anteilig auf die Mitglieder verteilt. Die Vollversammlung, die heute Abend wieder ansteht, beschließt einmal pro Jahr die Höhe der Ausschüttung an die Mitglieder.
„Es wird immer schwieriger, Anteile zum Beispiel an Windparks zu erwerben“, gibt Selzer, einer der Mitbegründer der Genossenschaft, zu bedenken. Grund sei das vermehrte Auftreten von zahlungskräftigen internationalen Investoren, die Windparks wie Immobilien aufkaufen. „Da müssen wir schon viel Vorarbeit leisten, damit wir zugelassen werden. Unser stärkstes Argument ist natürlich die Bürgerbeteiligung.“
Trotz dieser Schwierigkeit kann sich die Genossenschaft mit ihrer Jahresbilanz nicht beklagen. Der Erlös der Projekte hat sich um über das Dreifache gesteigert. Auch konnte sie nach Selzers Worten einen Liquiditätsüberschuss von 300 000 Euro verbuchen.
Ganz risikofrei ist eine Investition in erneuerbare Energien indes nicht. Denn es lässt sich nicht exakt vorhersagen, wie viel Wind weht oder wie viel Sonne scheint in einem Jahr. Das musste die BEG in den Anfangsjahren leidvoll erleben. Ihr eigenes Projekt, der im Sommer 2014 ans Netz gegangene Windpark Galgenberg, warf im ersten Betriebsjahr einen niedrigeren Gewinn ab, als prognostiziert. „Wir haben da leider ein sehr windschwaches zweites Halbjahr erwischt und haben damit im ersten Jahr fast 100 000 Euro Verlust gemacht“, berichtet Millen.
Dieser konnte mit Ende des Geschäftsjahres 2016 allerdings wieder komplett ausgeglichen werden. „Selbst wenn eine Prognose nicht ganz erreicht wird, schreiben wir immer schwarze Zahlen“, ergänzt Vorstandsmitglied Selzer. Auch in Zukunft möchte die BEG den Klimaschutz aktiv und mit einer Bürgerbeteiligung gestalten. „Wir sind sehr zufrieden mit dem diesjährigen Ergebnis und haben eine Grundlage für die nächsten 15 bis 18 Jahre geschaffen. Natürlich würden wir gerne noch mehr machen“, sagt Henry Selzer.
Sein Kollege Jürgen Millen fügt hinzu: „Wir müssen weitermachen. Die Leute warten darauf und drängen danach.“ Bis Ende des Jahres stehen noch zwei weitere Projekte in Form von Beteiligungen an Windparks (Wadern-Felsenberg und Perl-Büschdorf) an. Die VSE, die als Hauptinvestor diese Parks errichten will, habe der Genossenschaft schon eine Zusage zur Beteiligung gegeben.