Zusammenarbeit überwindet Sprachbarrieren

Haustadt · Zwischen 16 und 26 Jahren waren die Teilnehmer des Internationalen Workcamps in Haustadt; sie verständigten sich auf Deutsch und Englisch. Die Bilanz des Projektes ist durchweg positiv.

 Die Teilnehmer des Internationalen Workcamps in Haustadt haben sich auf einer Holzbank namentlich „verewigt“. Fotos: Rolf Ruppenthal

Die Teilnehmer des Internationalen Workcamps in Haustadt haben sich auf einer Holzbank namentlich „verewigt“. Fotos: Rolf Ruppenthal

14 junge Menschen aus sieben verschiedenen Nationen haben das Familienzentrum in Haustadt auf Vordermann gebracht. Zwei Wochen lang wurde gejätet, geschraubt und gepinselt, um den Hang hinter dem Familienzentrum von Unkraut zu befreien, neu zu bepflanzen und unter anderem eine schräge Rampe mit Seil zu bauen, die Kindern als Klettermöglichkeit dienen soll. Die Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (IJGD) haben zusammen mit dem SOS-Kinderdorf Saar und der Gemeinde Beckingen ein Internationales Workcamp organisiert.

Teilnehmer aus aller Welt

Die jungen Teilnehmer im Alter von 16 bis 26 Jahren kommen aus aller Welt: China, Bulgarien, Spanien, Serbien, Italien, Rumänien - auch eine deutsche Teilnehmerin ist dabei. Sie verständigen sich auf Deutsch und Englisch. Zwei Teamleiterinnen haben die Aufsicht. Maria-Catalina Trandafir aus Rumänien und Rebecca Wagener aus Deutschland teilen sich diese Aufgabe. Maria-Catalina ist schon seit Jahren in verschiedenen Workcamps in Deutschland engagiert. Mit 27 Jahren ist sie jetzt zu alt für die Teilnahme und hat deswegen an der einwöchigen Schulung zur Gruppenleiterin mit anschließender Prüfung teilgenommen. Als Leiterinnen haben die jungen Damen die Aufgabe, das Camp zu koordinieren. "Wir treffen aber alle Entscheidungen als Gruppe gemeinsam. Was wir kochen, wo wir hinfahren - wir leiten nur, wir diktieren nicht. Man muss auf Augenhöhe miteinander sprechen", sagt Maria-Catalina. Was ist so packend, dass sie jedes Jahr wieder kommt? "Der Mix aus so vielen verschiedenen Kulturen, der Mix aus unterschiedlichen Erfahrungen und wie das zusammenspielt, das ist sehr faszinierend zu beobachten."

Für Rebecca (22) ist es das erste Workcamp. Sie studiert soziale Arbeit in Koblenz und hat bei den IJGD ihr praktisches Studiensemester absolviert. "Das Workcamp ist ein guter Abschluss", sagt sie. Zu Beginn der zwei Wochen musste sich die Truppe erst einmal kennenlernen. Die Teamleiterinnen haben sich den "Baum der Erwartungen" und den "Mülleimer der Ängste " ausgedacht. "Einige hatten Angst, von der Gruppe nicht akzeptiert zu werden oder dass sie wegen schlechter Englisch-Kenntnisse den Anschluss verpassen. Diese Ängste haben wir in den Mülleimer geworfen", erzählt Maria-Catalina. "Es war spannend zu beobachten, wie sich die Gruppe erfindet und entwickelt", ergänzt Rebecca.

Andrei Vlahov (17) und Tsveta (17) Ivanova besuchen in Bulgarien ein deutsches Gymnasium. Sie sind nach Deutschland gekommen um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern und das Land näher kennenzulernen. "Ich mag es hier sehr, die Menschen sind sehr nett, sehr gastfreundlich", sagt Tsveta in fast perfektem Deutsch. Besonders die Landschaft im Saarland gefällt den beiden. "Nur dass die Supermärkte sonntags geschlossen haben nervt", schmunzelt Andrei. Tsveta erzählt vom Sprachenabend zu dem sie jeden Abend zusammenkommen: "Ich kann schon in allen Sprachen bis zehn zählen". Sergio (18) und Laura Manteconabad (18) sind Zwillinge aus Spanien. Ihre Mutter hat die beiden auf die Idee gebracht, am Camp teilzunehmen. Da sie gerne Neues ausprobieren, mussten sie auch nicht lange darüber nachdenken. Laura genießt die Erfahrung: "Leute aus anderen Kulturen kennenzulernen, mit ihnen zusammenzuarbeiten, das ist genau mein Ding", erzählt die Spanierin, die später Dolmetscherin werden will.

Zìtóng Hui hatte wohl die weiteste Anreise: Die 20-Jährige ist aus China nach Beckingen gekommen. Um es ihren Mitstreitern einfacher zu machen, nennt sie sich hier Sherley. Sie wollte etwas Gutes tun und freut sich mit dem Spielplatz, den sie aufgebaut haben, Kindern zu helfen. Auch für sie ist es das erste Workcamp. Eigentlich studiert sie Architektur in Chinas Hauptstadt Peking. Ihre Semesterferien wollte sie mit Reisen verbringen. Der Aufenthalt im Camp war eine gute Möglichkeit, Reisen und Wohltat zu verbinden. "Es ist sogar noch besser als ich es mir vorgestellt habe. Wir arbeiten zusammen, wir spielen zusammen, wir reden jeden Abend bis spät in die Nacht. Jeden Tag kochen wir Spezialitäten aus verschiedenen Ländern". Leider konnte sie noch nichts Chinesisches kochen: "Es gibt hier nicht die richtigen Zutaten für authentische Gerichte".

Annika Rabe ist 18 Jahre alt und kommt aus Hannover. Warum sie an einem Internationalen Workcamp in Deutschland teilnimmt? "Es ist wie eine Sprachreise, nur nicht so weit weg. Außerdem kann ich so meine Ferien sinnvoll nutzen". Von den IJGD hat sie über das Internet erfahren und bereits letztes Jahr an einem Camp in Essen teilgenommen. Nebenbei steht sie Jürgen Schmal als Übersetzerin zur Seite, der von sich selbst augenzwinkernd behauptet: "Mei Englisch is very schlecht." Er arbeitet beim Bauhof der Gemeinde Beckingen und hat die handwerkliche Leitung im Workcamp.

Immer gute Laune

 Jürgen Schmal (rechts) leitet die handwerklichen Arbeiten.

Jürgen Schmal (rechts) leitet die handwerklichen Arbeiten.

"Die Jugendlichen dürfen natürlich nicht die Maschinen bedienen. Das ist meine Aufgabe." Außerdem ist er für die gute Laune im Camp zuständig. Sein Auto ist immer in der Nähe geparkt und sorgt für musikalische Begleitung. Die Jugendlichen sagen über ihn: "Jürgen bringt uns immer zum Lachen." Nach getaner Arbeit am Morgen steht nachmittags Freizeit auf dem Plan. Zwei Betreuerinnen vom SOS-Kinderdorf sammeln die fleißigen Arbeiter ein und machen mit ihnen Ausflüge wie eine Fahrt nach Luxemburg, zum Wolfspark nach Merzig, zum Unesco-Weltkulturerbe Völklinger Hütte oder einfach nur ins Schwimmbad, um bei den sommerlichen Temperaturen für Abkühlung zu sorgen. Die Aussicht auf einen Trip nach Trier sorgt für besondere Vorfreude. Zwar kennen die jungen Leute die Porta Nigra noch nicht, aber dass man dort gut shoppen könne, hat sich bereits rumgesprochen. Am Samstag geht es für die Jugendlichen zurück nach Hause. "Ich freue mich, zwei wunderschöne Wochen gehabt zu haben. Aber ich freue mich auch, meine Eltern und meine Schwester wiederzusehen", sagt Tsveta.

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