Keltische Gräberfunde in Beckingen Zaubertrank und ein Leben nach dem Tod?

Beckingen · Gräberfunde aus Zeiten der Kelten und Römer bieten Aufschluss über Bestattungsriten früherer Zeiten. Bei den religiösen Handlungen der damaligen Zeit spielten auch die Druiden eine große Rolle.

 Eine Skizze des Aufbaus eines Hügelgrabs im Querschnitt.

Eine Skizze des Aufbaus eines Hügelgrabs im Querschnitt.

Foto: Gemeinde Beckingen

Anzeichen für die Anwesenheit der Kelten und Römer in Beckingen kamen in den Jahren 1927 und 1967 buchstäblich ans Tageslicht. Damals wurden im Flur „Schrötersheck“ 17 Gräber der Latène- und frührömischen Kaiserzeit – später ein Weiteres – aufgespürt. In den Berichten des Landesdenkmalamtes des Saarlandes im Jahr 1927 werden die Funde geschildert. Auch über die Treverer, den keltischen Stamm, der in der Saar- und Moselgegend gesiedelt hatte, schreiben Christine Henrich, Monika Silvanus, Martin Uhrhahn und Volkmar Schommer in ihrem Buch: „Beckingen im Wandel der Zeit – Eine Darstellung der Geschichte und Gegenwart der Gemeinde Beckingen und ihrer Gemeindebezirke“ aus dem Jahr 1991.

Die Gegenstände, die in den Ruhestätten der Kelten verborgen lagen, deuten auf den Glauben an ein Leben nach dem Tod hin. Neben den Toten waren Speiseopfer beigesetzt, die womöglich eine Wegzehrung für die Reise ins Jenseits waren. Ein weiterer Hinweis auf die Religion der Kelten ist die Ausstattung der Gräber. Sie spiegelt die soziale Stellung der Verstorbenen wider und bestärkt den Glauben, der Tote würde im Jenseits denselben Rang einnehmen wie im irdischen Leben. Rund 400 keltische Götter sind überliefert, wovon die meisten Vegetations-, Kriegs- und Schutzgottheiten sind.

Auch bestimmte Tiere und Pflanzen galten den Kelten als heilig. Unter anderem zählt dazu die Mistel, aus deren Saft die Druiden ihren Zaubertrank herstellten. Sie galt als die mächtigste Heilpflanze, ihre Verarbeitung zum magischen Trunk umgeben zahlreiche Mythen. Die Mistel für den Zaubersaft, der unbesiegbar macht, solle in einer Vollmondnacht von den Druiden aus den Bäumen geschnitten werden, lautet eine Legende. In den Geschichten über Asterix und Obelix stellt der Druide Miraculix den Zaubertrank her, in den Obelix als Kind hineinfiel und seither unbesiegbar war. Miraculix, der Druide, ist in dem Comic der Einzige, der das Geheimrezept des Misteltrunks kennt. Auch in der Realität ging von der Geheimlehre der Druiden sozialer Einfluss aus. Sie bildeten als Priester, Ärzte, Lehrer und Richter ein hierarchisches System und waren später sogar als Philosophen anerkannt. Für ihre Rituale und Opferungen hatten sie heilige Stätten wie Waldlichtungen, Hügelkuppen und weite Wasserflächen. In Beckingen sind bislang keine solchen Orte bekannt, wobei die Villa Hyllborn auf der Dillinger Gemarkung Pachten als geweihte Stätte gegolten haben könnte.

 So sah Schmuck bei den Kelten aus (Bronzearmring).

So sah Schmuck bei den Kelten aus (Bronzearmring).

Foto: Gemeinde Beckingen
 Der Druide Miraculix reicht Asterix den kostbaren Zaubertrank aus Misteln. Hier eine Filmszene aus „Asterix in Amerika“ aus dem Jahr 1994.

Der Druide Miraculix reicht Asterix den kostbaren Zaubertrank aus Misteln. Hier eine Filmszene aus „Asterix in Amerika“ aus dem Jahr 1994.

Foto: INTERFOTO/NG Collection

Bei den Opferungen werden neben Speise- und Tiergaben auch Menschenopfer vermutet. Das Wort Kannibalismus tritt häufig in Schriften über keltische Stämme im Zusammenhang mit den Opferungen auf. Trotzdem sollen die Druiden auf Cäsar einen positiven Eindruck gemacht haben, da er sie später in einer seiner Studien als große Philosophen bezeichnete. Im Jahr 1971 stießen Straßenarbeiter in Beckingen im Flur „Vorberg“ auf weitere begrabene Streufunde, die darauf hindeuten, dass sich dort ein keltischer Friedhof befand. Die Anordnung der Gräber zeigt, dass in Beckingen zu vorchristlicher Zeit schon eine Siedlung war, die einem Dorf ähnelte. Bei Baggerarbeiten wurden die restlichen Hinweise fast komplett zerstört.

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