Weit mehr als nur ein alter Bahnhof

Beckingen · Manfred Schneider ist seit Jahren im Kuratorium der Stiftung Kulturbesitz der Gemeinde. Als Denkmalpfleger hat er dort das Projekt Bahnhof Beckingen mitbegleitet. Jetzt hat er darüber eine Broschüre verfasst.

 2013 wurde der Beckinger Bahnhof nach seiner umfassenden Renovierung wieder eröffnet. Foto: Ruppenthal

2013 wurde der Beckinger Bahnhof nach seiner umfassenden Renovierung wieder eröffnet. Foto: Ruppenthal

Foto: Ruppenthal

"Der Alte Bahnhof Beckingen " heißt die neue Broschüre, die kürzlich von Bürgermeister Erhard Seger und dem Verfasser Manfred Schneider vorgestellt wurde. Neben der Entstehung und der Geschichte geht es auch um die kunstgeschichtliche Einordnung und Beschreibung des historischen Bahnhofsgebäudes, die teilweise Zerstörung 1944, die umfangreiche denkmalgerechte Restaurierung ab Mai 2009, die "kaiserliche" Eröffnung des wiederhergestellten Bahnhofsgebäudes 2013 sowie die heutige moderne neue Nutzung des "ausgezeichneten" Denkmals.

Seit 2005 ist Manfred Schneider im Kuratorium der Stiftung "Kulturbesitz der Gemeinde Beckingen ". 2006 wurde er im Rahmen einer kleinen Feierstunde zum ehrenamtlichen Denkmalpfleger bestellt. Die entsprechende Urkunde wurde ihm vom damaligen Umweltminister Stefan Mörsdorf überreicht. Seither ist er als ehrenamtlicher Denkmalpfleger als Ansprechpartner in der Gemeinde Beckingen tätig. Rund 2500 der saarländischen Denkmäler bedürfen besonderer Aufmerksamkeit. Von den etwa 20 ehrenamtlich bestellten Denkmalpflegern kümmert sich im Schnitt jeder um rund 100 Denkmäler.

Das "Projekt Bahnhof Beckingen " hatte Manfred Schneider von Anfang an mitbegleitet, ob in der Arbeitsgruppe Bahnhof, den Arbeitsgruppen von ETI, angesiedelt an der Universität Trier oder als Kuratoriumsmitglied der Stiftung.

Seit 2004 hatte Schneider umfangreich recherchiert, während der Restaurierungsphase mit den ausführenden Baufirmen und Bauarbeitern sowie dem Architekten Calogero Cascino gesprochen und Fotos gemacht. Auch die Eröffnung des wiederhergestellten Bahnhofsgebäudes und die Auszeichnung des Denkmals bei der Verleihung des Saarländischen Denkmalpflegepreises hat Schneider dokumentarisch begleitet.

"Ich habe schon immer gerne recherchiert und gesammelt", erklärte er bei der Broschürenpräsentation. Wichtige Quelle sei für ihn Axel Jungmann, der 1. Vorsitzende des Kultur- und Heimatvereins Beckingen gewesen, der seit 2005 Mitglied des Vorstands der Stiftung "Kulturbesitz der Gemeinde Beckingen " ist. Er hatte zahlreiche alte Fotos, Unterlagen und Skizzen zur Verfügung gestellt. Außerdem gibt es in der Broschüre Fotos von Manfred Schneider und der Gemeinde Beckingen zu sehen.

Die Broschüre kostet fünf Euro. Sie ist erhältlich bei der Gemeinde Beckingen , in der Tourist-Info im "Alten Bahnhof Beckingen " sowie bei Schreibwaren Scheid in Haustadt und Schreibwaren Jager in Reimsbach zu kaufen.

 Der Bahnhof mit Uhrenturm um das Jahr 1900. Foto: Gemeinde

Der Bahnhof mit Uhrenturm um das Jahr 1900. Foto: Gemeinde

Foto: Gemeinde
 Bürgermeister Erhard Seger und Verfasser Manfred Schneider präsentierten die neue Broschüre zur Geschichte des Bahnhofs in Beckingen. Foto: Gemeinde Beckingen

Bürgermeister Erhard Seger und Verfasser Manfred Schneider präsentierten die neue Broschüre zur Geschichte des Bahnhofs in Beckingen. Foto: Gemeinde Beckingen

Foto: Gemeinde Beckingen

Zum Thema:

HintergrundDer Alte Bahnhof Beckingen wurde 1858 anlässlich des Baus der Bahnstrecke Saarbrücken-Merzig errichtet. Baugeschichtlich ist er der Kunstepoche der Neogotik zuzuordnen. Bis zu seiner teilweisen Zerstörung 1944 galt das Bahnhofsgebäude in Beckingen als eines der schönsten und imposantesten an der Saarstrecke. Kein anderes Bahnhofsgebäude vergleichbarer Größe im Saarland wurde in einer ähnlichen aufwendigen Bauweise errichtet, wobei es über die Gründe, die dazu führten, dass ausgerechnet Beckingen 1958 einen Prunkbahnhof erhielt, dessen Baustil auf die deutsche Gotik sowie die englische Tudorgotik zurückgreift, keine stichhaltigen Belege, aber viele Spekulationen gibt. Der Frage, wie ausgerechnet Beckingen zu seinem "Märchenschloss" preußischer Burgenromantik kam, wird in der Broschüre nachgegangen.Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude notdürftig wieder hergestellt. Der Turm aber wurde nicht wieder errichtet. Im April 2008 beschloss der Gemeinderat Beckingen einstimmig, das historische Bahnhofsgebäude mit dem anliegenden Gelände zum symbolischen Preis von 1 Euro von der Deutschen Bahn AG zu erwerben. Mit der Grundsteinlegung im Mai 2009 erfolgte dann der Startschuss für die Restaurierung des Bahnhofsgebäudes. Geplant und durchgeführt wurden die Maßnahmen von dem Architekten Calogero Cascino aus Wallerfangen in enger Zusammenarbeit mit dem Landesdenkmalamt des Saarlandes in Person von Dr. Rupert Schreiber.Die bauliche Rekonstruktion des Bahngebäudes begann mit dem Wiederaufbau des Turms und der Sanierung der stark beschädigten Sandsteinfassade. Diese beiden Bauabschnitte waren Mitte 2012 beendet. Die Außen- und Innenarbeiten wurden im Februar 2014 abgeschlossen. Obwohl die Restaurierungsarbeiten im Außenbereich zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen waren, war im Juni 2013 die offizielle Eröffnung des "neuen" Bahnhofs in Anwesenheit von Gästen aus Politik, Wirtschaft und Kultur sowie zahlreicher Bürger. tth

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