Fußball Warum eigentlich ausgerechnet Oppen?

Oppen · Der algerische Top-Klub Jeunesse Sportive de Kabylie bereitet sich im Hochwald auf seine neue Saison vor. Das Team war 14 Mal Landesmeister.

 Die algerischen Gäste von Jeunesse Sportive de Kabylie fühlten sich in Oppen gut aufgehoben. Vorne links ist Delegationsleiter Gilles Mellal, dahinter Oppens Vereinschef Ralf Selzer. Jeunesse Trainer Franck Dumas sitzt vorne in der Mitte.

Die algerischen Gäste von Jeunesse Sportive de Kabylie fühlten sich in Oppen gut aufgehoben. Vorne links ist Delegationsleiter Gilles Mellal, dahinter Oppens Vereinschef Ralf Selzer. Jeunesse Trainer Franck Dumas sitzt vorne in der Mitte.

Foto: Erich Brücker

Seit Montag vergangener Woche waren in den Straßen rund um die Lückner-Arena der SSV Oppen lautstark französische Wörter zu hören, nahezu täglich jeweils morgens von 9.30 bis 11.30 Uhr und am Nachmittag von 16.30 Uhr bis 19 Uhr. Es waren aber nicht die Stimmen von etwaigen Neuzugängen, die der heimische Bezirksligist an Land gezogen hat. Vielmehr waren es die Profifußballer des Vereins Jeunesse Sportive de Kabylie aus der algerischen Stadt Tizi Ouzou. Der Verein war 14 Mal Landesmeister, fünf Mal Landespokalsieger sowie zweimal afrikanischer Champions-League-Sieger. Trainer ist seit Beginn der neuen Spielzeit Franck Dumas, ein Franzose, der beim SM Caen groß wurde und Mitte der 90er Jahre mit Jürgen Klinsmann bei AS Monaco spielte. Später war er noch für Newcastle United, Olympique Marseille und RC Lens aktiv, ehe wieder nach Caen zurückkehrte.

Anschließend war er Trainer beim Zweitligisten AC Arles-Avignon und bei der Nationalmannschaft von Äquatorialguinea. Mit 22 Spielern sowie drei Torleuten, Co- und Torwart-Trainern, einem Arzt, zwei Physiotherapeuten und zwei Medienmitarbeitern besteht der Tross aus 36 Personen, angeführt von Gilles Mellal, dem Bruder des Vereinspräsidenten, der zugleich in der Rolle des Dolmetschers bei Verständigungsproblemen hilfreich war. Zwei eigene Köche, Momo und Bruno, sind ebenfalls mit angereist.

Und warum ausgerechnet Oppen? „Der Präsident des Vereins, Cherif Mellal, ist vor rund 25 Jahren als Flüchtling ins Saarland gekommen, wurde dort von unseren Oppener Vereinsmitgliedern Josef Berres und Christian Beckinger betreut. In einem Losheimer Hotel hat er als Küchenhilfe gearbeitet. Inzwischen hat er auch ein Haus in Oppen, kommt sporadisch immer mal wieder hierher zurück, denn in seinem Heimatland hat er sich als ein erfolgreicher Geschäftsmann im Gastronomie-Bereich hoch gearbeitet“, erzählt Ralf Selzer, Vorsitzender des Fußballvereins.

Einen weiteren Kontakt pflegt der Algerier mit Abdel Said, einem Marokkaner, der schon ewige Zeiten in Oppen wohnt und Fußball gespielt hat, heute im Verein als Trainer mitarbeitet. „Abdel war es auch, der vor vier Monaten mit dem Vereinschef wieder Mal Kontakt hatte, und dabei haben beide anfangs von einem möglichen Trainingslager in Oppen gesprochen, das dann letztendlich nach vielen weiteren Telefonaten auch zustande gekommen ist“, erzählt Selzer die Geschichte weiter.

In Metz mit dem Flugzeug angekommen, hatte der Bezirksligist die Algerier mit einem Bus abholen lassen und ins Parkhotel nach Weiskirchen transferiert. „Unser Verein stellt Clubheim mit Küche und Rasenplatz zur Verfügung, ansonsten regeln die Algerier alles in Eigenregie, vornehmlich auch die beiden Mahlzeiten am Mittag und am Abend, Sportleressen eben“, hat der Oppener Vereinschef mal auf die Teller geschaut.

Auch die Trainingsspiele haben die Algerier selbst organisiert. Gegen den 1. FC Saarbrücken gab es eine 2:3-Niederlage, gegen den Oberligisten Hertha Wiesbach einen 2:1-Sieg und gegen Benfica Hamm aus der ersten luxemburgischen Liga einen 2:0-Erfolg. Trainer Dumas war insbesondere vom Können des FCS angetan: „Eine sehr gute Mannschaft“, bescheinigte er.

Trainer Dumas sieht das Können seiner Jungs vergleichbar mit dem Niveau der 2. Bundesliga. Vier Nationalspieler sind im Kader, ein Nigerianer, ein Spieler aus Guinea sowie zwei algerische Nationalspieler. Erstmals absolviert man ein Trainingslager in Deutschland, sonst mehr im Süden Europas. „Die Voraussetzungen, hier die Grundlagen für die neue Saison zu legen, waren äußerst gut. Der Verein hat sich viel Mühe gegeben, uns in allen Belangen zufriedenzustellen. Zudem hatten wir Wetter wie daheim“, betonte der 50-jährige Trainer, der seine Jungs mehr mit harter Hand anfasst. Von daher war seine Stimme die lautstärkste, die über den Rasenplatz schallte.

Morgen früh vor der Abfahrt Richtung Metz gibt es abschließend eine letzte Trainingseinheit auf dem Kunstrasenplatz beim 1. FC Reimsbach. Nach dem Mittagessen heißt es dann Abschied nehmen von den Gästen. Und rund um die Lückner-Arena kehrt wieder etwas mehr Ruhe ein.

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