Wald als Lebensraum ist in Gefahr

Beckingen · In der modernen Forstwirtschaft erreichen die meisten Bäume ihr natürliches Alter nicht mehr. Der Lebensraum Wald ist also stark gefährdet. Der Nabu in Beckingen hat nun ein Projekt vorgestellt.

 Totholz, wie hier im Bild zu sehen, trägt zu einem gesunden Wald bei. Foto: Rudi Reiter

Totholz, wie hier im Bild zu sehen, trägt zu einem gesunden Wald bei. Foto: Rudi Reiter

Foto: Rudi Reiter

Auf Einladung des Naturschutzbundes (Nabu) in der Gemeinde Beckingen stellte Nabu-Projektleiter Helmut Harth aus dem Bundesprogramm zur biologischen Vielfalt das BBV-Projekt "Entwicklung und Förderung von Alt- und Totholzbiozönosen durch eine nachhaltige Bewirtschaftungsstrategie in saarländischen Forstbetrieben" im alten Bahnhof in Beckingen vor.

Der erste Vorsitzende und stellvertretende Landesvorsitzende Rudi Reiter hieß einige Interessenten willkommen, besonders den Referenten Harth. Dieser betonte: "Ich bin gerne nach Beckingen gekommen, denn der hiesige Verein und mein Verein Losheim arbeiten als Nachbarn eng zusammen."

In seinem Vortrag behandelte er dann ausgiebig das Thema des Abends. Bäume und Wälder haben im Leben des Menschen schon immer eine bedeutende Rolle gespielt. In vielen Kulturen verehrte man sie als Wohnstätten von Naturgeistern und Göttern oder Orte der Rechtsprechung. Und auch jenseits von Sagen und Mythologie ist der Baum ein Symbol des ewigen Lebenskreislaufs in der Natur. Doch von den Urwäldern, die einst weite Teile Deutschlands bedeckten, gibt es heute nur noch wenige Überreste. Der Wald wurde im Laufe der Jahrhunderte immer mehr zum bewirtschafteten Forst. Alte, knorrige Buchen und Eichen wurden gerodet und großflächig mit Nadelholzmonokulturen aufgeforstet. Vielerorts ist der Wald sehr jung und ihm fehlt es an der Artenvielfalt und dem Strukturreichtum eines alten Laubwaldes. Luftverschmutzung und intensive Holzwirtschaft setzen der grünen Lunge Deutschlands zu. Der natürliche Alterungs- und Zerfallsprozess des Waldes wird in der modernen Forstwirtschaft kaum berücksichtigt und die meisten Bäume werden geerntet, bevor sie ihr natürliches Alter erreichen können.

Das ist auch der Grund, weshalb der Lebensraum Wald und die daran angepassten Lebensgemeinschaften heute zu den am stärksten gefährdeten Biozönosen in Mitteleuropa zählen und die Unesco die "Alten Buchenwälder Deutschlands" zum Weltnaturerbe erhob. In nur sehr wenigen Bundesländern gibt es so genannte "Altholzprogramme", die zudem noch in den Kinderschuhen stecken und nicht auf ganzer Fläche umgesetzt werden. Das Saarland besitzt hier eine Vorreiter-Position. Der Vorsitzende Reiter bedankte sich beim Referenten Harth: "Es war ein interessanter Vortrag." Anschließend ging es um CO2 und den Holzverbrauch.

Projektträger ist der Nabu Saarland von 2013 bis 2018. Finanzierung: zu 75 Prozent durch das Bundesministerium für Umwelt (BMU), 15 Prozent vom Saarland und 10 Prozent vom Nabu. Die Projektpartner sind der Saarforst Landesbetrieb, das Zentrum für Biodokumentation in Reeden, Kommunal- und Privatforstbetriebe und hier im Kreis die Kreisstadt Merzig und der Privatwald "Waldgut Jungenwald" bei Weiskirchen. Gesamtkosten: über sechs Jahre 1,9 Millionen Euro. Umgesetzt werden die Erforschung der Lebensgemeinschaften von alten Bäumen in ihrer Zerfallsphase und die Entwicklung von Strategien, wie diese Ökosysteme für die Zukunft in vernetzten Waldlebensräumen gesichert und wieder hergestellt werden können. Ausgangspunkt ist dabei die Kartierung und Erfassung von Restbeständen dieser Biotopstrukturen.

Im Zentrum für Waldkultur der Scheune Neuhaus bei Saarbrücken wird ein Infozentrum eingerichtet. Planung, Beratung und Realisierung erfolgt durch Experten der HTW und Ideenentwicklung der Hochschule für bildende Künste in Saarbrücken. Ein besonderes Anliegen ist auch die Beteiligung und Information aller Akteure und gesellschaftlich relevanter Gruppen, um die Notwendigkeit der Integration von Alt- und Totholzbiozönosen in den Wald zu kommunizieren.

Im Rahmen des Projektes werden auch Baumpatenschaften geschlossen. Dabei wird der Holzwert des Baumes dem Eigentümer ersetzt, der Baum dauerhaft mit dem Patennamen gekennzeichnet und 40 Jahre lang der Erhalt des Baumes gesichert. Bewerben können sich Vereine, Privatpersonen, Banken und Gewerbebetriebe beim Projektteam: Helmut Harth (Dipl.-Geogr., Leitung, Management) Monika Heinze (M. A., Assistenz, Verwaltung); Projektbüro: Forsthaus Wolfsgarten an der L260, Saarbrücken-Neuhaus.

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