Beckingen Den Hammer raus und nix wie druff

Beckingen · Abwechslungsreiche Kappensitzung des Beckinger Karnevalsvereins „Grad ze laeds“ in der Deutschherrenhalle.

 Nicht nur einen dicken Hammer, sondern auch flinke Beine hatte die Bauarbeitertruppe „Die Wadenwackler“.

Nicht nur einen dicken Hammer, sondern auch flinke Beine hatte die Bauarbeitertruppe „Die Wadenwackler“.

Foto: Roman Niederkorn

Ein Dudelsackspieler im traditionellen Kilt führte den Hofstaat des KV „Grad ze laeds“ zur Kappensitzung in der Deutschherrenhalle musikalisch zur Bühne. Trotz der schottischen Melodie wurde weder mit Pointen der Akteure noch mit dem Applaus der Närrinnen und Narren im Saal gegeizt. Entgegen einzelnen Unkenrufen im Vorfeld, die bereits einen Ausfall der Sitzung verkünden wollten, zog der KVB, wie bereits allein aus seinem Namen „Grad ze laeds“ hervorgeht, eine furiose vierstündige Non-Stop-Veranstaltung ab.

Bereits das Prinzenpaar Thomas III. und Birgit V. konnte bei seiner Proklamation mit einer humoresken Schilderung der bisherigen Erlebnissen als Herrscherpaar das Eis in der Halle brechen. Dass nicht nur Füße, sondern auch Getränkewagen und Rollatoren bei den verschiedenen Auftritten ihr das Prinzessinnenkleid malträtierten, nahm Birigt V. als „Kollateralschaden“ schmunzelnd in Kauf. Das „Grad ze laeds“-Lied und das im Duett gesungene Stück „Äänmol Prinz ze senn in Beckingen an der Saar“ taten ihr Übriges, die Stimmung anzuheizen.

Mit Bravour bestand eine junge Akteurin ihre Feuertaufe in der Bütt, die als kecke Göre ihrem Opa ein um andere Mal im wahrsten Sinne alt aussehen ließ. DDR-Nostalgie kam auf, als die Wiedergeburt von Genosse Erich Honecker auf der Bühne erschien. „Für die Saarländer war es ein Glück gewesen, dass ich ins Reich ausgewandert bin, denn sonst gäbe es jetzt kein Saarland mehr“, frotzelte er rum. Nachdem der Akteur den Staatsratsvorsitzenden wieder in der Kiste verschwinden ließ, gab es zunächst Nachhilfe in saarländischer Grammatik, die der französischen verblüffend ähnelt. Der Gipfel des Auftritts war dann die eigene Interpretation des Loreley-Liedes, das zum Verwechseln ähnlich die imitierten Stimmen bekannter Sangesgrößen wieder aufleben ließ.

Gleich zwei Ehepaare hatten nichts Besseres zu tun, als ihre Streitigkeiten unter dem Gejohle des Publikums auf offener Bühne zu klären. Ein Redner schilderte die leidvollen Erfahrungen mit Nachbarn, wobei er noch froh ist, dass sich darunter kein Pfälzer befindet.

Mit medizinischen Fachausdrücken, die er selber nicht recht verstand, plagte sich ein Kranker herum, der den männlichen Herrschaften eine Untersuchung beim Urologen mächtig madig machte.

Bei Krachern mit Hits von der Baleareninsel Mallorca waren die peinlichen Schilderungen schnell vergessen und es wurde ausgelassen wie am Ballermann gefeiert.

Dass man nicht unbedingt eine zahlenmäßig große Gruppe aufbieten muss, um eindrucksvolle Darbietungen abzuliefern, bewiesen die Kindergruppe und Aktiven sowohl bei den Garde- als auch bei den Showtänzen. Gleich drei Funkenmariechen fegten elegant und akrobatisch zugleich übers Parkett . Dass auch Schlümpfe nicht nur brav ihr Liedchen vortragen, belegte eine kesse Einlage einer Männertruppe. Ebenfalls stampfte rhythmisch ein Bauarbeiterteam unter dem Motto „Den Hammer raus und nix wie druff“ auf der Bühne herum.

Die Band „Gipfelkraxler“ sorgte neben den übrigen Programmpunkten dafür, dass die gute Stimmung im Saal stets oben auf war.

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