Rückendeckung für Beckinger Stahlarbeiter

Beckingen · Stahlarbeiter in Existenzängsten: Billigstahl aus China bedroht die Weltmärkte und damit auch die Schlüsselbranche der Saarwirtschaft. Auf Antrag der Linken hat der Beckinger Gemeinderat eine Resolution zum Arbeitsplatz-Schutz verabschiedet.

Einstimmig hat der Beckinger Gemeinderat eine Resolution "Stahl hat Zukunft" verabschiedet. Damit wollen die Fraktionen den rund 450 Beckingern Rückendeckung geben, die in den Hüttenwerken Dillingen und Völklingen beschäftigt sind. Die Stahlarbeiter fürchten laut Elmar Seiwert, Chef der Linksfraktion im Beckinger Gemeinderat, um ihre Jobs. Als Grund nannte er die Dumpingpreise, mit denen die Chinesen ihre Produkte auf dem Stahlmarkt anbieten. Auch die Umweltpläne aus Brüssel sorgten für zusätzliche Kostenbelastungen, die nicht mehr zu verkraften seien. So sind laut Seiwert kürzlich auf dem Klimagipfel Richtlinien beschlossen worden, die hiesige Unternehmen beeinträchtigten. "Die Hausaufgaben im Bereich Klimaschutz sind in Deutschland gemacht worden, wo die zehn saubersten Stahlwerke, unter anderem die Hütten in Dillingen und Völklingen, zu finden sind", sagt Seiwert.

Daher habe die Fraktion "Die Linke " laut Seiwert mit allen Rats-Fraktionen eine gemeinsame Resolution besprochen und ist froh, dass diese einstimmig verabschiedet werden kann. "Das Saarland ist ein Industrie- und Energiestandort und soll es auch in Zukunft bleiben", heißt es in dieser Erklärung. Und weiter: "Die regionale Stahlindustrie sorgt als Schlüsselbranche der Saarwirtschaft schon seit Generationen für Wertschöpfung, Beschäftigung und Wohlstand vor Ort. Sie ist gleichzeitig Bestandteil nationaler, europäischer und internationaler Beschaffungs- und Absatzmärkte."

Nach Worten von SPD-Fraktionsmitglied Stefan Krutten hätten Betriebsratsmitglieder der Dillinger Hüttenwerke gerne dem Rat Rede und Antwort gestanden, waren aber leider terminlich verhindert. "Mit der AG der Dillinger Hüttenwerke und der Saarstahl AG sind im Saarland zwei Konzernzentralen mit dem Ziel vertreten, Standorte und Arbeitsplätze im Saarland zu halten und auszubauen", sagte Krutten, der vor seinem Mandat im saarländischen Landtag Ausbildungsmeister bei der Dillinger Hütte war.

Die Existenzängste der Stahlarbeiter begründete Krutten mit dem Billig-Stahl aus China und den weltweiten Überkapazitäten sowie dem Entwurf der Brüsseler EU-Kommission. Dieser belaste laut Krutten die deutsche Stahlindustrie durch den vorgeschriebenen Kauf von Umweltzertifikaten mit enormen Zusatzkosten. Dabei sei ursprünglich beim EU-Gipfel 2014 zugesagt worden, den saubersten und effizientesten Werken keine Auflagen aufzubürden. "Gleichzeitig schaut die Kommission zu, wie China gegen Umweltstandards verstößt und Billigstahl in riesigen Mengen nach Europa exportiert."

Dadurch sieht Krutten die Zukunft der Stahlindustrie in Deutschland und in Europa gefährdet. Auch befürchtet er einen negativen Einfluss durch den CO-2-Ausstoß. "Dieser ist in den chinesischen Hütten immens höher als bei uns. Gleichzeitig wird unserer sauberen Stahlindustrie die finanzielle Möglichkeit genommen, wichtige Innovationen und Investitionen zur weiteren Reduzierung des CO-2-Ausstoßes zu tätigen."

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