Netzwerk für Flüchtlinge gegründet

Honzrath · Ein neues Netzwerk in Beckingen will neu ankommenden Flüchtlingen in der Gemeinde dabei helfen, sich im Alltag besser zurechtzufinden. Rund 30 Menschen nahmen an der Gründungsversammlung teil.

 Die Aktiven des Beckinger Netzwerks wollen sich unter anderem dafür einsetzen, dass Flüchtlinge bei ihrer Ankunft begrüßt werden. Foto: Lars Reusch

Die Aktiven des Beckinger Netzwerks wollen sich unter anderem dafür einsetzen, dass Flüchtlinge bei ihrer Ankunft begrüßt werden. Foto: Lars Reusch

Foto: Lars Reusch

In Beckingen hat sich vergangene Woche in den Räumen der Arbeiterwohlfahrt in Honzrath ein Netzwerk von Bürgern gegründet, die der Vielzahl an neu ankommenden Flüchtlingen mit Hilfe und Unterstützung begegnen möchten. Rund 30 Leute waren dem Aufruf der Initiatoren um Karl-Heinz Philippi und dem Ehepaar Anton gefolgt, den sie im Beckinger Amtsblatt gestartet hatten. Solche Netzwerke sind Trend im Grünen Kreis: In immer mehr Gemeinden schließen sich Menschen zusammen, die Flüchtlinge ehrenamtlich begleiten möchten.

Bislang hatte sich lediglich ein sehr kleiner Kreis von Bürgern um die Flüchtlinge in Beckingen gekümmert. Aber da dort schon jetzt knapp 40 Personen, die meisten aus Syrien und Eritrea, Unterkunft gefunden haben und sich die Zahl bis Ende des Jahres nach Schätzungen der Gemeinde auf 100 erhöhen könnte, braucht es mehr helfende Hände. Und davon gibt es in Beckingen offenbar viele.

Die Gruppe in Beckingen will - anders als zum Beispiel in Wadern, wo Bürgermeister Jochen Kuttler das Bündnis für Flüchtlinge leitet, - dabei unabhängig von der Gemeinde agieren. "Ganz bewusst", wie Karl-Heinz Philippi betonte: "Wir wollen kein verlängerter Arm der Gemeinde sein." Beckingens Bürgermeister Erhard Seger hat Philippi allerdings zugesichert, ihn immer darüber zu informieren, wann ein neuer Flüchtling wo ankommt. Das Netzwerk will dann sicherstellen, dass gleich Ehrenamtliche vor Ort sind und die Neuankömmlinge begrüßen. Denn: "Die Flüchtlinge werden von der Gemeinde in der Wohnung abgesetzt und dann auf Wiedersehen", so Philippi. Eine weitergehende Betreuung für die Menschen, die nach ihrer teils monatelangen Flucht in einem fremden Land mit einer fremden Sprache ankommen, ist nicht vorgesehen. Sie brauchen also Unterstützung in praktisch allen alltäglichen Dingen. Ob das Hilfe beim Einkaufen ist, bei Behördengängen oder Arztbesuchen, beim Erklären der Mülltrennung. Dazu braucht es Bürgerengagement in Form von Zeit und Energie. "90 Prozent sind Zeitspenden, keine Sachspenden", sagte Philippi. Um die Hilfe zu koordinieren, dazu sollte der Abend in Honzrath ein erster Schritt sein.

Extra eingeladen hatten die Initiatoren einen Herrn vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Lebach, der einen kleinen Überblick über die Asyl-Situation in Deutschland und dem Saarland geben sollte. Er erzählte dann jedoch reichlich Schauergeschichten von raffgierigen, verdreckten Flüchtlingen, die die Krätze ins Saarland bringen und ihre Wohnungen verwahrlosen lassen - und das auf einer Veranstaltung, auf der sich Menschen treffen, die den Neuankömmlingen helfen möchten. Man konnte sich daraufhin gut vorstellen, auf welche Atmosphäre die Flüchtlinge in Lebach treffen. Glücklicherweise ließen sich die Beckinger davon nicht anstecken ("Wollen Sie uns die Sache etwa vergällen?", rief ein Zuhörer empört), wohlwissend, dass die allermeisten Flüchtlinge freundliche, ganz normale Leute sind. Am Ende der Veranstaltung hinterließen alle Helfer ihre Kontaktdaten, für die Organisatoren wird nun die Koordination die größte Herausforderung sein. "Es gibt vielleicht Startschwierigkeiten", meinte Philippi, aber das werde sich mit der Zeit schon einspielen. Ziel sei es, dass es irgendwann in jedem Ortsteil eine kleine Gruppe gebe, die sich dann ganz eigenständig um "ihre" Flüchtlinge kümmere.

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