Kreuze versinken im Unkraut

Reimsbach. Ein Wust von dürren Nadeln und vertrockneten Zapfen bedeckt den Weg, überwuchert von jeder Menge Kräutern. Äste ragen in den Weg. Die Metallkreuze, an denen sichtlich der Zahn der Zeit nagt, versinken im Grün

Reimsbach. Ein Wust von dürren Nadeln und vertrockneten Zapfen bedeckt den Weg, überwuchert von jeder Menge Kräutern. Äste ragen in den Weg. Die Metallkreuze, an denen sichtlich der Zahn der Zeit nagt, versinken im Grün. Dazu kommen die offenkundigen Hinterlassenschaften von Stürmen und Unwettern: Abgebrochene Äste vermodern auf dem Weg und den Gräbern, ebenso Latten, von Unbekannten auf dem Terrain deponiert. Zum 70. Jahrestag bietet der Ehrenfriedhof in Reimsbach einen verwahrlosten Zustand. Es scheint, dass die Ruhestätte von Soldaten, 1940 von der deutschen Wehrmacht als Waldfriedhof angelegt, in Vergessenheit geraten ist, so ungepflegt, wie er aussieht - er ähnelt mehr einemn Urwald denn einer Gedenkstätte. Und gefährlich ist ein Besuch außerdem: Einige der riesigen Kiefern drohen umzustürzen. Ein Mahnmal wurde bereits durch herausfallende Äste zerstört, wie die SZ erfahren hat."Ich habe das Grab meines Bruders besucht und ihn im Dreck liegen sehen", klagt Gregor Piotrowski aus Emmerich. Vor wenigen Wochen hatte sich der Mann mit Ehefrau Erika vom Niederrhein nahe der holländischen Grenze aufgemacht ins Saarland - und erlebte ein Desaster. "Vor zwei Jahren war der Friedhof wunderbar gepflegt. Jetzt ist er eine Katastrophe" - eine Meinung, mit dem der Nordrheinwestfale nicht alleine steht. "Die Gefallenen haben eine ehrwürdigere Ruhestätte verdient", kritisiert auch Familie Lorenz. "Die Friedensstätte ist in einem desolaten Zustand", hat sie den Verantwortlichen ins Besucherbuch des Ehrenfriedhofs geschrieben. "Der Auftrag für die Sanierung des Soldatenfriedhofs ist raus", sagte Reimsbachs Ortsvorsteher Axel Kläser auf SZ-Anfrage. "Die Kreuze werden gesäubert und restauriert, alle Bäume innerhalb des Friedhofs abgeholzt und die Wege neu angelegt." Auch der Eingangsbereich wird nach Darstellung von Kläser optisch aufgewertet - alles in enger Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Arbeit, Familie, Prävention, Soziales und Sport. "Bis Ende Oktober", so sagt der Ortsvorsteher, "soll die Neugestaltung abgeschlossen sein". Der Ortsrat hat nach Aussage des Ortsvorstehers auch die Möglichkeit gehabt, eigene Wünsche und Anregungen zur Friedhofsgestaltung einzubringen. Die Angebote liegen vor und werden derzeit abgestimmt, heißt es aus dem Ministerium, zuständig für die Pflege des Friedhofes. "Wir sind über den Zustand des Kriegerfriedhofs informiert", sagt Pressereferentin Ina Thiesen. "Bis zum Volkstrauertag am Sonntag, 14. November, sollen die Arbeiten beendet sein." "Ich habe das Grab meines Bruders besucht und ihn im Dreck liegen sehen."Gregor Piotrowski

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