„In Wildwest-Manier in den Ruin getrieben“

Beckingen · Der Plan von Whitesell, bis zu 300 Stellen in Beckingen abzubauen, treibt SPD und Linke auf die Barrikaden. Die SPD gibt die Schuld am Fiasko Managern, die Linken sprechen von Arroganz des US-Schraubenherstellers.

 Mitarbeiter verlassen nach der Betriebsversammlung am Freitag die frühere Karcher-Schraubenfabrik mit gemischten Gefühlen. Foto: Rolf Ruppenthal

Mitarbeiter verlassen nach der Betriebsversammlung am Freitag die frühere Karcher-Schraubenfabrik mit gemischten Gefühlen. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Mit Betroffenheit reagierten die Verantwortlichen der SPD Beckingen auf den am Freitag in einer Betriebsversammlung bekannt gewordenen geplanten Stellenabbau des Schraubenherstellers Whitesell in Beckingen . Wie MdL Stefan Krutten und der Fraktionsvorsitzende Josef Bernardi nach einem Gespräch mit dem Betriebsrat und dem 2. Bevollmächtigten der IG Metall, Guido Lesch, mitteilen, sind in Beckingen bis zu 300 Mitarbeiter von dem geplanten Stellenabbau betroffen. Dies würde bedeuten, dass nur noch etwa 40 bis 60 Arbeitsplätze in Beckingen erhalten blieben.

Suche nach Lösung gefordert

"Hier sollen, wie so oft, wiederum die Mitarbeiter für die Fehler des Managements mit dem Verlust ihres Arbeitsplatzes bezahlen", macht Bernardi seiner Enttäuschung Luft. Als zynisch bezeichnet er wie "Whitesell den personellen Kahlschlag damit begründet, dass das Unternehmen auf Wachstum ausgerichtet werden soll". Erst durch die drastischen und überzogenen Preiserhöhungen sei vom Management der nun beklagte Umsatzeinbruch verursacht worden. Binnen eines halben Jahres habe es der US-Investor in Wildwest-Manier geschafft, ein Unternehmen mit über hundertjähriger Tradition an den Rand des Ruins zu wirtschaften.

Krutten und Bernardi unterstreichen nochmals, dass SPD und Gemeinderatsfraktion sich "hundertprozentig mit der Belegschaft und der Gewerkschaft solidarisieren". So wird der Einsatz von Wirtschaftsstaatssekretär Jürgen Barke für den Standort Beckingen sehr begrüßt. Nun sei die saarländische Landespolitik im Verbund mit den anderen betroffenen Bundesländern Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen gefordert, gemeinsam mit Belegschaft und Gewerkschaft, nach Lösungen für den Erhalt der Arbeitsplätze zu suchen.

Die SPD-Gemeinderatsfraktion hat zwischenzeitlich die kurzfristige Einberufung des Gemeinderates beantragt mit dem Ziel der einstimmigen Verabschiedung einer gemeinsamen Resolution aller im Rat vertretenen Fraktionen.

Auch Elmar Seiwert, Fraktionschef der Linken im Beckinger Gemeinderat, hat von Beckingens Bürgermeister Erhard Seger einen Sondersitzung zum personellen Kahlschlag bei Whitesell Beckingen gefordert.

Die Situation erfordert nach seiner Auffassung eine Stellungnahme der Gemeinde, in der die Solidarität zur Belegschaft des Beckinger Unternehmens und deren Familien zum Ausdruck gebracht wird. Zudem müssen "die Wildwestmanieren und das asoziale Verhalten" des US-Schraubenherstellers verurteilt werden, heißt es in dem Schreiben weiter. An der Sondersitzung sollen nach Seiwerts Worten auch Betriebsrat und Vertreter der IG-Metall teilnehmen.

Linke: Betrieb in Gefahr

Die Linke Beckingen hatte am Freitag spontan eine Mahnwache am Betriebsgelände organisiert (sie SZ berichtete), um Solidarität mit der Belegschaft zu bekunden.

"Die Art und Weise, wie mit der Belegschaft umgegangen wurde, die untransparente Firmenpolitik und letztendlich die Arroganz, die Whitesell mit der Absage der Gespräche mit dem Staatssekretär an den Tag gelegt hat, zwingt zum Handeln", sagte MdL Dagmar Ensch-Engel, die auch dem Gemeinderat angehört.

"Leider sind die Ergebnisse der Betriebsversammlung weitaus dramatischer ausgefallen als erwartet, wir alle waren schockiert, dass mindestens 2/3 der Arbeitsplätze massiv in Gefahr sind, zumal mit dieser ‚Minimalbesetzung' der Werksbetrieb nicht mehr aufrecht zu erhalten sein dürfte", befürchtet sie.

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